Medienbranche

Neue Spekulationen über MFE und ProSiebenSat.1

Der Aktienkurs von ProSiebenSat.1 hat am Montag kräftig zugelegt. Grund ist eine sogenannte Zusammenschlussmeldung des italienischen Großaktionärs Media for Europe in Österreich.

Neue Spekulationen über MFE und ProSiebenSat.1

jh München

Die formale Anmeldung eines Zusammenschlusses von Großaktionär Media for Europe (MFE) in Österreich hat der Aktie von ProSiebenSat.1 am Montag Auftrieb gegeben. Der Kurs stieg angetrieben von neuen Übernahmespekulationen in der Spitze um mehr als 8% und erzielte am Nachmittag im Xetra-Handel einen Tagesgewinn von 5,2% auf 7,78 Euro.

An der Situation habe sich aber nichts geändert, beteuerte ein Sprecher von MFE: „Es gibt keine Intention für ein Übernahmeangebot in absehbarer Zeit.“ Es handle sich lediglich um eine notwendige Überprüfung im österreichischen Markt. Dort ist ProSiebenSat.1 als größter privater Fernsehanbieter präsent.

Grund für die sogenannte Zusammenschlussmeldung ist, dass die Medienholding von Silvio Berlusconi, die früher Mediaset hieß, im Frühjahr ihren Anteil an ProSiebenSat.1 auf mehr als 25 % aufgestockt hat. Das Bundeskartellamt stimmte dem schon damals zu. Weitere Anträge hat MFE nach Angaben des Sprechers bei der EU-Kommission und der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (Kek) in Deutschland eingereicht.

Anfang November hatte MFE, wie berichtet, mitgeteilt, den Aktienanteil an dem Fernseh- und Internetkonzern in Unterföhring bei München von etwas mehr als 25 auf gut 29% aufgestockt zu haben – einschließlich Finanzinstrumente. Ohne die Aktien im Besitz von ProSiebenSat.1, die auf einer Hauptversammlung nicht stimmberechtigt sind, sind es 29,9%. Der direkte Anteil von MFE hatte sich zuletzt allerdings von 24,26 auf 22,72% reduziert. Offenbar will der italienische Aktionär den direkten Anteil bis zur Hauptversammlung im kommenden Jahr auf etwa 29% steigern, indem Finanzinstrumente, unter anderem eine Put-Option, genutzt werden.

Mehrheit in HV möglich

Angesichts einer Präsenz von etwas mehr als 50% des Grundkapitals auf den Aktionärstreffen in den vergangenen Jahren – in diesem Jahr waren es 52% – könnte MFE dort eine Mehrheit erreichen. In diesem Zusammenhang meldete die Bundeswettbewerbsbehörde in Österreich in diesen Tagen auf ihrer Internetseite, MFE plane den Erwerb der „faktischen alleinigen Kontrolle an ProSiebenSat.1 Media SE“.

An der Haltung des Vorstands von ProSiebenSat.1 habe sich mit dem neuen Vorsitzenden Bert Habets nichts geändert, sagte eine Sprecherin des Unternehmens am Montag. Der Vorstand sei bereit, sich von MFE Vorschläge für eine vertiefte Zusammenarbeit anzuhören. Bisher seien diese nicht konkret. Erst dann ließe sich beurteilen, ob eine engere Kooperation sinnvoll wäre.

Nachdem die bayerische Politik ihren Widerstand gegen eine Übernahme durch MFE angedeutet hatte, sprach sich nun auch der Deutsche Journalisten-Verband dagegen aus.