Aktie fällt um 13 Prozent

Anleger sind unzufrieden mit Sartorius

Schlechte Nachrichten hat der neue Sartorius-Chef bei der ersten Erläuterung eines Zwischenberichts nicht im Gepäck. Doch Anleger muss Michael Grosse von den Aussichten des Dax-Konzerns noch überzeugen.

Anleger sind unzufrieden mit Sartorius

Anleger sind unzufrieden mit Sartorius

Aktie fällt zwischenzeitlich um 13 Prozent – Neuer Vorstandschef überprüft Strategie

ste Hamburg

Sartorius sieht sich nach dem zweiten Quartal auf Kurs, die Finanzziele im laufenden Geschäftsjahr zu erreichen. Anlegern reichte die Bestätigung des Ausblicks am Dienstag jedoch nicht aus. Die Vorzugsaktie des Biopharmazulieferers und Laborausrüsters fiel um bis zu 12,5% auf 177,10 Euro, dämmte aber die Verluste bis zum späten Nachmittag auf 5% ein. Der Konzern aus Göttingen war unter den größten Verlierern im Dax.

Zwar wartete der seit Anfang Juli amtierende Vorstandsvorsitzende Michael Grosse nicht mit Hiobsbotschaften auf. „Auf Basis der überaus zufriedenstellenden Entwicklungen des ersten Halbjahres sehen wir uns ermutigt, die gesamte Prognose für das Jahr 2025 zu bestätigen", erklärte er vor Journalisten. Nach volatilen Zeiten während und nach der Corona-Pandemie erlebe Sartorius „jetzt wieder seit drei Quartalen einen sehr klaren Wachtumsimpuls, insbesondere in dem für uns so wesentlichen und zentralen Geschäft mit Verbrauchsmaterialien".

Fragen zur Auftragslage

Doch Börsianer sorgen sich offenbar, dass sich das Geschäft abschwächen könnte. Das operative Ergebnis (Ebitda) von Sartorius habe Markterwartungen knapp übertroffen, meinte ein J.P.-Morgan-Analyst. Allerdings stellten sich Fragen zur Auftragsdynamik. Zum Orderaufkommen äußert sich der Konzern nicht.

Sartorius strebt 2025 weiterhin ein organisches Umsatzwachstum von 6% im Konzern an, von 7% im Hauptsegment Bioprocess Solutions (BPS) und von 1% in der Laborsparte. Die um Sondereffekte bereinigte operative Rendite (Ebitda-Marge) soll zwischen 29 und 30 (i.V. 28,0)% landen. Für BPS werden dabei 31 bis 32 (29,3)% in Aussicht gestellt, für Lab Products & Services 22 bis 23 (22,9)%.

Laborsparte schrumpft

Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz wechselkursbereinigt um 6,1%, das bereinigte Ebitda um 11,9% auf 527 Mill. Euro. Die bereinigte Ebitda-Marge landete bei 29,8 (28,1)%. Haupttreiber war das BPS-Segment mit einem Umsatzplus von 8,8% und einer Ebitda-Marge von 31,6 (29,2)%. Der Umsatz der Laborsparte, die weiterhin wenig Investitionsneigung bei Kunden verspürt, schrumpfte um 4%. Die Ertragsmarge lag mit 22,3% um 1,3 Prozentpunkte unter Vorjahr.

Der neue Konzernchef erklärte, man sei „außerordentlich resilient aufgestellt und auch regional sehr diversifiziert, was uns die notwendigen Abwehrkräfte für die Herausforderungen, die heute im Markt sind“, gebe. Grosse verwies auf den zunehmenden Kostendruck in den weltweiten Gesundheitssystemen.

Fokus auf Effizienz

Er lobte die bisherige Strategie des Konzerns. Auf dem Fundament und den Stärken gelte es aufzubauen. Zugleich kündigte Grosse andere Akzente an, da sich „das Marktumfeld sehr stark ändert“. Effizienz, Resilienz und Flexibilität seien als Themen genauso wichtig wie Innovation und Technologieaffinität. Die Strategie sowie den mittel- und langfristigen Ausblick will er in den kommenden Monaten überprüfen. Eine Anpassung des Geschäftsmodells schloss Grosse nicht aus.

Anfang 2024 hatte Sartorius avisiert, bis 2028 ein durchschnittliches jährliches Wachstum im unteren zweistelligen Prozentbereich anzustreben. Zu dieser Steigerung sollen Zukäufe mit etwa einem Fünftel beitragen. Als weitere Ziele wurden eine operative Marge von rund 34% im Konzern sowie 36% im BPS-Segment und 28% in der Laborsparte genannt. Im ersten Halbjahr 2025 entfiel auf BPS mit 1,43 (i.V. 1,33) Mrd. Euro ein Anteil am Konzernumsatz von 81%.

Gelassen bei Zöllen

Die Prognose für 2025 könnte nach einer Überprüfung der Folgen durch mögliche neue Zölle im dritten Quartal noch angepasst werden, wie der Sartorius-Chef anmerkte. Mögliche Effekte aus Zöllen sind im bisherigen Umsatz- und Margenausblick nicht berücksichtigt. Grosse zeigte sich mit Blick auf etwaige US-Zölle von 30% auf Einfuhren aus der Europäischen Union ab August aber zuversichtlich. Sartorius sei mit Produktionskapazitäten in den USA in der Lage, auch ein solches Worst-Case-Szenario zu verkraften.

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