Industrie

Wirtschaftskrisen drücken Maschinen-Nachfrage

Schleppende China-Geschäfte, der Krieg in der Ukraine, Engpässe, Inflation und steigende Zinsen: Die Liste der großen Probleme für den Maschinenbau wird gefühlt immer länger. Der Branche ist damit schon jetzt klar: Im nächsten Jahr wird es kein Wachstum in der Produktion geben.

Wirtschaftskrisen drücken Maschinen-Nachfrage

kro Frankfurt

Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer be­kommen die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit immer stärker zu spüren. Im Juli ist der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr preisbereinigt um 14% geschrumpft, wie der Branchenverband VDMA am Donnerstag mitteilte. Einen so deutlichen Rückgang hatte die Industrie zuletzt im August 2020 verbucht. Im gesamten bisherigen Jahr 2022 ergibt sich damit eine Stagnation bei den Bestellungen.

„Die Investitionslaune hat sich weltweit eingetrübt, was bei den geopolitischen und wirtschaftlichen Bedingungen nicht verwundert“, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Die Nachfrage fiel im Juli allerdings besonders auf deutscher Seite schwach aus: Die Bestellungen von Kunden aus dem Inland sanken um 17 %. Aus dem Ausland kamen 12 % weniger Aufträge herein.

Bei vielen ist die Luft raus

Schleppend liefen die Geschäfte zuletzt vor allem in jenen Fachzweigen des Maschinenbaus, die im vergangenen Jahr noch besonders kräftig vom Post-Corona-Boom profitiert hatten. Dazu zählen etwa Hersteller von Textilmaschinen, Baumaschinen oder Komponentenhersteller. Auch Gießerei-Maschinen waren im Zeitraum von Mai bis Juli weniger gefragt. Hier spielt allerdings auch der Strukturwandel mit herein. Den hiesigen Gießereien machen die billige Konkurrenz aus dem Ausland sowie die hohen Preise für Energie zunehmend zu schaffen.

Über eine kräftigere Nachfrage konnten sich hingegen Produzenten von verfahrenstechnischen Maschinen freuen, also jene, die mit ihren Anlagen zum Beispiel Kunden aus der Petrochemie bedienen. In den Bereichen Robotik und Automation, Kunststoffmaschinen und spanende Werkzeugmaschinen wuchsen die Bestellungen ebenfalls. Ein Vertreter des letztgenannten Sektors ist zum Beispiel der hessische Fräsmaschinenhersteller Datron, dessen Auftragseingang im ersten Halbjahr um gut ein Fünftel zugelegt hat, wie das Unternehmen ebenfalls am Donnerstag mitteilte.

Volle Bücher geben Hoffnung

Mit Blick auf das Gesamtjahr rechnet der Verband VDMA trotz anhaltender Lieferkettenprobleme weiterhin damit, dass die hiesigen Maschinenbauer zumindest auf ein kleines Produktionsplus von 1% kommen. Das ist mittlerweile weit entfernt von der anfänglichen Schätzung eines 7-prozentigen Zuwachses und setzt zudem ein zwingendes Wachstum im zweiten Halbjahr voraus. Im ersten Halbjahr haben die Unternehmen nämlich bereits weniger produziert als im Vorjahreszeitraum. Die „historisch“ hohen Auftragsbestände und die zuletzt wieder bessere Kapazitätsauslastung würden dafür sprechen, heißt es vom Verband. Mit Blick auf die Materialengpässe, den Fachkräftemangel und die vielfältigen Probleme bei der Energiebeschaffung bleibe dennoch ein „nicht unerhebliches Restrisiko“ für die Schätzung.

Für das kommende Jahr hat die Branche das Thema Produktionswachstum aufgrund der wirtschaftlichen Krisen mittlerweile auch von vornherein abgehakt: Der VDMA geht hier auf preisbereinigter Basis von einem Rückgang von 2 % aus. Der Aufschwung im vergangenen Jahr, als die Produktion um über 6 % anzog (siehe Grafik), war somit nur von kurzer Dauer.

„Der Wind bläst der Weltwirtschaft und damit dem Maschinen- und Anlagenbau ins Gesicht”, sagt Ökonom Wiechers. Zumindest könne ein größeres Minus unter der Annahme vermieden werden, dass es keine „Eskalation der Belastungsfaktoren“ gibt.

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