Kapitalmarkttag

Teamviewer bastelt an Vorstand und Strategie

Teamviewer baut den Vorstand infolge der gekürzten Jahresprognose und des Kursabsturzes um. Die erst im Frühling zu dem Softwarekonzern geholte Marketingchefin muss gehen. Der scheidende CFO kündigt Kostensenkungen an.

Teamviewer bastelt an Vorstand und Strategie

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Für den Softwarekonzern Teamviewer ist der erste Kapitalmarkttag der noch jungen Börsengeschichte gleich zum virtuellen Krisentreffen geworden. Nach dem dramatischen Kurssturz der vergangenen Monate sieht sich CEO Oliver Steil vor der Aufgabe, Vertrauen bei den Investoren zurückzugewinnen. Der Teamviewer-Chef kündigte dafür ein kurzfristiges Programm namens „Remax“ zur Steigerung des Wachstumstempos und der Verbesserung der Profitabilität an. Dieses soll über die kommenden vier Quartale laufen. Zudem wird der Vorstand einen weiteren Umbau erfahren.

Neben Finanzvorstand Stefan Gaiser, dessen Vertrag nicht verlängert wird, verlässt nun auch Chief Marketing Officer (CMO) Lisa Agona das Unternehmen „im gegenseitigen Einvernehmen“, wie Teamviewer am Mittwoch mitteilte. Der Aufsichtsrat setze die Suche nach einem neuen CFO sowie nach einem weiteren Vorstandsmitglied mit Vertriebsfokus fort. Auf dieser Basis sei entschieden worden, der neuen Vorstandsposition zusätzlich die Verantwortlichkeiten der scheidenden US-Managerin zu übertragen. Das neue Vorstandsmitglied werde demzufolge auch dafür verantwortlich sein, „die Marketingstrategie des Unternehmens zum Aufbau einer globalen Tech-Marke durch den Einsatz globaler Sportpartnerschaften voranzutreiben“.

An der von Investoren viel kritisierten Idee, im Marketing auf kostspielige Sponsoring-Verträge zu setzen, hält Teamviewer-CEO Steil fest. Auf dem Kapitalmarkttag insistierte Steil sogar, dass die Partnerschaften für den Markenwert eine enorme strategische Bedeutung hätten. Der Zeitpunkt sei der richtige, um die Marke durch Partnerschaften im Sport in ihrer Bekanntheit zu steigern. Zudem hätten zahlreiche andere Tech-Unternehmen Sponsorings im Sport-Umfeld. Als Beispiele wurden etwa der Trikot-Partner des FC Barcelona – der japanische Internetgigant Rakuten – oder Oracles Formel-1-Sponsoring genannt. Neben dem unmittelbaren Marketing-Effekt durch die enorme Reichweite, die mit den Sportpartnerschaften einhergeht, betonte Steil die Vorteile der Technologiekooperationen in Bereichen wie AR-Produktentwicklung, Logistik, Unternehmensfunktionen oder Serviceprodukten. Zudem versprach Steil, dass regelmäßig über die Entwicklung von Marken-Kennziffern berichtet werde.

Permira-Footprint schrumpft

Die Verträge mit dem englischen Fußballverein Manchester United und dem Formel-1-Team von Mercedes waren bereits unter Agonas Vorgänger Gautam Goswami vereinbart worden. Dieser hatte den Marketingbereich für zwei Jahre verantwortet und war zuvor als Berater für Permira tätig. Das Private-Equity-Haus hatte den Göppinger Softwarekonzern übernommen und fit für die Börse gemacht – unter anderem, indem neben Goswami auch CEO Steil sowie CFO Gaiser ins Unternehmen geholt worden waren. Nach dem bereits gegangenen Goswami wird nun auch Gaiser das Unternehmen verlassen, womit der Permira-Footprint potenziell noch einmal kleiner wird.

Gaiser ist allerdings noch im Amt und kündigte an, mit Einsparungen der jüngsten Kostenexplosion entgegenwirken zu wollen. Im dritten Quartal war das Ergebnis nach Steuern von 31,6 Mill. auf 3,7 Mill. Euro zusammengeschnurrt. Während die direkten Umsatzkosten hier kein Potenzial böten bei einer Rohertragsmarge von bereits 93 %, sollen die Vertriebskosten ebenso leicht sinken wie die Marketingausgaben jenseits der Sponsoringaufwendungen, die allerdings das Gros des Blocks ausmachen. Auch in der Verwaltung und in Forschung & Entwicklung werde der Rotstift angesetzt. Die Aktionäre zeigten sich eher enttäuscht. Die Teamviewer-Aktie verlor am Mittwoch weitere knapp 6 %.

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