Diagnostik

Sanfte Landung nach Covid-Höhenflug

Qiagens Umsatz mit Covid-Tests bricht immer weiter ein. Der Dax-Konzern setzt jedoch auf einen anhaltenden Wachstumstrend für Diagnostik-Produkte. Das Unternehmen hat sich für weitere Akquisitionen finanziell gepolstert.

Sanfte Landung nach Covid-Höhenflug

ak Köln – Der pandemiebedingte Höhenflug von Qiagen neigt sich dem Ende zu. Der Biotech- und Diagnostik-Spezialist rechnet für 2023 abermals mit sinkendem Umsatz und Gewinn. Grund sind die wegbrechenden einstmals hohen Umsätze mit einer ganzen Palette von Covid-Tests. So ging der Konzernumsatz 2022 um 5% auf 2,14 Mrd. Dollar zurück, das bereinigte Konzernergebnis schrumpfte um 11% auf 547 Mill. Dollar.

Finanzvorstand Roland Sackers zog bei der Vorstellung der vorläufigen Jahreszahlen dennoch eine positive Bilanz: „Wir waren deutlich besser als unsere eigene Guidance“, hob der langjährige CFO hervor. Insbesondere das Non-Covid-Geschäft habe starke Zuwächse verzeichnet.

Qiagen hatte zu Anfang vergangenen Jahres mit einem bereinigten Gewinn je Aktie von 2,05 Dollar kalkuliert, die Prognose aber danach mehrfach erhöht. Zuletzt hatte der Vorstand 2,40 Dollar als Ziel angegeben – heraus kamen schließlich 2,46 Dollar.

Auch für das gerade angefangene Jahr plant der Dax-Konzern wieder konservativ und strebt einen bereinigten verwässerten Gewinn je Aktie von 2,10 Dollar an. Berücksichtigt sei dabei ein erheblicher Rückgang der Covid-bezogenen Umsätze.

Laut Sackers dürften sich die entsprechenden Erlöse im laufenden Jahr mehr als halbieren: „Wir gehen von 200 bis 210 Mill. Dollar Umsatz aus.“ Das könnte nach seiner Einschätzung auch ein mittelfristiges normalisiertes Umsatzniveau für Covid-Produkte werden.

Das Umsatzziel für 2023 gibt Qiagen mit währungsbereinigten 2,05 Mrd. Dollar an – was einem Rückgang von rund 4% entsprechen würde. Erneut soll das langfristige Non-Covid-Kerngeschäft dabei zweistellig zulegen. In der Prognose berücksichtigt Qiagen nach eigenen Angaben sowohl höhere operative Kosten und steigende Energieausgaben als auch Preiserhöhungen zu Beginn des Jahres, die den höheren Aufwand ausgleichen sollen. Im Januar hatte der Konzern zudem die Übernahme des US-Forensik-Spezialisten Verogen für 150 Mill. Dollar bekannt gegeben. Er soll etwa 20 Mill. Dollar zum Umsatz beitragen, wird aber das Jahresergebnis zunächst mit 0,03 Dollar je Aktie belasten. Auch das ist bereits eingepreist.

Für weitere Zukäufe hat Qiagen genügend Mittel in der Kasse. Die Liquidität beläuft sich den Angaben zufolge auf rund 1,4 Mrd. Dollar. CFO Sackers geht derzeit nicht von einer größeren Übernahme aus, sondern rechnet mit kleineren „Bold-on-Akquisitionen“.

Doch auch aus eigener Kraft sieht sich Qiagen gut gerüstet für weiteres Wachstum. Sackers setzt darauf, dass sich die Erkenntnis, wie wichtig Diagnostik sein könne, durch die Pandemie weiter verbreitet habe. Zudem seien die Budgets in Forschungseinrichtungen stabil, die Pharmaindustrie investiere nach guten Geschäften eher wieder mehr in Forschung und Entwicklung. Eine gute Grundlage sei außerdem die Zahl der platzierten Laborautomaten. Auch von einem der neuesten Geräte für digitale PCR hat das Unternehmen mittlerweile mehr als 1300 Stück verkauft. Mittelfristig geht Qiagen von einem ordentlichen Umsatzpotenzial mit Verbrauchsmaterialien für die Geräte aus.

Gerüchten, Qiagen wolle sich von seinen Bioinformatik-Aktivitäten trennen, widersprach Sackers: „Das Geschäft wächst zweistellig und ist sehr profitabel. Es ist nicht unser Plan, die Bioinformatik zu verkaufen.“ Mit rund 100 Mill. Dollar Umsatz sei der Bereich jedoch nicht allzu groß. Joint Ventures, Partnerschaften oder auch Minderheitsbeteiligungen könnten laut Sackers zu mehr Wachstum durch Größenvorteile führen.

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