Luftverkehr

Fraport spielt in Russland auf Zeit

Fraport hat die Geschäftsaktivitäten in Sankt Petersburg zwar eingestellt, ein Verkauf der Beteiligung steht für den Flughafenbetreiber indes nicht an.

Fraport spielt in Russland auf Zeit

hei Frankfurt

 Der Flughafenbetreiber Fraport ist auf breiter Front auf Erholungskurs. Bereits im vergangenen Jahr hat der Konzern die Coronakrise gut weggesteckt: Der Umsatz stieg um mehr als ein Viertel, das bereinigte Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) drehte dank um­fangreicher Kostensenkungen von −251 Mill. auf 757 Mill. Euro und unterm Strich konnte ein hauchdünner Gewinn gezeigt werden.

Im laufenden Jahr rechnet der Betreiber des Rhein-Main-Flughafens nun schon wieder mit einem Passagieraufkommen von 55 bis 65% des Vorkrisenjahres 2019 und einem Umsatz von 3 Mrd. Euro, wobei das Ebitda diesem Sprung nicht folgen soll. Es wird in der Spanne von 760 bis 880 Mill. Euro angesagt. Vor Zinsen und Steuern dürften bis zu 400 Mill. Euro hängen bleiben, unterm Strich 50 bis 150 Mill. Euro. Eine Dividende will Fraport nicht zahlen. „Dazu sind die Schulden viel zu hoch“, sagte Konzernchef Stefan Schulte bei der Bilanzvorlage. Der Ausblick wurde an der Börse mit Enttäuschung aufgenommen. Die Aktie sackte um 7,7% ab.

Die genauen Folgen des Ukraine-Krieges für das eigene Geschäft lassen sich Schulte zufolge noch nicht absehen. In Antalya liege der Anteil von Touristen aus Russland und Ukraine jährlich bei rund 30%. „Da wird es sicher Auswirkungen geben, die wir im Finanzergebnis spüren werden.“ Dagegen ist der operative Schaden aus der Beteiligung in St. Petersburg begrenzt. „Wir rechnen nicht mit einer Dividende. Weniger als Null kann es aber auch nicht sein“, so Schulte. Der Manager ließ erkennen, dass Fraport im Hinblick auf die 25-prozentige Beteiligung auf Zeit spielt und nicht voreilig allzu viel Porzellan zerschlagen will. „Wir sind gegenüber unseren Aktionären verpflichtet, Vermögen zu erhalten“, betonte er. Ein Verkauf stehe derzeit nicht an, wohl aber steht die Drohkulisse einer Zwangsverstaatlichung im Raum. Bisher seien indes keine Schritte dazu erfolgt.

Weitere mittelbare Belastungen drohen Fraport durch die „generelle Verteuerung des Fliegens aufgrund der gestiegenen Treibstoffpreise“. Dadurch würden Flugverkehre angepasst und teilweise umgeleitet. Fraport spürt dies bereits durch einen Rückgang beim Frachtverkehr.

Die vergleichsweise geringe Er­geb­nisdynamik gegenüber dem er­warteten Umsatzsprung resultiert daraus, dass Fraport das Investitionstempo hochhält. Nach 600 Mill. Euro im vergangenen Jahr verschlingt das Projekt Terminal 3 auch 2022 erneut 550 Mill. Euro. Bis zu 350 Mill. Euro fließen in den Ausbau am Flughafen Lima. Insgesamt sind einschließlich Bestandspflege wie etwa der Modernisierung des Terminals 1 in Frankfurt im laufenden Turnus Investitionen von 1,2 Mrd. Euro vorgesehen.

Die Nettoverschuldung, die im vergan­genen Jahr um 15% auf 6,37 Mrd. Euro angeschwollen war, schnellt damit weiter auf bis 7,5 Mrd. Euro in die Höhe. Die Bruttoschulden sind noch deutlich höher, denn Fraport hält Liquidität einschließlich freier Kreditlinien von 4,5 Mrd. Euro vor. Finanzchef Matthias Zieschang betonte, dass der Flughafenbetreiber seine Liquiditätsreserve im vergangenen Jahr deutlich aufgestockt hat, und dies zu moderaten Zinsen.

Dies zeige das Vertrauen der Investoren in die Gesellschaft. Aufgrund der hohen Ausbauinvestitionen wird der freie Mittelzufluss im laufenden Jahr deutlich negativ bleiben. Zieschang rechnet mit Mittelabflüssen von 900 Mill. bis 1,1 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr konnte der Cashburn im Vergleich zum Vorjahr in etwa auf 772 Mill. Euro halbiert werden. Dies war vor allem einer starken zweiten Jahreshälfte zu verdanken. Im operativen Cashflow glichen sich die Effekte aus der Erstattung der Vorhaltekosten und dem Vergleich im Sicherheitsgeschäft in etwa mit den Abfindungen für Personalabbau aus, so ein Zufluss von 393 Mill. Euro resultierte.

Eine der größten Herausforderungen im laufenden Jahr ist Schulte zufolge die Erholung im Flugverkehrs selbst. Im Sommer wird ein sehr hohes Reiseaufkommen erwartet. Alle Beteiligten müssten sich anstrengen, damit die Systemüberlastung von 2018 nicht wiederkehre.

Fraport
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz21431677
Ebitda757–251
Betriebsergebnis314–708
Konzernergebnis92–690
Operativer Cashflow393–236
Investitionen11681147
Nettofinanzschulden63705534
Gearing (%)170153
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