Spanien

Telefónica trotzt trüben Konjunktur­aussichten

Der spanische Telekomkonzern Telefónica blickt optimistischer in die Zukunft. „Wir sehen keinen Einbruch bis zum Ende des Jahres, die gegenwärtigen Tendenzen werden anhalten“, sagte Geschäftsführer José María Álvarez-Pallete der Börsen-Zeitung.

Telefónica trotzt trüben Konjunktur­aussichten

ths Madrid

Telefónica hat nach einem guten ersten Halbjahr die Aussichten für das Gesamtjahr leicht verbessert, trotz des sich trübenden wirtschaftlichen Umfeldes. Statt eines bislang angepeilten Umsatzwachstums im „unteren einstelligen Bereich“ erwarte man nun einen Anstieg am „oberen Ende des unteren einstelligen Bereichs“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.. „Wir sehen keinen Einbruch bis zum Ende des Jahres, die gegenwärtigen Tendenzen werden anhalten“, versicherte der Vorsitzende des Unternehmens, José María Álvarez-Pallete, der Börsen-Zeitung.

Der bereinigte Umsatz wuchs bis Juni um 4,2%, mehr als von den Analysten erwartet. Der Gewinn von 1 Mrd. Euro blieb dagegen unter den Prognosen. Im Vorjahr hatte Telefónica einen Sondererlös von 7,6 Mrd. Euro aus der Fusion ihrer britischen Tochter mit Virgin Media und dem Verkauf von Mobilfunkstationen verbucht. Der freie Cashflow legte bis Juni zu. Die Tendenz sei „stabil und potent“, sagte Álvarez-Pallete, zumal die hohen Investitionen für die Auktionen für Mobilfunkfrequenzen in den wichtigen Märkten der Spanier nun getätigt sind.

Telefónica Deutschland hatte am Vortag den Ausblick für das Betriebsergebnis angehoben. Der Ausbau der 5G-Netze verlaufe schneller als geplant und man werde bis Ende des Jahres 60% der Bevölkerung erreichen. Das operative Geschäft verlaufe sehr zufriedenstellend. „Wir haben eine große kommerzielle Strahlkraft, mit einem Wachstum des Umsatzes, nachdem wir unser Netz an das der anderen beiden großen Anbieter angeglichen haben“, unterstrich der CEO von Telefónica, Ángel Vilá.

Die Spanier sind auch zufrieden mit dem Joint Venture mit der Allianz zum Ausbau des Glasfasernetzes in ländlichen Gebieten Deutschlands. Der Münchener Versicherungskonzern sei mit seiner Erfahrung in dieser Branche der „beste Partner für dieses Projekt“, so Vilá.

Allerdings zog die Allianz bei einem ähnlichen Projekt in Spanien den Kürzeren, da Telefónica am Montag den Verkauf von 45% der Tochter für ein Glasfasernetz im ländlichen Raum an ein französisches Konsortium von Vauban und Crédit Agricole bekannt gab.

Die Münchener hätten angesichts der konjunkturellen Lage Absicherungen gegen die Inflation gewollt, was letztlich den Ausschlag für das bessere Angebot der französischen Investoren gab, sagte der Vorstandsvorsitzende.

Durch den Einstieg der Franzosen in Spanien, der 1 Mrd. Euro einbringt, sinkt der Schuldenstand von Telefónica pro forma auf 27,8 Mrd. Euro. Mit Verkäufen von Tochtergesellschaften in Mittelamerika, Partnerschaften mit Finanzinvestoren in Lateinamerika und Deutschland sowie der Fusion in Großbritannien hat der Konzern die Verpflichtung, die vor sechs Jahren noch 52 Mrd. Euro betragen hatten, drastisch reduziert. Gleichzeitig wurden die Eigenmittel auf 25 Mrd. Euro erhöht. „Wir verpflichten uns dazu, das Investment gerade zu halten“, versicherte Álvarez-Pallete.

In den letzten Jahren haben die Spanier die Schulden umstrukturiert und die Laufzeiten auf 12,8 Jahre verlängert. Drei Viertel der Verbindlichkeiten sind zu festen Zinsen abgemacht. Die Zahlungsfälligkeiten seien über 2024 hinaus gedeckt, weshalb man keine Bedenken wegen der steigenden Zinsen habe, erklärte Finanzvorstand Laura Abasolo. „Wir haben daher keine Eile, um die Märkte anzuzapfen, und können den besten Moment abwarten“, sagte sie.

Telefónica
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr   
in Mill. Euro20222021
Umsatz19 450 20 305
Ebitda

6 345

16 886

Ebitda bereinigt6 228 6 763
Betriebsergebnis

2 009

12 747
Konzernergebnis1 0268 629
Gewinn pro Aktie (Euro)0,161,44
Operativer Cashflow1 348910
Nettoverschuldung2881723 152
Börsen-Zeitung
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