Diagnostik

Qiagen wächst stark im Non-Covid-Geschäft

Die Geschäfte des Laborzulieferers Qiagen laufen gut. Warum der Dax-Neuling trotzdem nur einen sehr konservativen Ausblick wagt.

Qiagen wächst stark im Non-Covid-Geschäft

ak Köln

 Qiagen geht nach einem fulminanten Jahresschluss mit gedämpften Erwartungen ins laufende Jahr. Der Biotech- und Diagnostikkonzern rechnet mit einer Umsatzeinbuße von 8% auf 2,07 Mrd Dollar. Der bereinigte Gewinn je Aktie wird voraussichtlich um 23% auf 2,05 Dollar sinken, berichtete der Dax-Neuling.

Dennoch gehörten die Qiagen-Titel am Mittwoch zu den Favoriten der Anleger im deutschen Leitindex. Denn in den Ausblick hat der Laborzulieferer das volatile Geschäft mit Coronatests nur sehr begrenzt eingerechnet, Qiagen kalkuliert mit einer Halbierung der Covid-Umsätze im Vergleich zu 2021. In der vorgelegten Prognose seien Erlöse mit Covid-Bezug von 350 Mill. Dollar enthalten, sagte Finanzvorstand Roland Sackers in einer Telefonkonferenz. Davon sollen 200 Mill. Dollar bereits im ersten Quartal anfallen. Würde also zum Beispiel im Herbst zum Ende des Jahres hin die Pandemie nochmals aufflammen und die Nachfrage nach Tests erneut steigen, dürfte sich Qiagens Prognose als deutlich zu konservativ erweisen.

Zudem trifft die Entwicklung der von Qiagen definierten fünf Wachstumsträger auf Beifall. Insgesamt will Qiagen im Non-Covid-Geschäft ein „nachhaltig zweistelliges Wachstum“ erreichen – und hat das im vergangenen Jahr schon eindrucksvoll geschafft. Die Produktgruppen ohne Covid-Bezug erlösten 22% mehr als im Vorjahr. Einer der wichtigsten Treiber ist dabei der Quantiferon-Test auf latente Tuberkulose, dessen Umsatz um 47% im vergangenen Jahr zulegte und mit 281 Mill. Dollar die Erwartungen weit übertraf. Für 2022 lautet das Umsatzziel 310 Mill. Dollar.

1 Mrd. Dollar flüssig

Qiagens wichtigste Botschaft lautet denn auch, dass der Konzern auch ohne Corona gut wachsen kann. Das Unternehmen habe 2021 nicht nur erstmals die Marke von 2 Mrd. Dollar Umsatz überschritten, sondern auch strategisch große Fortschritte ge­macht, erläuterte CFO Sackers. Als Beispiel nannte er zahlreiche Produktneueinführungen im vierten Quartal.

Ins neue Jahr ist Qiagen nach Angaben des Finanzvorstands gut gestartet. Das Management rechnet mit einem währungsbereinigten Wachstum von 7% und einem bereinigten Gewinn je Aktie von 0,72 Dollar im ersten Quartal. Im Gesamtjahr sollen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung überproportional steigen: Die geplante F&E-Quote gibt Sackers mit 10 (zuletzt: 8)% an. In den Ausbau von Labor- und Produktionskapazitäten sollen 200 Mill. Dollar investiert werden, davon mehr als die Hälfte in Hilden.

Der finanzielle Spielraum von Qiagen ist groß: Der Konzern verfügt über rund 1 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln. Das reiche aus, um sowohl Akquisitionen als auch Aktienrückkäufe zu finanzieren, sagte Sackers. Qiagen ist vor allem an der Erweiterung des Testportfolios und Zukäufen in der Bioinformatik interessiert.

Auch eine Ausschüttung, die das Unternehmen bislang immer abgelehnt hatte, rückt nach dem Aufstieg in den Dax in den Bereich des Möglichen: „Das ist definitiv eine Option, mit der wir uns sehr ernsthaft beschäftigen“, erläuterte Sackers. Jedoch wolle Qiagen erst einmal sehen, wie ein normalisierter Cashflow aussehe, wenn Covid endemisch geworden sei.

Qiagen
vorl. Konzernzahlen nach US-GAAP
in Mill. Dollar20212020
Umsatz22521870
 mit Covid-Bezug704617
 ohne Covid-Bezug15471248
Betriebsergebnis630386
Ber.* Betriebserg.755627
Ber. oper. Marge (%)33,533,5
Konzernergebnis513359
Ber. Erg. je Aktie (Dollar)2,652,15
Free Cashflow449325
Eigenkapitalquote (%)50,447,7
*) Bereinigt um Kosten für Restrukturierung, Übernahmen, Abschreibungen auf immaterielle Assets, nicht zahlungswirksame SondereffekteBörsen-Zeitung