Autoindustrie

VW verfehlt Jahresziel beim Mittelzufluss

Volkswagen hat vorläufigen Zahlen zufolge 2022 die prognostizierten Ziele bei Umsatzerlösen und operativem Ergebnis erreicht, beim Mittelzufluss hingegen nicht. Ein Ausblick für 2023 steht noch aus.

VW verfehlt Jahresziel beim Mittelzufluss

ste Hamburg

Volkswagen hat den Umsatz sowie das operative Ergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen im vergangenen Geschäftsjahr innerhalb der nach dem dritten Quartal in Aussicht gestellten Bandbreiten gesteigert, beim Mittelzufluss hingegen die Erwartungen deutlich verfehlt. Wie Europas größter Autobauer in einer Ad-hoc-Mitteilung auf Basis vorläufiger Zahlen bekanntgab, blieb der Netto-Cashflow 2022 mit rund 5 (i.V. 8,6) Mrd. Euro unter dem selbstgesteckten Ziel, an die Größenordnung des vorangegangenen Jahres anzuschließen. Auch die Markterwartungen wurden nicht erfüllt.

Die Abweichung führt das Wolfsburger Mehrmarkenunternehmen vor allem auf die „instabile Versorgungssituation und Störungen in den Logistik-Ketten insbesondere zu Jahresende“ zurück. Die Mittelbindung im Working Capital (Betriebskapital) und vor allem der Bestand fertiger Erzeugnisse sowie an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen zum Jahresende seien daher deutlich höher ausgefallen als erwartet, teilte VW mit. Der Konzern geht derzeit davon aus, dass sich die gestiegene Mittelbindung im Working Capital im Verlauf dieses Jahres größtenteils umkehren wird – im Zuge der Verringerung von Beständen und einer besser laufenden Produktion.

Der Autobauer hatte bereits im Januar darüber informiert, dass die Auslieferungen 2022 weltweit um 7% auf 8,26 Millionen Fahrzeuge gesunken waren. Wie er nun weiter mitteilte, legte der Umsatz im vergangenen Jahr den vorläufigen Zahlen zufolge um 11,5% auf 279 (i.V. 250,2) Mrd. Euro zu. In Aussicht gestellt hatte VW eine Steigerung um 8 bis 13%. Das Ebit stieg demnach auf rund 22,5 (20,0) Mrd. Euro, die erwartete Umsatzrendite bezifferte VW mit 8,1 (8,0)%. Prognostiziert war für 2022 eine Zielspanne von 7,0 bis 8,5%. Während der Umsatz nahezu den Markterwartungen entsprach, war der Analystenkonsens von einem etwas höheren Ebit von 23 Mrd. Euro ausgegangen.

Einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr gab VW nicht. Die Nettoliquidität im Konzernbereich Automobile zum Jahresende 2022 bezifferte das Unternehmen mit rund 43 (26,7) Mrd. Euro. Darin enthalten seien Mittelzuflüsse von rund 16 Mrd. Euro aus dem Börsengang der Sportwagentochter Porsche AG.

Die VW-Vorzüge gaben am Mittwoch um bis zu 2,7% nach und gingen mit einem Minus von 1,5% bei 129,30 Euro als viertgrößter Tagesverlierer im Dax aus dem Handel. Beim Netto-Barmittelfluss habe der Autobauer die Erwartungen nicht erfüllt, sonst aber im Rahmen der Prognosen abgeschnitten, hieß es bei der britischen Bank Barclays, die weiterhin zum Übergewichten der Aktie bei einem Kursziel von 150 Euro rät. Wie andere Häuser hob auch die Schweizer UBS, die bei einem Kursziel von 130 Euro eine neutrale Position für die VW-Aktie einnimmt, hervor, dass der freie Cashflow die Konsensschätzung am Markt deutlich verfehlt habe. Dies werfe vor allem in Anbetracht der in diesem Jahr zu erwartenden matten Autonachfrage in Europa Fragen auf. Aufgrund der hohen Nettoliquidität zum Jahresende von 43 Mrd. Euro zeigt sich die Bank aber mit Blick auf die Dividende dennoch zuversichtlich.

Die US-Bank Stifel, die bei einem Kursziel von 295 Euro zum Kauf der VW-Aktie rät und wie die UBS das Fehlen von mehr Details in der Mitteilung von VW bemängelte, meinte, wichtiger als die nun veröffentlichten Eckzahlen seien der bei der Jahresbilanzvorlage am 14. März zu erwartende Ausblick sowie Einzelheiten zur Ergebnisqualität.