Telekomausrüster

Huawei zieht in China das große Los

Der Bannstrahl westlicher Länder gegen Huawei beim 5G-Ausbau wird in China zum Bumerang für Ericsson und Nokia. Die beiden skandinavischen Telekomausrüster müssen sich mit geringen Marktanteilen.

Huawei zieht in China das große Los

Von Norbert Hellmann, Schanghai

Für den von US-Restriktionen im Smartphone-Bau sowie im inter­nationalen Telekomausrüstungsgeschäft stark behinderten chinesischen Technologiekonzern Huawei gibt es Grund, ein wenig aufzuatmen. Der nach Kundenzahlen weltgrößte Mobilfunkanbieter China Mobile wird sich für den Ausbau von landeseigenen Mobilfunknetzen nach dem neuen 5G-Standard im Wesentlichen auf heimische Telekomausrüster stützen und dabei den Löwenanteil der Netzwerkkomponenten von Huawei beziehen.

Wie China Mobile nach Abschluss einer Serie von regional gestaffelten Ausschreibungsverfahren für das Netzwerk von 5G-Basisstationen mit 700 Megahertz-Frequenz bekannt gibt, wird Huawei gut 60% des Kontraktvolumens auf sich vereinigen können. Dies obwohl Branchenexperten zufolge Huawei bei den Tenderverfahren mit fühlbar höheren Preisen als die heimische und ausländische Konkurrenz unterwegs gewesen sein soll. Insgesamt geht es um eine gewaltige Anzahl von knapp 500000 Basisstationen, die von China Mobile und dem jüngst aufgezogenen China Broadcasting Network (CBN) gemeinschaftlich genutzt werden sollen.

ZTE kommt auch dran

Nach Analystenschätzungen verbindet sich mit der neuen Auftragsvergabe ein Umsatzpotenzial von etwa 39 Mrd. Yuan (gut 5 Mrd. Euro) für den Huawei-Konzern. An zweiter Stelle wurde der ebenfalls mit US-Sanktionen konfrontierte chinesische Telekomausrüster ZTE berücksichtigt und bekam in etwa 32% des Auftragsvolumens zugeteilt. Die in Kooperation mit chinesischen Gesellschaften im Reich der Mitte als Ericsson China und Nokia Shanghai Bell auftretenden europäischen Telekomausrüster Ericsson und Nokia teilen die verbleibenden 8% des Kontraktvolumens unter sich auf.

Die Auftragsvergabe für den Bau von 5G-Netzen für Mobilfunk- und Breitbanddienste ist weltweit zu einem regelrechten Politikum ge­worden, nachdem chinesische Ausrüster über die Jahre hinweg von verschiedenen Washingtoner Regierungen als Sicherheitsrisiko eingestuft und aus dem US-Markt völlig verbannt wurden. Die Sicherheitsdebatte hat unter dem Druck Washingtons auch stark auf US-Alliierte abgefärbt und in zahlreichen westlichen Ländern zu einem völligen oder partiellen Verzicht auf Huawei-Komponenten bei der Auftragsvergabe im Netzwerkgeschäft geführt. Demgegenüber sieht sich Huawei in asiatischen, afrikanischen und südamerikanischen Schwellen- und Entwicklungsländern weiterhin in einer dominierenden Marktposition.

Politisches Geschacher

Huawei genießt zwar in ausländischen Märkten bezüglich technologischer Ansprüche, Preis-Leistungs-Verhältnis und Servicekultur einen exzellenten Ruf, wird aber in zahlreichen Ländern sicherheitspolitisch als ein verlängerter Arm der chinesischen Regierung und möglicherweise auch des Militärs eingestuft. Tatsächlich ist Huawei mit ihrer ungewöhnlichen Eigentümerstruktur als ein Management- und Mitarbeiterkollektiv keineswegs ein Staatsunternehmen, sieht sich aber in vielerlei Hinsicht den handels- und industriepolitischen Interessen der Pekinger Regierung verpflichtet.

So ist die Berücksichtigung Huaweis beim Netzwerkausbau in westlichen Ländern ein heikles Thema, das stark auf das jeweilige Beziehungsklima zu China abfärbt. Australien beispielsweise wurde nach einem kategorischen Ausschluss von Huawei-Technik in heimischen Telekomnetzen mit zahlreichen handels­politischen Vergeltungsmaßnahmen Pekings konfrontiert. Die chinesische Regierung wiederum ist ihrerseits bemüht zu demonstrieren, dass ausländische Telekomausrüster vom chinesischen Markt nicht ausgeschlossen werden, sorgt aber indirekt dafür, dass sie auf einen „Anstandsanteil“ limitiert bleiben.

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