Bergbau

Rio Tintos verstörende Firmenkultur

Ein externer Untersuchungsbericht über die Firmenkultur von Rio Tinto hat offenbart, welches Ausmaß Sexismus und Rassismus im Bergbau noch haben. Das Management entschuldigt sich bei den Betroffenen.

Rio Tintos verstörende Firmenkultur

hip London

Die Resultate einer externen Überprüfung der Unternehmenskultur des Bergbaukonzerns Rio Tinto haben weit über Australien hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Wie dem Bericht der ehemaligen australischen Gleichstellungsbeauftragten Elizabeth Broderick zu entnehmen ist, gehörten Mobbing und Sexismus in den vergangenen fünf Jahren an den Standorten des Minenbetreibers zum Arbeitsalltag.

Chief Executive Jakob Strausholm entschuldigte sich bei den Betroffenen. „Für mich sind die Ergebnisse dieses Berichts zutiefst verstörend, und das sollten sie für jeden sein, der sie liest“, sagte Strausholm. „Das ist nicht die Art von Unternehmen, die wir sein wollen.“

Mehr als jede vierte Frau im Unternehmen (28,2%) hatte angegeben, sexueller Belästigung ausgesetzt ge­wesen zu sein. Von sexuellen Übergriffen, versuchten oder erfolgten Vergewaltigungen berichteten 21 Frauen. Fast die Hälfte aller befragten Mitarbeiter hatte Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Kollegen und Vorgesetzte hätten sich über das Aussehen der weiblichen Mitarbeiter geäußert, ihre Fähigkeiten mit Blick auf ihr Geschlecht beurteilt und ihnen zu verstehen gegeben, dass sie ihre Anwesenheit für das Ergebnis von „positiver Diskriminierung“ halten. Man schickte sie Kaffee holen, ließ sie Protokoll führen und beteiligte sie nicht an Entscheidungen. Bei Beförderungen wurden sie übergangen.

Rassismus war dem Bericht zufolge weit verbreitet. Wer in einem Land arbeite, in dem er nicht geboren wurde, sei dem in hohem Maße ausgesetzt gewesen. Knapp zwei Fünftel der Männer und fast ein Drittel der Frauen, die sich als australische Ureinwohner oder Torres-Strait-Insulaner bezeichnen, hätten in Australien mit Rassismus zu kämpfen gehabt.

Rio Tinto hat angekündigt, alle 26 Empfehlungen des Berichts in die Tat umzusetzen. Bereits in den vergangenen zwölf Monaten habe es spürbare Veränderungen bei den Einstellungen und im Verhalten gegeben. In ihrer Interaktion mit der Konzernführung habe sie den starken Wunsch nach einem Wandel er­kannt, sagte Broderick.