Spirituosenbranche

Moskaus Kampfansage an die Champagne

Ein neues russisches Gesetz verbietet Champagnerproduzenten, „Shampanskoe“, die russische Übersetzung von Champagner, in kyrillischer Schrift auf ihrem Etikett zu verwenden. Die Champagnerbranche ist empört.

Moskaus Kampfansage an die Champagne

Von Gesche Wüpper, Paris

Wladimir Putin lässt die Muskeln spielen. Wieder einmal. Es ist nicht das erste Mal, dass Lebensmittel zu diplomatischen Spannungen zwischen Moskau und dem Westen führen. Nach dem Einfuhrstopp für europäischen Käse 2014 sorgt Russland nun in der Champagne mit einem neuen Gesetz für Empörung. Seit Putin es durchgewunken hat, dürfen nur noch in Russland produzierte Schaumweine die Bezeichnung „Shampanskoe“, die russische Übersetzung für Champagner, in kyrillischer Schrift auf dem Etikett tragen. Dagegen müssen in der Champagne produzierte Tropfen in kyrillischer Schrift als „Schaumwein“ bezeichnet werden. Damit wird Champagner auf eine Stufe mit Sekt, Prosecco, Cava und Crémant gestellt.

„Die Champagnerbranche ist schockiert“, reagiert der Branchenverband. Denn durch das neue Gesetz wird seine Welt auf den Kopf gestellt. Seit Jahrzehnten kämpft er dafür, dass die geografisch geschützte Herkunftsbezeichnung rund um den Globus respektiert wird. Nur Edel-Schaumweine, die tatsächlich in der Region rund um Reims und Épernay produziert werden, dürfen sich mit dem Namen schmücken. Dabei lassen die Champagnerhersteller keine Ausnahmen gelten. Immerhin produzieren sie ein Luxusgut. Gerade erst hat das Oberlandesgericht München ihnen Recht gegeben, dass Aldi Süd mit einem als Champagner-Sorbet bezeichneten Eis ihr Ansehen unberechtigt ausnutze.

Das neue russische Gesetz könnte nun dazu führen, dass auch andere Länder und Hersteller die Herkunftsbezeichnung „Champagne“ nicht mehr respektieren, fürchtet die Branche. Die beiden Vorsitzenden des Comité Champagne, Jean-Marie Ba­rillère und Maxime Toubart, forderten deshalb die Champagnerproduzenten auf, Ausfuhren nach Russland zunächst zu stoppen. Man sei von den russischen Behörden nicht über das neue Gesetz informiert worden. Der Branchenverband appellierte an französische und europäische Diplomaten, auf eine Änderung des „inakzeptablen Gesetzes“ hinzuwirken. Es fehle jetzt nur noch ein Gesetz, das vorschreibe, dass nur noch in Russland gebaute Autos als Mercedes verkauft­ werden dürften, spottete ein Twitter-Nutzer. Luxusgüterriese LVMH hatte als Erstes auf das neue Gesetz reagiert. Seine Champagnermarken Dom Pérignon, Moët & Chandon, Veuve Cliquot, Krug, Mercier und Ruinart setzten am Wochenende vorübergehend die Lieferungen nach Russland aus, ruderten dann jedoch zurück.

„Die Champagnerhäuser von Moët Hennessy haben dort, wo sie tätig sind, immer die gültigen Gesetze respektiert“, erklärte die LVMH-Spirituosensparte. Die Lieferungen würden nach den notwendigen Anpassungen so schnell wie möglich wieder aufgenommen. Russland findet sich in der Rangliste der Exportmärkte der Champagne auf Rang 15 mit zuletzt 1,8 Millionen Flaschen im Wert von 35 Mill. Euro. Nur 13% der jährlich nach Russland importierten Schaumweine stammen aus Frankreich, davon wiederum 2% von LVMH.