CFO-InterviewEva Scherer

Daimler Truck hängt am Diesel fest

Daimler Truck kämpft in den USA mit hartem Gegenwind für nachhaltige Antriebe. CFO Eva Scherer pocht indes auch auf mehr politische Unterstützung beim Ausbau der Ladeinfrastruktur in der EU.

Daimler Truck hängt am Diesel fest

Daimler Truck hängt am Diesel fest

CFO Scherer: Gegenwind für ESG in den USA – In Europa fehlt Ladeinfrastruktur

xaw Charlotte

Die Anti-ESG-Bewegung in den USA stürzt den Automotive-Sektor in Unsicherheit. „Die Situation in den Vereinigten Staaten hat sich gegenüber der Lage, in der wir noch vor zwei Jahren waren, signifikant verändert“, sagt Eva Scherer, Finanzchefin von Daimler Truck, im Interview der Börsen-Zeitung. Damals sei der Lkw-Bauer davon ausgegangen, in den USA bis 2030 deutlich mehr emissionsfreie Fahrzeuge verkaufen zu können, jedoch habe sich die Regulierung stark gewandelt.

Umweltgesetze, mit denen Bundesstaaten wie Kalifornien nachhaltigere Antriebe fördern wollen, stehen infolge harten Gegenwinds aus Washington auf der Kippe. Ohnehin bremsten die hohen Anschaffungskosten im Vergleich zum klassischen Diesel die Nachfrage. Zudem ist das Vertrauen in die Ladeinfrastruktur in Nordamerika kaum vorhanden.

Infrastrukturausbau in EU entscheidend

„Wir haben deshalb unsere Absatzziele für Lkw mit emissionsfreien Antrieben in den Vereinigten Staaten gesenkt und gehen nun von einem deutlich höheren Diesel-Anteil aus“, sagt die Daimler-Truck-Finanzchefin. In Europa sehe die Lage anders aus. Die ambitionierten Flottenziele der EU begünstigten grundsätzlich einen Aufschwung bei Elektro-Lkw. Allerdings müsse die Infrastruktur mit den Ansprüchen Schritt halten.

In Europa würden 2030 über 35.000 Ladepunkte für Elektro-Lastwagen benötigt, um die Brüssler CO₂-Reduktionsziele erreichen zu können. Bisher gebe es weniger als 1.000, die für schwere Nutzfahrzeuge geeignet seien und auch die entsprechende Ladeleistung im Megawattbereich besäßen. „Als Industrie investieren wir große Summen in nachhaltige Fahrzeuge, den notwendigen Ausbau der Infrastruktur können wir nicht zusätzlich alleine schultern“, verfügt Scherer. Dafür brauche es viel größere Unterstützung der nationalen Regierungen und der EU-Kommission.

Im Interview Seite 9

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