Jahresprognosen ausgesetzt

US-Zölle halten Europas Autohersteller im Schwitzkasten

Immer mehr Autohersteller nehmen infolge der US-Zollpolitik Prognosen zurück. Neben GM und Volvo setzen auch Mercedes-Benz und Stellantis ihren Ausblick für 2025 aus.

US-Zölle halten Europas Autohersteller im Schwitzkasten

US-Zölle halten Europas Autobauer im Schwitzkasten

Hersteller setzen Prognosen aus – Branchenverband dringt auf Einigung der Politik

jh / ste  München / Hamburg

Nebenstehender Kommentar
Artikel Seite 9

Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump erschwert es den europäischen Autoherstellern erheblich, ihre Geschäftsentwicklung vorherzusagen. Mercedes-Benz und Stellantis haben am Mittwoch ihre Prognosen für dieses Jahr ausgesetzt. Volkswagen ließ mögliche Auswirkungen im Zuge des Handelskonflikts weiterhin offen, schwächte den Konzernausblick aber nach der Gewinnwarnung der Sportwagentochter Porsche von Montag ab. Das britische Sportwagenunternehmen Aston Martin Lagonda begrenzt wegen der hohen Kosten die Importe in die USA.

Mercedes-Benz bestätigte zwar seine Prognose für 2025 – allerdings nur ohne Berücksichtigung des auf 27,5% erhöhten Importzolls für Autos aus der EU in die USA. Unter der Annahme, dass die Zölle bleiben, seien wesentliche Auswirkungen für Mercedes-Benz zu erwarten. Wegen der Unsicherheit über die Zollpolitik sowie deren Auswirkungen auf Nachfrage und Kunden lasse sich die Geschäftsentwicklung für den Rest des Jahres nicht verlässlich beurteilen, sagte Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius.

Gespräche mit der Politik

Er berichtete von Gesprächen mit der Regierung in Washington. Es gehe um den Austausch von Ideen, die sowohl im Interesse der USA als auch des Unternehmens seien: „Wir hören nicht auf, mit der Politik zu sprechen, und schauen, ob man da etwas bewegen kann.“ Källenius erinnerte daran, dass Mercedes-Benz aus den USA in 150 Länder exportiere.

Der Konzern beschäftigt an 24 Standorten in 13 Bundesstaaten mehr als 11.000 Mitarbeiter. Produziert werden dort sowohl Pkw, vor allem SUVs, als auch Transporter. Wie Mercedes-Benz auf dauerhaft hohe Zölle reagieren würde, zum Beispiel in der Modell- und Preispolitik, sagte Källenius nicht.

Weitere Korrekturen erwartet

VW-Finanzchef Arno Antlitz sagte in einer Telefonkonferenz, die vollen Auswirkungen der US-Zollpolitik für den Wolfsburger Konzern in diesem Jahr ließen sich nicht abschätzen. Im aktuellen Ausblick für 2025 sind die Zölle nicht berücksichtigt. Branchenbeobachter erwarten weitere Korrekturen in den Prognosen der Autohersteller. Für den VW-Konzern rechnen Banken mit Ergebnisbelastungen zwischen 2 und 4 Mrd. Euro. VW habe seinen Ausblick, der keine Effekte durch US-Zölle enthalte, "im Grunde“ zurückgezogen, so UBS.

US-Präsident Trump hatte zusätzliche Importzölle von 25% auf Pkw, leichte Nutzfahrzeuge und bestimmte Autoteile verhängt. Die Belastungen schwächte er am Dienstag zwar etwas ab, indem es Ausnahmen bei der Mehrfachberechnung von Zöllen etwa auf Stahl und Aluminium geben soll. Der deutsche Branchenverband VDA erklärte aber, die zusätzliche Belastung bleibe enorm und der Versuch, eine politische Einigung zu finden, mit der die Zusatzzölle „nachhaltig beseitigt werden“, entscheidend. Auch mit den neuen Ankündigungen müssten deutsche Hersteller, die aus Europa in die USA liefern, weiterhin insgesamt 27,5% Zölle auf Pkw zahlen.

Optionen geprüft

VW-Finanzchef Antlitz sagte weiter, man prüfe Optionen, in den USA mehr zu lokalisieren. Europas größter Fahrzeugbauer betreibt ein VW-Werk in Chattanooga. Zudem soll die US-Traditionsmarke Scout wiederbelebt und die Produktion in einem neuen Werk in South Carolina aufgenommen werden. Die Konzernmarken Audi und Porsche sind in ihrem US-Geschäft vollständig auf Importe angewiesen.

Im vergangenen Jahr lieferte der VW-Konzern rund 727.000 Fahrzeuge oder 8% aller Konzernfahrzeuge weltweit in den USA aus – darunter 379.000 der Marke Volkswagen Pkw, 197.000 von Audi sowie 76.000 Fahrzeuge von Porsche. Ihren Marktanteil von rund 4% wollen die Wolfsburger bis zum Ende des Jahrzehnts verdoppeln.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.