Strategie

Prime Stone will Brenntag aufspalten

Der Investor Prime Stone will das Brenntag-Management von einer Übernahme des Wettbewerbers Univar Solutions abbringen. Stattdessen schlägt der Investor eine Aufspaltung des Chemiedistributeurs vor.

Prime Stone will Brenntag aufspalten

sar Frankfurt

Der Investor Prime Stone, der nach eigenen Angabe 2 % an Brenntag hält, will dem Unternehmen eine neue Strategie verordnen. Dabei setzt er auf eine Aufspaltung in zwei separate Unternehmen Brenntag Specialties und Brenntag Essentials, wie er in einem offenen Brief an das Management darlegt. Darin stellt der Investor sich auch klar gegen eine mögliche Übernahme des Wettbewerbers Univar Solutions. Gespräche zwischen den beiden Chemiedistributeuren waren Ende November bekanntgeworden und hatten Brenntags Aktienkurs auf Talfahrt geschickt. Der Zusammenschluss würde einen Konzern mit einem Jahresumsatz von knapp 30 Mrd. Euro formen und wäre der größte Zukauf in Brenntags Ge­schichte.

Sorge vor Kundenverlust

Ob es tatsächlich zu einer Transaktion kommt, ist noch offen. Prime Stone, das nach eigenen Angaben eine gesonderte Due Diligence der angedachten Transaktion vorgenommen hat, geht davon aus, dass ein Zusammenschluss den kombinierten Bruttogewinn beider Unternehmen um 10 bis 20 % schmälern könnte und warnt zudem vor einem zähen Kartellverfahren. Bei Prime Stone fürchtet man eine ähnliche Entwicklung wie nach der deutlich kleineren Übernahme des Wettbewerbers Nexeo durch Univar. Damals wanderten einige vormals von beiden Firmen betreute Kunden nach dem Zusammenschluss zu anderen Anbietern ab, um ihre Lieferketten wieder zu diversifizieren.

Anstatt eines großen M&A-Deals schlägt der Investor eine radikale Neuausrichtung vor: Der Geschäftsbereich Specialties, der weltweit Spezialchemikalien für bestimmte Branchen liefert, soll künftig losgelöst werden vom zweiten Standbein Essentials, das Chemikalien für breitere Anwendungsgebiete auf eher lokaler Ebene liefert. Prime Stone kommt zu dem Schluss, dass das Geschäft mit Spezialchemikalien durch die Kombination mit dem Commodities-Geschäft heruntergezogen werde, da Geschäftspartner in dem Bereich eher spezialisierte Unternehmen bevorzugten. Beide Bereiche sollten daher künftig als zwei eigenständige Unternehmen an der Börse notiert werden, fordert der Investor. Brenntag Specialties müsse von der Last („burden“), an das Essentials-Business geknüpft zu sein, befreit werden.

Als weiteren Punkt fordert Prime Stone ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 2,5 Mrd. Euro, um den Aktienkurs zu beflügeln. Der Konzern sollte ein Verhältnis der Nettoverschuldung zum Ebitda („Leverage“) um den Faktor 2 anstreben. Diesen Faktor gibt Brenntag selbst als Ziel im Geschäftsbericht 2021 aus, lag allerdings zuletzt mit einem Leverage von 1,3-fach (per Ende 2020) und 1,5-fach (per Ende 2021) deutlich darunter.

Dialog mit Management

Mit dem Brenntag-Management um CEO Christian Kohlpaintner und CFO Kristin Neumann steht Prime Stone nach eigenen Angaben im Austausch, man sei aber nach den jüngsten Gesprächen „besorgt“. Unter anderem fürchtet der Investor unterschiedliche Anreize beim Management und bei den Investoren, da der Aktienbesitz der Führungsriege eher gering sei. Ermutigt zeigte sich der Investor von Aussagen des Managements aus den zurückliegenden zwei Meetings. Es habe keinen grundsätzlichen Dissens („no fundamental disagreement“) bezüglich des Aktienrückkaufs und der Aufteilung gegeben. Brenntag selbst äußerte sich am Dienstag zunächst nicht zu dem Schreiben.