Motorenbauer

Deutz kooperiert mit Daimler Truck

Daimler Truck zieht sich aus der Entwicklung mittelschwerer Verbrennungsmotoren zurück. Mit einer Beteiligung am Motorenbauer Deutz im Wege einer Kooperation wird aber ein Fuß in der Tür behalten.

Deutz kooperiert mit Daimler Truck

ab Düsseldorf – Der Motorenbauer Deutz und der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck haben eine weitreichende Kooperation vereinbart. Im Zuge dessen wird sich Daimler Truck mit 4,19 % an dem Kölner Traditionsunternehmen beteiligen, wie Deutz mitteilte. Im Rahmen der Zusammenarbeit erwirbt Deutz von den Stuttgartern IP- und Lizenzrechte für Entwicklung, Produktion und Vertrieb von mittelschweren Motoren (Medium Duty Engine Generation, MDEG), die beispielsweise in Baumaschinen eingebaut werden. Zudem kauft sich Deutz die Lizenzrechte für Entwicklung und Vertrieb von schweren Motoren (Heavy Duty Engine Generation, HDEP) im Off-Highway-Segment, beispielsweise für große Landmaschinen.

Die Gesamttransaktion hat nach den Angaben ein Volumen im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Für die HDEP-Lizenz zahlen die Kölner einen zeitlich gestaffelten Barbetrag in nicht genannter Höhe. Die MDEG-Lizenz, die es den Kölnern erlaubt, die Motoren eigenständig weiterzuentwickeln, wird dagegen im Wege einer Sachkapitalerhöhung erworben, wie es heißt.

Sachkapitalerhöhung

Ausgegeben werden 5,28 Millionen neue Aktien zu einem Kurs von 4,73 Euro oder 25 Mill. Euro in Summe. Der Ausgabekurs entspricht einem Abschlag auf den Schlusskurs von Freitag von 3,5 %. Mit der Beteiligung von 4,19 % steigt Daimler Truck zu einem der größten Einzelaktionäre von Deutz auf. Ausweislich der Website ist Union Investment derzeit mit 6,2 % größter Einzelaktionär, gefolgt von der niederländischen Investmentgesellschaft Ardan Livvey, die ein Paket von 5 % hält. Die Ankündigung bescherte Deutz am Montag einen Kurssprung von in der Spitze 6,3 %.

Deutz verspricht sich von der Transaktion die Erschließung neuer Kundengruppen bei gleichzeitiger Einsparung von Entwicklungskosten. Erweitert werde das Angebot an modernen Verbrennungsmotoren, die – Klimaschutz hin oder her – gerade im Schwerlastbereich und in der Landwirtschaft dauerhaft benötigt würden. „Wir werden in den nächsten Jahren nicht nur unser klimaneutrales Produktportfolio weiterentwickeln, sondern auch im klassischen Segment weiter wachsen“, wird Deutz-Chef Sebastian Schulte zitiert. Die Kooperation mit Daimler Truck verbessere die Ausgangsposition „signifikant“.

Ziel: unter die Top 3

In diesem Motorensegment wollen die Kölner aktiv an der erwarteten Konsolidierung teilnehmen. Ziel ist es, dauerhaft unter die Top 3 der unabhängigen Anbieter aufzurücken – auch im Wege von Kooperationen und Akquisitionen. Nach früheren Angaben belegt Deutz derzeit Platz 4 oder 5. Daimler Truck hat dagegen langfristig den Rückzug aus dem klassischen Motorensegment be­schlossen. „Im Rahmen unserer strategischen Ausrichtung auf den lokal CO2-neutralen Transport haben wir bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass Daimler Truck keine eigenen Mittel mehr in die Weiterentwicklung der eigenen mittelschweren Motoren für die Abgasstufe Euro VII investieren wird“, sagt An­dreas Gorbach, der im Vorstand von Daimler Truck das Ressort Truck Technology leitet.

Produktionsverlagerung

Die Vereinbarung sieht den Angaben zufolge unterschiedliche Produktionskonzepte vor. Während die schweren Motoren weiterhin im Mercedes-Benz-Werk Mannheim gefertigt und zur Vervollständigung des Motorensystems an Deutz geliefert werden, soll die Produktion der mittelschweren Motoren künftig bei Deutz stattfinden. Der Produktionsstart ist für 2028 vorgesehen. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Sacheinlagenprüfung sowie üblicher behördlicher Genehmigungen.

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