Working Capital Management

Maschinen­bauer binden viel Betriebskapital

Das Working Capital als interne Kapitalquelle rückt bei vielen Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau wieder in den Fokus. Allerdings sind die Möglichkeiten, an dieser Schraube zu drehen, unterschiedlich verteilt.

Maschinen­bauer binden viel Betriebskapital

sar Frankfurt

In den Lagerhäusern der Maschinen- und Anlagenbauer im deutschsprachigen Raum schlummern nach wie vor große Reserven. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine aktuelle PwC-Analyse von mehr als 600 Unternehmen aus der Branche mit einem Jahresumsatz über 100 Mill. Euro. In Deutschland, Österreich und der Schweiz seien demnach schätzungsweise 162 Mrd. Euro an Betriebskapital gebunden. 35 Mrd. Euro davon könnten die Unternehmen als Cash freisetzen, schätzen die Autoren.

Die Annahme beruht auf dem Prinzip einer Heatmap und auf dem Potenzial, das freigesetzt würde, wenn sich die Net-Working-Capital-Quote jedes Unternehmens in das nächstbessere Segment verbessern würde.

Der PwC-Studie zufolge hat sich die Quote des Net Working Capital in Prozent vom Umsatz in den zurückliegenden drei Jahren leicht verbessert: Zwischen 2019 und 2021 ist sie von 25% auf 21% gesunken. Die Spanne zwischen Rechnungsstellung und Zahlungseingang (Days Sales Outstanding) ist in diesem Zeitraum von 48 auf 46 Tage leicht zurückgegangen. Eine Erklärung dafür ist den Studienautoren zufolge, dass die Themen Forderungsmanagement und Mahnwesen in vielen Unternehmen zuletzt stärker in den Fokus gerückt seien.

Die Periode zwischen Rechnungsdatum und Bezahlung („Days Pay­ables Outstanding“) ist ebenfalls zurückgegangen: Die Kennzahl, die angibt, wann eine Gesellschaft durchschnittlich die eigenen Verbindlichkeiten begleicht, ging von 46 auf 43 Tage zurück. Ein Grund dafür ist der Studie zufolge, dass viele Lieferanten ihre Zahlungsfristen verkürzt haben oder Vorauszahlungen fordern.

Der Zeitraum zwischen Wareneingang und Warenausgang (Days Inventory On-Hand) blieb gegenüber 2019 konstant bei 104 Tagen. Die DIO-Leistung dürfte angesichts der anhaltenden Lieferkettenschwierigkeiten künftig stärkeren Schwankungen unterliegen, erwartet Rob Kortman, Leiter Working Capital Management Solutions bei PwC Deutschland. Längere Vorlaufzeiten, höhere Pufferbestände sowie steigende Transport- und Lagerhaltungskosten hätten einen Einfluss.

Innerhalb der Branche sind große Unternehmen mit mehr als 1,5 Mrd. Euro am besten aufgestellt: Sie zahlen ihre Rechnungen nach durchschnittlich 66 Tagen, während ge­stellte Rechnungen nach 63 Tagen beglichen werden. Grund dafür ist die hohe Marktmacht zur Verlängerung von Zahlungsfristen. Im Gegenzug müssen Unternehmen mit weniger als 0,5 Mrd. Euro Umsatz ihre Rechnungen im Schnitt nach 39 Tagen bezahlen, erhalten aber selbst erst 43 Tage nach Rechnungsstellung einen Zahlungseingang. Auch die Lagerbestände sind bei kleineren Firmen im Schnitt höher als bei größeren.

Die Lieferschwierigkeiten werden in Kombination mit Inflation und steigendem Margendruck den Fokus auf die operative Working-Capital-Performance verstärken, glauben die Studienautoren. Gerade im längerfristigen Projektgeschäft lohne ein stärkerer Fokus auf dem Kredit- und Risikomanagement, zudem sollten Unternehmen die finanzielle Stabilität ihrer Lieferanten genau unter die Lupe nehmen und Optionen zur Finanzierung der Lieferkette prüfen.

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