Elektroautohersteller

Lucid Motors debütiert per Spac an der Nasdaq

Lucid wurde zuletzt mit 42 Mrd. Dollar bewertet und rangiert damit nicht weit entfernt vom zweitgrößten US-Hersteller Ford Motor, der 55 Mrd. Dollar auf die Waage bringt.

Lucid Motors debütiert per Spac an der Nasdaq

nok New York

In den Vereinigten Staaten häufen sich die Börsengänge von Tesla-Jägern. Am Montag debütierte der kalifornische Elektroautohersteller Lucid Motors nach der Fusion mit der großen Unternehmenshülle (Spac) Churchill Capital Corp IV. Lucid wurde zuletzt mit 42 Mrd. Dollar bewertet und rangiert damit nicht weit entfernt vom zweitgrößten US-Hersteller Ford Motor, der 55 Mrd. Dollar auf die Waage bringt. Elektropionier Tesla, der gemessen am Börsenwert größte Autohersteller, spielt mit 620 Mrd. Dollar allerdings in einer eigenen Liga.

Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) sind börsennotierte Firmenmäntel ohne operatives Geschäft, die innerhalb einer bestimmten Frist ein nicht börsennotiertes Unternehmen kaufen wollen – und es mit der Fusion gleichsam durch die Hintertür an die Börse bringen. Erst in der vergangenen Woche war der kleinere Konkurrent Faraday Future per Spac-Fusion an die Nasdaq gegangen. Das seit Herbst 2019 vom ehemaligen BMW-Manager Carsten Breitfeld geführte Unternehmen sicherte sich damit eine neue Finanzierung von 1 Mrd. Dollar. Faraday will bis Mitte 2022 eine Oberklasse-Limousine auf den Markt bringen. Lucid, die mit der Spac-Transaktion 4,4 Mrd. Dollar einnimmt, ist mit der Produktion von Autos schon einen Schritt weiter, auch wenn sich das Lieferdatum der ersten Fahrzeuge im Zuge der Pandemie verzögert hat. Das Unternehmen, das eine Fabrik in Arizona betreibt, plant das erste Fahrzeug, die obere Mittelklasse-Limousine Lucid Air, noch in diesem Jahr auszuliefern. Lucids Jagd auf Tesla wird von ehemaligen Managern des ebenfalls in Kalifornien beheimateten Konkurrenten getrieben. Lucid-Vorstandschef Peter Rawlinson machte zunächst Karriere bei Jaguar und Lotus, bevor er Chefingenieur des Tesla Model S wurde, also des Modells, dem der Lucid Air bald Konkurrenz machen will.

Wie Tesla will Lucid Elektromobilität für den breiten Markt anbieten. „Lucids Mission ist es, Elektroautos und elektrische Antriebssysteme zur Massenproduktion zu bringen“, sagte Rawlinson. Für die Produktion verantwortlich ist der deutsche Manager Peter Hochholdinger, der ebenfalls von Tesla kam und davor lange für Audi tätig war.

Der Börsengang von Lucid wäre beinahe gescheitert. Der ehemalige Citigroup-Investmentbanker Michael Klein, der das Spac lanciert hatte, appellierte in der vergangenen Woche an Privatanleger, für die Fusion zu stimmen, um die notwendige Mehrheit zu bekommen. Klein wandte sich insbesondere an Aktionäre, die über die populären Wertpapierhandels-Apps wie Robinhood Aktien des Spac erworben hatten und möglicherweise nicht wussten, ob oder wie sie an der Abstimmung teilnehmen sollten. „Wenn Sie über die neuen Handelsplattformen investieren, die Sie möglicherweise nicht unbedingt eindeutig zu einem Abstimmungsdienst weiterleiten, brauchen wir Ihre Stimme“, sagte Klein. Sein Appell wurde erhört und die Fusion am Freitag vollzogen.

Der Aktienkurs von Lucid kletterte am Montag im frühen Handel um rund 11%. Trotz vergleichbarer Euphorie von Anlegern zum Börsenstart anderer Elektrofahrzeughersteller haben sich die Aktienkurse einiger im vergangenen Jahr per Spac an die Börse gegangener Firmen zuletzt schwach entwickelt. Die Aktienkurse des Lasterherstellers Nikola, des Pick-up-Spezialisten Lordstown und des Lieferwagenbauers Canoo sind seit Anfang des Jahres deutlich gefallen. Eine der Ursachen: Im Gegensatz zu Tesla hat bislang keines der Unternehmen ein verkaufsfähiges Fahrzeug produziert. Dazu kommt ein verschärfter Gegenwind der Börsenaufsicht SEC, deren neuer Vorsitzender Gary Gensler sich um den Schutz von Privatanlegern bei Spac-Transaktionen sorgt. Gegen Nikola und Lordstown Motors ermittelt die Behörde wegen möglicher Irreführungen von Investoren. Die Unternehmen haben im Zuge der Kontroversen Gründer und Vorstandschefs entlassen. Canoo hat ebenfalls Anfragen der SEC erhalten, nachdem Vorstandschef Ulrich Kranz im April zurückgetreten war. Der ehemalige BMW-Manager wechselte zu Apple. „Ich glaube, es wird eine Korrektur geben“, sagt Marco Marinucci, Investor bei Hella Ventures. „Der Appetit auf Beteiligungen an Unternehmen im frühen Stadium nimmt schon ab.“

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