Übernahme durch Finanzinvestor

Renold sagt Wachstumssegment Aim ade

Renold lässt sich von Morgenthaler Private Equity übernehmen. Das ist offenbar attraktiver als am Londoner Wachstumssegment Aim notiert zu sein.

Renold sagt Wachstumssegment Aim ade

Renold sagt Wachstumssegment Aim ade

Britischer Maschinenbauer lässt sich von Morgenthaler Private Equity übernehmen

hip London

Der britische Maschinenbauer Renold lässt sich lieber von einem Finanzinvestor übernehmen, als weiterhin am Londoner Wachstumssegment Aim notiert zu sein. Um das auf Ketten und Kraftübertragungsprodukte spezialisierte Traditionsunternehmen aus Manchester hatte es ein Wettbieten rivalisierender Private-Equity-Gesellschaften gegeben. Am Mittwoch gab ein Konsortium aus Buckthorn Partners und One Equity Partners auf.

Damit hat Morgenthaler Private Equity freie Bahn. Der Finanzinvestor bietet den Aktionären 187 Mill. Pfund und will die Gesellschaft mit seinem Portfoliounternehmen Webster Industries zusammenführen. Das war ein Pence pro Aktie mehr als die Rivalen geboten hatten: 82 Pence statt 81.

Zugang zu Wachstumskapital

Der Board hatte die Offerte von Morgenthaler empfohlen, nicht nur wegen der Prämie von 50% auf den Aktienkurs vor Bekanntwerden des Kaufinteresses. Ausschlaggebend war auch die Hoffnung, dass Renold mit Hilfe von Private Equity besseren Zugang zu Wachstumskapital bekommen könnte. Das Anlegerinteresse an den öffentlichen Märkten sei gedämpft, insbesondere wenn es um kleinere britische Gesellschaften gehe. Es sei ungewiss, ob das Unternehmen sich dort die nötigen Mittel verschaffen könne.

Die Gesellschaft wurde 1879 von Hans Renold gegründet, einem Schweizer Einwanderer aus Aarau, der zuerst für eine Firma tätig war, die Maschinen exportierte. Sie brachte zahlreiche Innovationen hervor und tätigte zahlreiche Zukäufe. Renold erwarb 1963 die Arnold und Stolzenberg GmbH aus Einbeck, einen der größten deutschen Kettenhersteller.

Nur sechs Jahre am Wachstumssegment

Erst 2019 wechselte Renold vom Main Market der London Stock Exchange an das Wachstumssegment Aim, das diese Woche 30 Jahre alt wurde. Damals hoffte das Management, auf diese Weise neue Investoren ansprechen zu können. Zudem ging man davon aus, Übernahmen schneller und kosteneffizienter über die Bühne bringen zu können als am Hauptsegment.

Auch Kapitalmaßnahmen seien weniger komplex und billiger zu bewerkstelligen, hieß es in einem Rundschreiben an die Aktionäre. Weitere Vorteile seien niedrigere jährliche Kosten der Notierung, weniger Verwaltungsaufwand und weniger umfangreiche Veröffentlichungspflichten.

Niedrige Bewertung

Das Geschäft lief so gut, dass die Nebenwerteexperten vom „Shares Magazine“ die Aktie auch dann noch zum Kauf empfahlen, als sie bereits auf knapp 74 Pence gestiegen war. Selbst nach dem Kurssprung liege das Kurs-Gewinn-Verhältnis lediglich bei 8, lautete ihre Argumentation. Renold erwirtschafte eine Eigenkapitalrendite von 22,5% und habe das Potenzial, bei einer steigenden operativen Marge auf das zwei- bis dreifache zu wachsen.

Die Kosten der Notierung und die immer strengeren Berichterstattungspflichten dürften Renold nicht mehr belasten. Niedrige Liquidität, schwindendes Anlegervertrauen und ein schrumpfender Pool von verfügbarem Kapital sind Grüne für die Krise, in der sich das Wachstumssegment Aim befindet. Finanzinvestoren sammeln zu den dortigen Bewertungen gerne qualitativ hochwertige Unternehmen wie Renold auf.

Zahl der notierten Firmen schrumpft

Die Zahl der dort notierten Gesellschaften ist rasant geschrumpft. Neben Übernahmen tragen dazu auch die Abwanderung ins Ausland und der Aufstieg mancher Firmen an den Main Market bei.

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