Bilanzierung

Prüfer KPMG versagt Windeln.de das Testat

Für den Online-Händler Windeln.de wird die Luft dünn. Der auf Babybedarf spezialisierte Versandhandel erwartet in diesen Tagen von seinem Abschlussprüfer KPMG einen Versagungsvermerk für den Jahres- und Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2021....

Prüfer KPMG versagt Windeln.de das Testat

sar Frankfurt

Für den Online-Händler Windeln.de wird die Luft dünn. Der auf Babybedarf spezialisierte Versandhandel erwartet in diesen Tagen von seinem Abschlussprüfer KPMG einen Versagungsvermerk für den Jahres- und Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2021. Wie die Münchener mitteilten, bestünden für die Prüfer „Zweifel an der Annahme der Fortführung der Unternehmenstätigkeit“. Der Grund für die Bedenken beim Going Concern: Windeln.de hatte Anfang Juli eine Kapitalerhöhung abbrechen müssen.

Das Unternehmen belegte in den vergangenen Jahren regelmäßig vordere Plätze in der Schmähliste der größten Kapitalvernichter, die von der Anlegerschutzvereinigung DSW veröffentlicht wird. Die Aktie notiert unter der 1-Euro-Marke. Rettende Finanzierungen kamen mehrfach über Kapitalerhöhungen. Die jüngste Platzierung misslang jedoch, trotz mehrfach verlängerter Bezugsfrist. Anfang Juli teilte Windeln.de mit, dass zwei Investoren, die im Zuge der Kapitalerhöhung neue Aktien über insgesamt bis zu 5,5 Mill. Euro erwerben sollten, diesen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkämen. Andere Geldgeber fanden sich nicht.

Die Konzernführung um den erst seit April amtierenden CEO Bastian Salewsky und den für das China-Geschäft zuständigen Xiaowei Wei versucht derweil zu beruhigen: Nach Einschätzung des Vorstands ist Windeln.de „ungeachtet des ausbleibenden Emissionserlöses aus der abgesagten Kapitalerhöhung weiterhin weder zahlungsunfähig noch überschuldet im insolvenzrechtlichen Sinne“, heißt es in einer Mitteilung aus dieser Woche. Das kann sich allerdings ändern: „Der Vorstand wird weiterhin kritisch prüfen, ob dieser Zustand fortbesteht“, heißt es gleich im nächsten Satz. Zudem werde „intensiv“ geprüft, welche Möglichkeiten dem Online-Händler noch blieben, um weitere Finanzmittel aufzunehmen.

Windeln.de kriselt seit Jahren und schreibt regelmäßig rote Zahlen. Im zweiten Quartal 2022 konnten die Münchner nach eigener Aussage „das erste Mal in der Firmengeschichte“ ein positives bereinigtes Ergebnis auf Quartalsebene vorweisen. Es blieb ein Plus von immerhin 18000 Euro, nach einem Minus von 3,4 Mill. Euro im Vorjahresquartal. Allerdings ist der Umsatz des in China und der DACH-Region tätigen Unternehmens im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr um 18% auf 23,2 Mill. Euro zurückgegangen. Um Kapital zu schonen, hält Windeln.de im deutschsprachigen Raum bereits absichtlich niedrige Mengen vor. In China sorgte eine Begrenzung der Liefermengen durch den Hauptlieferanten für einen Umsatzrückgang.

Die verfügbare Liquidität lag zum 30. Juni 2022 bei 2,6 Mill. Euro. Den Break-even auf Basis des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) peilt Windeln.de für 2023 an. Die Voraussetzung dafür ist freilich, dass das Unternehmen so lange fortgeführt wird.

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