Goldman-Sachs-Prognose

Private Equity treibt M&A-Rekord

Der M&A-Boom zeigt noch keinerlei Anzeichen einer Abschwächung – im Gegenteil: Angesichts der hohen Zuflüsse für Private-Equity-Fonds erwarten die Investmentbanker von Goldman Sachs bald auch in Deutschland Club Deals mit bis zu 50 Mrd. Dollar Firmenwert, bei denen sich mehrere Finanzinvestoren zusammentun.

Private Equity treibt M&A-Rekord

cru Frankfurt

Getrieben von den vollen Kassen der Finanzinvestoren und Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) hat das Volumen der Fusionen und Übernahmen (M&A) im laufenden Jahr einen Rekordwert erreicht – und dürfte nach Erwartungen der Investmentbank Goldman Sachs trotz Konjunkturrisiken und Inflation auch im nächsten Jahr steigen. „Die Kapitalkosten bleiben niedrig, und die Unternehmen müssen sich durch Transformation an das neue Umfeld anpassen. Deshalb rechnen wir auch 2022 mit steigenden M&A-Volumina“, sagen Tibor Kossa und Christopher Droege, Co-Heads für M&A in Deutschland bei Goldman Sachs in Frankfurt.

Im laufenden Jahr ist das Volumen von M&A laut Goldman-Sachs-Daten bislang um 66% auf den Rekordwert von 4,9 Bill. Dollar gestiegen – mehr als im Jahr 2000 oder im Jahr 2007. Im dritten Quartal hat sich die Entwicklung sogar noch eher beschleunigt: Mit 1,5 Bill. Dollar lag das Volumen oberhalb vom zweiten Quartal dieses Jahres und auch über dem zweiten Quartal des Jahres 2007.

Dabei hat sich die Bedeutung von Megadeals oberhalb von 20 Mrd. Dollar verringert. Der Löwenanteil entfällt auf die Spanne zwischen 1 Mrd. und 5 Mrd. Dollar. Dementsprechend hat sich die Anzahl der Deals im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt auf 1650. Unter den Branchen dominiert TMT (Technologie, Medien, Telekommunikation) mit einem Anteil von 30% und einem klaren Schwergewicht auf der Technologie.

„Multiples noch im Rahmen“

Der Anteil der Private-Equity-Häuser und Spacs am M&A-Volumen ist höher denn je. „Jeder zweite Dollar für Übernahmen wird inzwischen von Private Equity oder Spacs ausgegeben“, sagt Kossa. Dabei entfallen 43% auf Finanzinvestoren und 11% auf Spacs. Zu den Private-Equity-Deals mit deutscher Beteiligung zählten der Verkauf des Spezialchemiekonzerns Atotech an MKS Instruments, die Übernahme von T-Mobile Netherlands durch Apax und Warburg Pincus sowie der Zusammenschluss von MBCC Group mit Sika. Hinzu kamen fünf Übernahmen börsennotierter Unternehmen wie Zooplus, Alstria und Aareal Bank.

Zu besorgniserregend hohen Bewertungen sei es trotz des Booms bisher nicht gekommen. Die Gewinnvielfachen (Multiples), die als Übernahmepreis gezahlt werden, seien zwar hoch, hätten aber noch keine historischen Rekordwerte erreicht. „Auch das Volumen von M&A im Verhältnis zur gesamten Marktkapitalisierung spricht nicht für eine Überhitzung. Das M&A-Volumen beträgt etwa 5% der gesamten Marktkapitalisierung und liegt damit unter dem langjährigen Durchschnitt von rund 6,7%“, stellt Droege fest.

Neben dem wachsenden Einfluss der Finanzinvestoren konstatieren Droege und Kossa auch eine Rückkehr der Unternehmen wie Vonovia als Käufer in das M&A-Geschehen. Steigende Kurse, wachsende Zuversicht der CEOs und niedrige Zinsen hätten dazu beigetragen. Zudem nutzten viele Unternehmen die Gelegenheit, um ihre Struktur durch Abspaltungen zu vereinfachen, wie die Daimler-Truck-Sparte, die Continental-Abspaltung Vitesco oder der Verkauf der US-Aktivitäten von Heidelberg Cement.

„Was wir hingegen im deutschen M&A-Markt in diesem Jahr nur wenig gesehen haben, waren große transatlantische Transaktionen“, sagt Droege.

Mit der Fortsetzung des M&A-Booms halten Droege und Kossa besonders große Club Deals mehrerer Finanzinvestoren mit Unternehmenswerten inklusive Schulden oberhalb von 50 Mrd. Dollar auch in Deutschland für möglich: „Private Equity erhält hohe Zuflüsse. Die Assets under Management der Buy-out-Fonds sind allein 2021 um 800 Mrd. auf 5,1 Bill. Dollar angewachsen. Zudem werden die einzelnen Fonds immer größer, so dass sie auch größere Deals angehen werden.“

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