Industriekonzern

Sulzer lässt Dividende trotz Gewinn­einbruch unverändert

Der Rückzug des Schweizer Maschinenbauers aus Russland belastet das Ergebnis aus dem vergangenen Jahr deutlich. Aktionäre müssen sich mit Blick auf die Dividendenentwicklung deswegen aber keine Sorgen machen - wenn sie denn nicht gerade Viktor Vekselberg heißen.

Sulzer lässt Dividende trotz Gewinn­einbruch unverändert

kro Frankfurt

Aktionäre des Schweizer Industriekonzerns Sulzer dürfen sich trotz eines Gewinneinbruchs im vergangenen Jahr als Folge des Ausstiegs aus dem russischen Markt über eine gleichbleibend hohe Dividende freuen. Der Verwaltungsrat werde der Generalversammlung vorschlagen, 3,50 sfr je Aktie auszuschütten, teilte der 1834 gegründete Traditionskonzern mit Sitz in Winterthur mit. Damit beläuft sich die Ausschüttungsquote auf mehr als 400 %. An der Börse legte die Aktie zwischenzeitlich um fast 5 % zu.

Sulzer hatte die Geschäftsaktivitäten in Russland bereits im ersten Quartal 2022 deutlich zurückgefahren und im Mai den kompletten Rückzug aus dem Land bekanntgegeben. Man habe im Februar 2023 nun eine Vereinbarung zum Verkauf der Standorte in Russland an einen lokalen Drittanbieter unterzeichnet, teilte der für seine Pumpen bekannte Konzern mit. Wegen der damit verbundenen Einmaleffekte sackte der Nettogewinn im vergangenen Jahr um 80 % auf 28 Mill. sfr zusammen. Ohne die Einmaleffekte wäre der Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 15 % gestiegen, hieß es weiter.

In Polen musste Sulzer seine Niederlassungen im vergangenen Jahr ebenfalls schließen, da der russische Oligarch und Hauptaktionär Viktor Vekselberg aufgrund seiner Nähe zum Kreml dort auf der Sanktionsliste steht. Die USA hatten Vekselberg aus dem Grund bereits 2018 auf die Sanktionsliste gesetzt, weswegen er über seine Beteiligung von knapp 49 % und die Dividenden nicht verfügen kann. “Es gibt derzeit keine Neuigkeiten bezüglich des Anteils von Vekselberg“, sagte Verwaltungsratspräsidentin und Vorstandschefin Suzanne Thoma auf der Bilanzpressekonferenz. Eine mögliche Lösung müsse von dem Aktionär selbst ausgehen und sowohl von den US-Behörden abgesegnet werden als auch im Interesse von Sulzer liegen“, zitiert die Schweizer Nachrichtenagentur AWP die CEO.

Thoma hatte ihren Verwaltungsratssitz beim Schweizer Anlagenbauer Oerlikon, der ebenfalls im Einflussbereich von Vekselberg steht, zuletzt abgegeben. Für das laufende Jahr sei sie “vorsichtig optimistisch“, wie die Chemieingenieurin weiter sagte. Der Auftragsbestand sei zu Beginn des Jahres hoch gewesen, zudem befinde sich Sulzer in einer guten Marktposition in Nischenmärkten mit hohem Margenpotenzial.

Nach einem Zuwachs bei den Bestellungen im vergangenen Jahr von gut 9 % rechnet der Konzern 2023 mit einem Plus von 3 bis 6 %. Der Umsatz soll zudem nach einem nur leichten Anstieg von knapp 2 % im laufenden Jahr wieder um 7 bis 9 % zulegen.

Der Ausblick erscheine ihm im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern recht optimistisch, schrieb Baader-Analyst Michael Roost. Er sei sich über den starken Auftragsbestand zum Jahresbeginn zwar im Klaren, doch frage er sich, ob sich die Geschäfte auch weiterhin so positiv entwickeln werden. Stifel-Analyst Christian Arnold sieht für die Schweizer jedenfalls deutliche Wachstumstreiber. Aus seiner Sicht dürfte der Konzern in Zukunft von steigenden Investitionen in die Bereiche Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Treibhausgasreduktion und Wasserverbrauch profitieren. Bereits im vergangenen Jahr war etwa das Segment Renewables, in dem Sulzer beispielsweise technische Lösungen für die Herstellung von pflanzlichen Kunststoffen bietet, um fast 40 % gewachsen.