Außerordentliche HV

Toshiba-Aktionäre sind völlig zerstritten

Weder für die Abspaltung der Elektronikgerätesparte noch für das Vorhaben von einigen Hedgefonds, Übernahmeangebote einzuholen, findet sich auf der außerordentlichen Hauptversammlung von Toshiba eine Mehrheit.

Toshiba-Aktionäre sind völlig zerstritten

mf Tokio

Der seit vier Jahren andauernde Machtkampf zwischen dem Management von Toshiba und ausländischen Aktionärsaktivisten geht in die Verlängerung. Bei einer außerordentlichen Aktionärsversammlung erlitten beide Seiten deutliche Niederlagen. Der Vorschlag der Unternehmensführung, die Elektronikgerätesparte abzuspalten, wurde ebenso abgelehnt wie das Vorhaben von einigen Hedgefonds, Übernahmeangebote einzuholen. Beide An­träge verfehlten die notwendige Mehrheit von 50% der Stimmen. Unter anderem hatte sich der norwegische Staatsfonds mit 1,2% der Anteile gegen die Aufspaltung gewandt. An der Börse sackte die Toshiba-Aktie bis zu 5% ab und schloss 0,5% niedriger. 

Analysten bewerteten die Entwicklung unterschiedlich. Die Fi­nanzzeitung „Nikkei“ sprach von einem „größeren Sieg“ der Ausländer, die entweder auf einen Buy-out oder eine Minderheitsbeteiligung setzen. Dagegen meinte der Fondsmanager Symphony Financial Partners, die Hedgefonds säßen in der Falle, weil sie weder genug Anteile besäßen noch mehr Kapital investieren wollten. Der neue Toshiba-CEO Taro Shimada, ein früherer Siemens-Manager, versprach nach den Ab­stimmungen, alle Optionen zu prüfen, um den Wert des Unternehmens zu vergrößern. Seine künftige Strategie wollte er jedoch nicht er­läutern. Der Ausgang der Abstimmung hat keine bindende Wirkung für das Management. Doch eine Aufspaltung dürfte nun eher unwahrscheinlich werden. Nach Informationen der „Financial Times“ neigt Shimada zu einem Verkauf an einen Beteiligungsfonds. Doch Chairman Satoshi Tsunakawa, bis Ende Februar noch CEO, lehnt einen Buy-out ab. Der Konzern würde öffentliche Aufträge verlieren und müsste sensible Sparten wie Verteidigung und Atomkraft verkaufen. Durch eine Privatisierung gerate das 146 Jahre alte Traditionsunternehmen in ausländische Hände. Tsunakawa hatte das Handtuch geworfen, weil sein Vorschlag einer Aufspaltung in drei Un­ternehmen wenig Unterstützung fand.

Die Unklarheit über den künftigen Konzernkurs betrifft auch den möglichen Verkauf des Kopiererherstellers Toshiba Tec sowie der Aufzugssparte, die bis zu 4 Mrd. Dollar einbringen könnte. Toshiba hat letztere Einheit wegen des Aktionärsvotums noch nicht zum Verkauf gestellt. Aber die ersten Interessenten hoben bereits ihre Hand. Darunter ist der finnische Joint-Venture-Partner Kone Oyj, dem schon 19,9% gehören. Auch die deutsche TK Elevator im Besitz der Kapitalfonds Advent und Cinven ist laut Bloomberg interessiert. Außerdem wollen offenbar auch die chinesische Midea und der US-Aufzugsriese Otis mitbieten.