DHL erteilt Investoren Absage bei Briefgeschäft
DHL erteilt Investoren Absage bei Briefgeschäft
Finanzchefin Kreis: Rechtliche Separierung keine Vorbereitung für Verkauf
md Bonn
DHL-Finanzchefin Melanie Kreis erteilt der Forderung von Investoren eine klare Absage, das ehemalige Kerngeschäft mit Briefen und Paketen von dem Logistikkonzern abzuspalten. Im Interview sagte Kreis der Börsen-Zeitung: „Unser Vorstandsteam hat immer wieder klar gesagt, dass der Bereich Post & Paket Deutschland ein wichtiges Familienmitglied ist und bleiben wird.“ Unter anderen hatten DWS und Deka das DHL-Management wiederholt aufgefordert, eine Abspaltung der Division P&P Deutschland zu prüfen. Der Vorstand hat das u.a. mit dem Verweis auf die komplexe rechtliche Struktur des Konzerns abgelehnt.
Langfristig starker Bedeutungsverlust
Die Division P&P Deutschland verliert seit vielen Jahren an Bedeutung im Konzern. Moderne Kommunikationswege führen zu sinkenden Volumina an Briefen, Postkarten und Werbepost („Dialogmarketing“). Dagegen ist das Paketgeschäft dank E-Commerce kräftig gestiegen. 2007 hatte P&P Deutschland noch 53% zum Konzern-Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) beigetragen; im vergangenen Jahr waren es nur noch 13%. In der gleichen Zeitspanne stieg der Ebit-Anteil der DHL-Divisionen von 19% auf 87%. Als Folge dieser Entwicklung wurde der Konzern vor zwei Jahren von Deutsche Post in DHL umbenannt.
Investoren versprechen sich von einer Abspaltung eine höhere Bewertung des verbleibenden, dann nur noch aus DHL-Divisionen bestehenden Konzerns sowie einen „Bonus“ durch Erhalt z.B. von „neuen“ Post-Aktien, die P&P Deutschland darstellen, oder von Einnahmen aus dem Verkauf des Geschäftsbereiches.
Wachstum des ehemaligen Kerngeschäfts gegen „Ende der Dekade“
Im Vorjahr wurde die Transformation von P&P Deutschland in eine eigenständige Gesellschaft auf den Weg gebracht. Einige Beobachter vermuten, dass die Gründe dafür nur vorgeschoben sind und dass dies in Wahrheit nur die Vorstufe einer Abspaltung ist. Kreis weist das zurück. Im September 2024 hatte DHL die Anpassung der rechtlichen an die Managementstrukturen angekündigt. „Es geht um die Vereinheitlichung und Vereinfachung der legalen Konzernstrukturen, die wir in Einklang mit unseren operativen Managementstrukturen bringen wollen", so Kreis. Dazu gehöre der Transfer von P&P Deutschland in eine eigenständige Gesellschaft.
Das Konzernhaus soll ein Appartment mehr bekommen
Kreis bemüht ein Bild: „Die DHL-Familienmitglieder haben alle schon ihr eigenes Apartment im gemeinsamen Haus, nur P&P Deutschland wohnt momentan noch im Wohnzimmer. Jetzt schauen wir, dass P&P Deutschland – genau wie die anderen vier Divisionen – ein eigenes Apartment bekommt.“ Mit einer Holding als Dachgesellschaft habe die Gruppe dann eine modernere Konzernstruktur, „die z.B. auch die IT-Erneuerung in einzelnen Bereichen einfacher macht“. Und „wenn wir Richtung Ende der Dekade blicken, dann werden wir in dieser Division auch wieder anfangen zu wachsen, weil das Briefaufkommen dann einen Boden erreicht haben und das Paketwachstum dominieren wird", so die CFO. "Dann haben wir den marktführenden Qualitätspaketdienstleister in der größten europäischen Volkswirtschaft im Portfolio.“
1 Mrd. Euro operatives Ergebnis gefordert
Um wenigstens den jährlichen Investitionsbedarf decken zu können, fordert der Vorstand, dass P&P Deutschland 2025 ein operatives Ergebnis (Ebit) von 1 Mrd. (i.V. 820 Mill.) Euro erzielt. „Für die Erwirtschaftung der Dividenden und Aktienrückkäufe sind die DHL-Divisionen zuständig“, hatte Kreis schon früher erklärt. Missgunst komme im Konzern aber nicht auf: „Auch die DHL-Kollegen wissen, dass P&P Deutschland durch einen herausfordernden Transformationsprozess gehen muss und deswegen in einer anderen Situation ist als die DHL-Divisionen.“
Abbau von 4 Prozent der Stellen bei P&P Deutschland
Um profitabler zu werden, hat die Gruppe ein umfangreiches Sparprogramm angekündigt. So hatte DHL Anfang März einen Stellenabbau bei P&P Deutschland angekündigt. Hier sollen dieses Jahr 8.000 Stellen – entsprechend 4% der in der Division Beschäftigten (Ende 2024: 187.000) – gestrichen werden.
Im Interview Seite 8