Konzernumbau

Telecom Italia soll aufgespalten werden

Telecom-Italia-CEO Pietro Labriola plant die Aufspaltung des Unternehmens in vier Teile und hofft so, Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen sowie den hohen Schuldenstand von 23 Mrd. Euro reduzieren zu können.

Telecom Italia soll aufgespalten werden

bl Mailand

Telecom-Italia-CEO Pietro Labriola plant die Aufspaltung des Unternehmens in vier Teile und hofft so, Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen sowie den hohen Schuldenstand von 23 Mrd. Euro reduzieren zu können. Damit verbunden ist der Abbau von rund 9000 der derzeit 41000 Stellen bis 2030. Der Verwaltungsrat von Telecom Italia (TIM) gab Labriola grünes Licht für seine Pläne. Der Aktienkurs des Unternehmens reagierte positiv und schloss mit einem leichten Plus von 1,18 % bei 25,7 Euro-Cent. Seit Jahresanfang hat TIM jedoch rund 37 % verloren und ist an der Börse nur noch mit 3,9 Mrd. Euro be­wertet.

Labriola hofft, die Pläne in 15 bis 18 Monaten umsetzen zu können. Bisher war eine Lösung bis Ende Oktober angepeilt worden.

Der CEO peilt eine Ausgliederung des Festnetzgeschäfts und der Tiefseekabel-Sparte Sparkle in die sogenannte Netco an. Sie soll etwa ein Drittel der derzeitigen Mitarbeiter beschäftigen. Auf die Netco entfällt der Großteil des geplanten Personalabbaus. Auf dieses Geschäft sollen nach den Plänen Labriolas etwa 11 Mrd. Euro Schulden übertragen werden. Ziel ist es, den Bruttobetriebsgewinn bis 2030 auf 2,7 (2021: 2,0) Mrd. Euro zu steigern. Das Festnetzgeschäft soll mit dem zu 60 % von der staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) kontrollierten Festnetzkonkurrenten Open Fiber zusammengelegt werden, an der Macquarie 40 % hält. Damit entstünde ein stark staatlich dominierter monopolistischer Festnetzanbieter. Das könnte kartellrechtliche Probleme aufwerfen. Labriola will diesen Plan jedoch nur realisieren, wenn eine Umsetzung zu „attraktiven Konditionen“ möglich ist.

Das Vorhaben könnte an TIM-Großaktionär Vivendi (24 %) scheitern, der auf eine möglichst hohe Bewertung für das Festnetzgeschäft von um die 30 Mrd. Euro pocht, was viele Analysten für zu hoch gegriffen halten. Eine Übernahme der Festnetz-Sparte durch die CDP, die auch 10 % an TIM hält, Macquarie und den Investor KKR, der an der TIM-Festnetzsparte Fibercop beteiligt ist, ist deshalb noch lange nicht ausgemacht.

Labriola hat deshalb auch Alternativpläne wie eine komplette Übernahme von TIM durch KKR. Die US-Beteiligungsgesellschaft hatte im Herbst 2021 ein Angebot vorgelegt, das im Frühjahr 2022 nach langem Hinhalten abgelehnt worden war.

Nach den Plänen Labriolas soll die Dienstleistungssparte (Servco) in die Sparten Consumer, Unternehmenskunden und Brasiliengeschäft aufgeteilt werden. Dieser Sektor ist einem massiven Wettbewerbsdruck ausgesetzt, vor allem im italienischen Mobilfunkgeschäft. Der gesamte Dienstleistungsbereich, inclusive Cloud- und Cybersicherheitsangebote, soll bis 2030 auf ein Bruttobetriebsergebnis von 1,7 (2021: 900 Mill.) Mrd. Euro kommen.

Labriolas Vorhaben ist mit großen Unsicherheiten belastet. Es erscheint nicht ausgeschlossen, dass es am Ende anders kommt. Außerdem haben die Gewerkschaften massiven Widerstand gegen die geplante Zerschlagung von TIM und den Personalabbau angekündigt – auch wenn dieser sozialverträglich vor allem durch das altersbedingte Ausscheiden der Betroffenen erfolgen soll.

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