Luftfahrt

Kühne größter Lufthansa-Aktionär

Kühne Aviation hat die jüngste Kursschwäche der Lufthansa-Aktie genutzt, um ihren Anteil an der Fluggesellschaft auf mehr als 15% auszubauen und damit größter Einzelaktionär zu werden.

Kühne größter Lufthansa-Aktionär

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Vor dem Hintergrund massiver Kritik der Öffentlichkeit am Flugchaos in der Hauptreisezeit, in der auch die Lufthansa bereits über 3000 Flüge gestrichen hat, erhöht Klaus-Michael Kühne seinen Anteilsbesitz. Der Milliardär und Logistikunternehmer hält über die Kühne Aviation einer Stimmrechtsmitteilung zufolge nun 15,01% an der Fluggesellschaft und steigt damit zum größten Einzelaktionär vor dem Bund auf. Die Lufthansa-Aktie war in den vergangenen zwei Wochen auf ein Tief von 5,37 Euro gefallen. Kühne dürfte die Kursschwäche genutzt haben. Allerdings überrascht die Aufstockung ohnehin nicht, denn der Mehrheitsaktionär von Kühne+Nagel, der auch 30 % an der Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd hält, hatte schon im Mai vorigen Jahres sein strategisches Interesse bekundet. Damals kündigte er auch bereits weitere Anteilskäufe an. Die Lufthansa selbst zeigte sich „erfreut über den Vertrauensbeweis“, die Aktie machte gestern einen Satz von 4 %. Karl Gernandt, Executive Chairman der Kühne Holding der als Vertrauter des 85-jährigen Unternehmers gilt, hatte bereits vor einiger Zeit angekündigt, dass der Großaktionär einen Sitz im Aufsichtsrat annehmen und eine geeignete Persönlichkeit benennen würde. Gernandt ist auch Vize-Chairman bei Hapag-Lloyd. Für weitere Aufstockungspläne könnte Kühne die Dividende der Reederei für das vergangene Jahr einsetzen. Hapag-Lloyd, die wie alle großen Reedereien von der angespannten Logistik in der Coronakrise profitiert hat, schüttete für 2021 insgesamt 6,15 Mrd. Euro aus. Davon sind 1,8 Mrd. Euro an Kühne gegangen. Die Summe würde ausreichen, um dem Bund seine verbliebenen 14,1 % an der Lufthansa abzukaufen. Der MDax-Konzern war an der Börse zuletzt insgesamt 6,85 Mrd. Euro wert. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds muss seine Beteiligung nach der erfolgten Rückzahlung der Staatshilfen bis spätestens Oktober 2023 abstoßen.

Kühne hat den Hintergrund seines strategischen Interesses bisher nicht näher erläutert. Dennoch sind in jüngster Zeit Partnerschaften zwischen Airlines und Reedereien häufiger geworden. Die weltweit drittgrößte Reederei, die französische CMA CGM hat 9 % an Air-France KLM erworben. Lufthansa selbst bemüht sich in Kooperation mit MSC um eine Übernahme der Alitalia-Nachfolgerin ITA. A.P. Møller-Mærsk hat mit Mærsk Air Cargo eine eigene Frachtfluggesellschaft gegründet. Hapag-Lloyd hat bisher noch keinen Airline-Partner.

Unterdessen hat der Lufthansa-Aufsichtsrat dem Vorstand angesichts von Flugchaos und Personalmangel den Rücken gestärkt. Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley mahnte in einem internen Interview zur Geschlossenheit. „Es gibt immer die, die hinterher behaupten, sie hätten schon immer dies oder das gesagt. Solche Schlaumeier helfen uns nicht weiter“, erklärte er zu Kritik an der Führungsetage aus den eigenen Reihen. „Jetzt müssen wir erstmal den Schlamassel in den Griff kriegen“, betont er. „Über das Grundsätzliche können wir dann wieder reden, wenn die Zeitenwende sich eingeschwungen hat“. Alle im Aufsichtsrat, der auf Betreiben der Arbeitnehmervertreter zu einer Sondersitzung zusammengekommen war, seien über die „operationelle Lage zutiefst beunruhigt“. Kley zeigte sich aber überzeugt, dass „die jetzt eingeleiteten Maßnahmen wie Flugstreichungen, Stabilisierung des Flugbetriebes oder zusätzliches Personal erfolgreich sein werden“.

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