Chemieindustrie

Lanxess tritt auf Akquisitions­bremse

Der Chemiekonzern Lanxess hat sich für 2022 ein deutliches Ergebniswachstum vorgenommen. In der Prognose sind die Kriegsfolgen, die zunehmend Sorge bereiten, jedoch nicht berücksichtigt.

Lanxess tritt auf Akquisitions­bremse

ab Köln

Nach vier Akquisitionen im abgelaufenen Turnus will sich Lanxess in diesem Jahr in Enthaltung üben. „2022 wird ein Jahr der Entschuldung und eher der Desinvestition“, sagte Vorstandschef Matthias Zachert bei der Bilanzvorlage. Welche Geschäfte dabei auf den Prüfstand kommen, behielt der Lanxess-Chef für sich. Im abgelaufenen Turnus war die Nettoverschuldung schon auf 2,3 (i.V. 1) Mrd. Euro hochgelaufen. Mit dem Abschluss der im Sommer 2021 angekündigten Übernahme des Microbial-Geschäfts von IFF – mit ihr wird im zweiten Quartal gerechnet – wird auch der Kaufpreis von 1,3 Mrd. Dollar fällig.

Ohnehin haben die Industrieunternehmen dieser Tage andere Sorgen, als sich nach neuen Akquisitionszielen umzusehen. Der Krieg in der Ukraine stellt nämlich auch Lanxess vor Herausforderungen. Dabei geht es weniger um das überschaubar große Geschäft des Chemiekonzerns in der Kriegsregion, dessen Umsatzgröße Zachert auf 60 Mill. Euro bezifferte. Die dortige Ge­schäftstätigkeit hat Lanxess – soweit vertraglich möglich – eingestellt. Beliefert werde nur internationale Kundschaft zum Schutz von deren Lieferketten.

Vielmehr treibt die Sorge vor weiteren Rohstoffpreis- und Energiepreissteigerungen gerade die energieintensiven Branchen um. Nachdem sich die Energierechnung von Lanxess schon im abgelaufenen Turnus um 200 Mill. Euro erhöhte, wird es in diesem Jahr nochmals teurer. „Ich bin kein Prophet“, beschied Zachert die Frage nach dem Umfang. Inzwischen ist Energie für Lanxess der zweitgrößte Kostenblock, etwa gleichauf mit den Personalkosten. Abgesichert hat Lanxess den Energiebezug nicht. Stattdessen wurden 2021 Energiepreisklauseln in die Verträge mit Kunden aufgenommen.

Auch dadurch ist es den Kölnern gelungen, die gestiegenen Inputkosten 2021 weitgehend an die Kunden weiterzureichen. Davon geht Lanxess zunächst auch für den laufenden Turnus aus. Insofern sind die Aussichten auf den laufenden Turnus gar nicht so schlecht, wenngleich Zachert einräumt, dass sich die Kriegsfolgen derzeit nicht seriös abschätzen ließen. Die Prognose für das Gesamtjahr, in der von „einem deutlichen Ergebniszuwachs“ die Rede ist, lässt die Auswirkungen des Kriegs unberücksichtigt.

Noch kann Zachert beim Blick in die Auftragsbücher davon jedoch nichts sehen, wie er sagte. Im Gegenteil: Der Start in den neuen Turnus ist geglückt. Davon zeugt auch der Ausblick auf das erste Quartal, für das Lanxess ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 280 bis 320 Mill. Euro erwartet. Am unteren Rand der Spanne entspräche das einem Zuwachs um fast 16 %.

Trotz der rasanten Steigerungen bei Rohstoff-, Energie- und Frachtkosten ist Lanxess im abgelaufenen Turnus ein deutlicher Umsatz- und Ergebnissprung gelungen. Die Erlöse kletterten auf 7,6 Mrd. Euro (+24 %), das bereinigte operative Ergebnis um 17 % auf gut 1 Mrd. Euro. Das Konzernergebnis verringerte sich dagegen um zwei Drittel. 2020 hatte der Currenta-Verkauf einen außerordentlichen Ertrag beschert. Die gestiegenen Rohstoffpreise fanden ihren Niederschlag im operativen Cashflow, der um 26 % auf 439 Mill. Euro nachgab. Die Aktionäre sollen eine auf 1,05 (1) Euro erhöhte Dividende erhalten.

Wertberichtigt Seite 6

Lanxess
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz7 5576 104
Bereinigtes Ebitda1 010862
Ebitda-Marge (%)13,414,1
Ebit350253
Periodenergebnis267885
 aus fortgef. Geschäft218908
 aus nicht fortge- führtem Geschäft49– 23
Ergebnis je Aktie (Euro)3,0910,22
Dividende je Akt. (Euro)1,051,00
Operativer Cashflow439594
Nettoverschuldung2 3451 012
Roce * (%)6,67,5
*) Return on Capital EmployedBörsen-Zeitung
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