Luftfahrt

Easyjet scheut noch eine Prognose

Nachdem viele Corona-Restriktionen gefallen sind, registriert Easyjet eine deutlich steigende Nachfrage. Der Low-Cost-Carrier kämpft allerdings mit einem hohen Krankenstand und musste daher zuletzt hunderte von Flügen streichen.

Easyjet scheut noch eine Prognose

hei Frankfurt – Der britische Low-Cost-Carrier Easyjet hat in der Abschaffung zahlreicher Corona-Restriktionen Schwierigkeiten, die rasch anschwellende Nachfrage nach Flugreisen zu bedienen. Angesichts einer Infektionswelle in der Belegschaft kämpft das Unternehmen mit einem beispiellosen Krankenstand, wie CEO Johan Lundgren in einer Pressekonferenz erklärte. In den vergangenen Tagen musste Easyjet deshalb hunderte von Flügen streichen. An manchen Standorten falle ein Fünftel der Crew-Mitglieder wegen Krankheit aus. Inzwischen ist der Höhepunkt der Infektionswelle in Großbritannien zwar überschritten, aber dies sei für die Airline noch nicht spürbar, so der Manager.

Lundgren unterstrich allerdings, dass das „gesamte System“ extrem angespannt sei. Dies betreffe Engpässe allerorten, in der Abfertigung an Flughäfen, bei der Flugsicherung, bei Dienstleistern. Nachdem Kapazitäten in der Pandemie teilweise deutlich zurückgeschnitten werden mussten, macht der Hochlauf nun Probleme. Eine erste Nagelprobe ist der Osterreiseverkehr. Easyjet plant über Ostern mit 1600 Flügen täglich, so viele wie seit 2019 nicht mehr.

Kapazität erhöht

Im zurückliegenden Quartal hat der Billigflieger 87% der Kapazität aus der Vor-Corona-Zeit geflogen, im März sogar 80%, und für den Sommer liegt das Buchungsniveau sogar oberhalb des Vergleichszeitraums von 2019. Der Krieg in der Ukraine habe für Easyjet bisher kaum Auswirkungen gezeigt, da die Airline ohnehin nur wenige Ziele in Osteuropa bedient und keine regulären Verbindungen nach Russland, in die Ukra­ine oder nach Belarus anbietet.

Nach einem Verlust vor Steuern im ersten Geschäftshalbjahr (per 31.3.), der in der Spanne von 535 bis 565 Mill. Pfund erwartet wird, will der Low-Cost-Carrier die Pandemie hinter sich lassen. Allerdings wagt der Vorstand fürs Gesamtjahr noch keine Prognose. Lundgren geht aber davon aus, dass das Unternehmen auf jeden Fall profitabel sein wird. Easyjet hat rund 64% des benötigten Treibstoffs für die zweite Jahreshälfte bei 571 Dollar je Tonne abgesichert (verglichen mit einem Marktpreis, der am 11. April bei 1100 Dollar lag). Für das Fiskaljahr 2022/23 sind 57% des Treibstoffs abgesichert.

Bilanziell gerüstet

Die Airline hat von Oktober bis Ende März Umsätze von 1,5 Mrd. Pfund erzielt und spricht von einem „kompetitiven Preisumfeld“. Für die avisierten Verluste sieht sich Easyjet indes bilanziell gut gerüstet, mit einer Nettoverschuldung von 600 Mill. Pfund und 3,5 Mrd. Euro liquiden Mitteln. Der Billigflieger profitiert ebenso wie der größere Konkurrent Ryanair vom Schwerpunkt in der Touristik, wo die Reisenachfrage viel schneller wieder angeschwollen ist als im Geschäftskundensegment. Aber auch hier sieht sich Easyjet, die aufgrund ihrer Netzstruktur mit vielfach städtischen Flughäfen immer auch deutlich stärker als Ryanair Geschäftskunden geflogen hat, gut positioniert. Man sei weniger auf das gehobene Management als Klientel konzentriert, sondern stärker auf Werksbeschäftigte und Techniker, deren Vernetzung europaweit wieder zunehme, erklärte Lundgren. Er erwarte, dass sich der Geschäftsreiseverkehr sukzessive erhole.

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