Porsche auf der Hauptversammlung heftig in der Kritik
„Wir erleben einen heftigen Sturm“
Auf der Hauptversammlung von Porsche kritisieren Investoren und Kleinaktionäre die Doppelrolle von CEO Oliver Blume
sck München
Nach dem Mutterkonzern Volkswagen in der vorigen Woche hat sich auch die Verwaltung der Porsche AG auf der Hauptversammlung mit harter Kritik auseinandersetzen müssen. Vertreter von institutionellen Investoren und von Kleinaktionärsschützern äußerten in dem virtuell abgehaltenen Treffen ihren Unmut über die Strategie, schwache Ertragszahlen, den Aktienkurseinbruch und abermals über die Doppelrolle von Vorstandschef Oliver Blume. Dieser ist seit September 2022 zugleich CEO von VW.
Ingo Speich von der Deka und Hendrik Schmidt von der DWS forderten Blume erneut mit Nachdruck auf, auf seine Doppelfunktion zu verzichten. „Geben Sie endlich eine Vorstandsposition ab. Mit ihrer Doppelrolle schaden Sie sowohl der Porsche AG als auch der Volkswagen AG“, wandte sich Speich an den CEO. Schmidt bezeichnete diesen Zustand an der Konzernspitze als „besorgniserregende Governance-Anomalie“. Harald Michael Klein von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht Blumes Rolles ebenfalls kritisch. Angesichts der vielen Baustellen im VW-Verbund sei es aber „sinnvoll“, die Doppelfunktion vorerst „weiter auszuüben“, sagte er.
„Handlungsdruck steigt“
Blume bekräftigte, dass die Doppelrolle „nicht auf Dauer“ angelegt sei. Letztlich hätten die Aufsichtsräte beider Unternehmen zu entscheiden, ob sich diese Personalunion weiterhin trägt oder nicht. Der CEO verwies auf die jüngsten Veränderungen im Vorstand des Sportwagenbauers. „Wir nutzen 2025 bewusst, um den Vorstand neu aufzustellen.“ Das Unternehmen spricht von einem Generationswechsel. So soll Entwicklungsvorstand Michael Steiner zusätzlich Vize-CEO werden. In dieser Funktion folgt er auf Lutz Meschke, der im Februar nach einem Machtkampf diesen Posten abgeben musste.
Zugleich besteht dem DWS-Vertreter zufolge auch auf Ebene des Aufsichtsrats ein Handlungsbedarf, die Besetzung des Gremiums zu verjüngen. „Wir fordern Sie auf, auf der Hauptversammlung 2025 einen Generationswechsel einzuleiten", so Schmidt. „Der Handlungsdruck steigt von Jahr zu Jahr.“ Der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Porsche, der das Aktionärstreffen leitete, ist 82 Jahre alt.
Strukturwandel in China belastet
Derweil warfen der Deka-Sprecher und Christian Strenger, u.a. Gründungsmitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, dem Vorstand erhebliche Versäumnisse bei den Aktivitäten in China vor. „Wesentliche Entwicklungen wurden zu spät erkannt mit dem Einbruch im Chinageschäft“, sagte Strenger. Der DWS-Vertreter schlug in die gleiche Kerbe. „Auf dem einst wichtigsten China-Markt macht Porsche kaum noch einen Stich.“ Vor vier Jahren sei noch jeder vierte Porsche-Neuwagen in China verkauf worden, heute sei es nur noch jeder achte. Hinzu komme der Zollstreit mit den USA. Das beeinträchtige das Geschäft zusätzlich.
Blume räumte die Schwächen unumwunden ein. „Schon letztes Jahr hatten wir massiven Gegenwind. Jetzt erleben wir einen heftigen Sturm," sagte er in seiner Rede. In China gäbe es zwar eine Elektro-Trend im Volumensegment, aber keinen Luxusmarkt für vollelektrische Fahrzeuge. Er berichtete über die bereits eingeleiteten Gegenmaßnahmen, um die Profitabilität auf mittlere Sicht zu steigern. Porsche reduziert ihr Netz von Verkaufsstellen in China um ein Drittel. Von einst 150 sollen noch rund 100 übrig bleiben. Zugleich senkt Porsche ihre Kosten. Bis 2029 will Porsche 1.900 Stellen streichen. Befristete Arbeitsverträge werden nicht verlängert. Das reduziere die Belegschaft um weitere 2.000 Stellen, so Blume.