Wohnimmobilien

TAG vergrätzt Anleger mit gestrichener Dividende

Der Wohnungskonzern TAG Immobilien setzt wegen der hohen Inflation, gestiegener Zinsen und volatiler Kapitalmärkte die Dividendenzahlung für 2022 aus. Auch die Ergebnisprognose für 2023 enttäuscht.

TAG vergrätzt Anleger mit gestrichener Dividende

ste Hamburg

Der Hamburger Wohnungskonzern TAG Immobilien hat infolge der hohen Inflation, stark gestiegener Zinsen und der damit verbundenen Unsicherheit an den Kapitalmärkten seine im Sommer bereits gekürzte Prognose, für das laufende Geschäftsjahr eine Dividende von 0,81 (i.V. 0,93) Euro je Aktie und damit insgesamt 143 Mill. Euro zu zahlen, kassiert. Mit der Vorlage der Neunmonatszahlen 2022 bekräftigte die Gesellschaft am Montagabend zwar das Ziel, in diesem Turnus ein operatives Ergebnis (FFO1) zwischen 188 und 192 (182) Mill. Euro zu erreichen. Zugleich stellte die TAG für 2023 aber einen Ergebnisrückgang auf 170 bis 174 Mill. Euro in Aussicht, der kräftiger ausfiel als von Analysten im Schnitt erwartet. Der Aktienkurs war wie jener anderer Immobilienkonzerne 2022 stark geschrumpft – seit Ende vorigen Jahres bereits um fast 73%. Am Dienstag rutschte er weiter um bis zu 13,4% auf 5,81 Euro ab. TAG Immobilien war damit größter Tagesverlierer im MDax.

„Wir erkennen, dass im aktuellen Marktumfeld konsequente Maßnahmen erforderlich sind, um der Unsicherheit, die wir derzeit an den Kapitalmärkten beobachten, adäquat zu begegnen“, erklärte TAG-Finanzchef Martin Thiel die Entscheidung, die Dividendenzahlung für 2022 zur Stärkung der Kapital- und Finanzierungsbasis auszusetzen. Die Aussetzung sei vor dem Hintergrund volatiler Kapitalmärkte und schwer einzuschätzender Investmentmärkte eine folgerichtige Maßnahme.

„In Verbindung mit den für 2023 bereits umgesetzten Refinanzierungsmaßnahmen wird damit die Kapital- und Finanzierungsbasis der Gesellschaft für die kommenden Jahre auf ein nachhaltig stabiles Fundament gestellt“, so der CFO. Weitere Eigenkapitalmaßnahmen seien auch angesichts der im Juli vollzogenen Bezugsrechtskapitalerhöhung, die einen Bruttoemissionserlös von 202 Mill. Euro einbrachte, nicht mehr erforderlich.

Ausschüttungspolitik gültig

Die TAG sicherte zu, zur bisherigen Ausschüttungspolitik von 75% des FFO1 zurückzukehren, „sobald sich die Kapital- und Investmentmärkte wieder normalisiert“ hätten. Über einen Vorschlag, für das Jahr 2023 eine Dividende zu zahlen, soll frühestens Ende kommenden Jahres entschieden werden – abhängig von den Marktbedingungen und der Refinanzierung aller Finanzverbindlichkeiten bis Anfang 2024. Dies betrifft den Angaben zufolge im Wesentlichen die Brückenfinanzierung über 310 Mill. Euro zum Erwerb des polnischen Wohnimmobilienentwicklers Robyg, deren Laufzeit im Juli 2022 um sechs Monate bis Januar 2024 verlängert worden war. Neben neuen Finanzierungen will der Konzern zur Refinanzierung der Finanzschulden auch Verkäufe von Wohnimmobilien in Deutschland vorantreiben.

Die TAG, deren Verschuldungsgrad zum 30. September vor allem wegen der Kapitalerhöhung auf 44,9% von 47% zum Ende des Vorquartals sank, begründete den 2023 erwarteten FFO1-Rückgang um ca. 18 Mill. Euro oder 9% mit rund 10 Mill. Euro höheren Zinsaufwendungen, etwa 4 Mill. Euro höheren Steuern sowie er­warteten Kostensteigerungen für In­standhaltungsaufwendungen von ca. 4 Mill. Euro. Zudem belaste eine Risikovorsorge mit Blick auf die gestiegenen Energiepreise.

Die Geschäftsentwicklung der ersten neun Monate 2022 bezeichneten Analysten als solide. Der FFO1 der TAG legte im Vorjahresvergleich um 6% auf gut 145 Mill. Euro zu.

TAG Immobilien
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20222021
Mietergebnis208204
Fair-Value-Änderungen von Renditeliegenschaften und Bewertung von Vorratsimmobilien                 274                 311
Ebit434484
Konzernergebnis335362
Ergebnis je Aktie (Euro)2,182,37
Operativer Cashflow64123
Eigenkapitalquote (%)41,344,1*
Nettofinanzschulden35782974*
Verschuldungsgrad (%)44,943,2*
Beschäftigtenzahl1886 1390*
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung
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