Großbritannien

Royal Mail droht erbitterter Arbeitskampf

Die Mutter der Royal Mail hat ein Problem: Das internationale Paketgeschäft von GLS läuft rund. Doch auf dem Heimatmarkt sorgen Arbeitskampfmaßnahmen der Gewerkschaft CWU für einen immer höheren Verlust.

Royal Mail droht erbitterter Arbeitskampf

hip London

Die britische Gewerkschaft CWU hat angekündigt, dass ihre Mitglieder bei der Royal Mail an vier Tagen rund um den Black Friday die Arbeit niederlegen werden. Die Verhandlungen zwischen dem Management von Interna­tional Distributions Services (IDS) und der Communication Workers Union (CWU) sind festgefahren. Auch zu Weihnachten droht die CWU mit Streiks. Aus Sicht des Liberum-Analysten Gerald Khoo legt die jüngste Verlautbarung an die Mitglieder nahe, dass es der Gewerkschaft nicht allein um tarifliche Forderungen gehen könnte, sondern um einen Wechsel des Managements und eine Wiederverstaatlichung der Brief- und Paketlogistik der britischen Post.

Das Unternehmen rechnet mittlerweile für das Geschäft auf dem Heimatmarkt mit einem operativen Verlust zwischen 350 Mill. und 450 Mill. Pfund. Zuvor war es auf Grundlage von acht Streiktagen von 350 Mill. Pfund ausgegangen. Das erfolgreiche internationale Paketgeschäft der Sparte GLS kann die Pro­bleme bei der Royal Mail nicht mehr ausgleichen. „Der Unterschied bei der Performance unserer beiden Geschäfte könnte größer nicht sein“, sagte Chairman Keith Williams. Sollte­ es bei der Royal Mail zu keinen wesentlichen Veränderungen kommen, werde man auch eine Trennung der beiden Geschäfte erwägen.

Für das am 25. September abgelaufene Geschäftshalbjahr zeigte IDS einen Vorsteuerverlust von 127 Mill. Pfund. Ein Jahr zuvor war noch ein Plus von 315 Mill. Pfund verbucht worden. „Wenn man will, dass ein Paket schnell am Ziel ankommt, warum sollte man das Risiko eingehen, einen Lieferdienst zu benutzen, der es womöglich nicht problemlos von A nach B befördern kann?“, fasste Russ Mould, Investment Director beim Broker AJ Bell, die Schwierigkeiten der Gesellschaft in Großbritannien zusammen.

Die Royal Mail ging unterdessen auf die Regierung zu, um Einschränkungen bei der gesetzlich vorgeschriebenen Grundversorgung zu erreichen. Sie will Briefe nur noch an fünf Tagen zustellen, also nicht mehr an Samstagen.

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