Siemens Energy feiert Rekordzahlen
Siemens Energy profitiert von Auftragsflut
Ein Drittel aus den USA – Hoher Strombedarf von Rechenzentren – Gamesa weiter mit Verlust
jh München
Siemens Energy erlebt eine Bestellflut. Schon das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. September) hatte einen Rekordwert der Auftragseingänge gebracht. Der dritte Abschnitt von April bis Juni fiel mit einem Volumen von 16,6 Mrd. Euro noch besser aus. „Es war das erfolgreichste Quartal in der fünfjährigen Unternehmensgeschichte“, sagte Vorstandschef Christian Bruch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte lag der Wert um fast zwei Drittel über dem des Vorjahres. Alle vier Segmente hätten dazu beigetragen.

Foto: Siemens Energy
Bruch hob zwei Aufträge von Siemens Gamesa für zwei Windkraftprojekte in der polnischen Ostsee im Wert von jeweils 1,5 Mrd. Euro hervor. Das Segment verbuchte einen Auftragseingang von fast 4,9 (i.V. 0,7) Mrd. Euro. Das Ergebnis von Siemens Gamesa war mit -438 (-446) Mill. Euro weiterhin negativ. Finanzchefin Maria Ferraro wies darauf hin, dass die Sparte nach wie vor in einem Restrukturierungs- und Transformationsmodus sei. Zudem hätten die Importzölle der USA das Ergebnis mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag belastet.
Lieferzeiten im Vordergrund
Bruch wiederholte seine Einschätzung von Anfang Mai, dass die Folgen der erhöhten Zölle für das Unternehmen beherrschbar seien. Die Belastung in den ersten drei Quartalen bezifferte er auf 100 Mill. Euro. Für das gesamte Geschäftsjahr rechnet er mit etwa 150 Mill. Euro. Im nächsten Jahr könnte die Größenordnung ähnlich sein, danach geringer. Grund dafür seien zum einen ältere Serviceverträge ohne Anpassungsklauseln für Preise. Diese liefen nach und nach aus. Zum anderen verwies Bruch auf die hohen Zölle für Importstahl und auf Einflüsse wegen Lieferungen aus Mexiko, Kanada und anderen Ländern. „Die Diskussionen mit den Kunden sind aber eher getrieben von den Fragen nach den Lieferzeiten“, berichtete Bruch. Letztlich führten die Zölle zu steigenden Preisen.
Die USA sind der größte Einzelmarkt für Siemens Energy. Sie machten im vergangenen Quartal 35% des Auftragseingangs aus, im Segment Gas Services sogar 50%. Grund für den hohen Bedarf ist nach den Worten des Konzernchefs vor allem die schnell wachsende Zahl von Rechenzentren: „40% der Gaskraftwerke in den USA sind damit verbunden.“
Ausbau in den USA
Derzeit investiere das Unternehmen eine halbe Mrd. Dollar in den Ausbau der Produktionskapazitäten in den USA. Das könne sich fortsetzen, fügte Bruch hinzu, werde aber stark davon abhängen, ob die hohe Nachfrage stabil sei. In den Vereinigten Staaten stellt Siemens Energy unter anderem in Florida Turbinenschaufeln für den Weltmarkt her. Ob neue Werke gebaut würden, müsse in Ruhe entschieden werden. „Man muss ein Gefühl dafür haben, wie sich der Markt in den nächsten zehn Jahren entwickelt.“

Im dritten Quartal steigerte Siemens Energy den Umsatz um 13,5% auf 9,7 Mrd. Euro. Das Ergebnis stieg stärker auf 956 (119) Mill. Euro. Darin enthalten ist ein Sondereffekt von 458 Mill. Euro – vor allem wegen der Abspaltung des Energiegeschäfts von Siemens Limited in Indien. Siemens Gamesa verkauft die überwiegende Mehrheit daran an eine Gruppe von Investoren. Für das gesamte Geschäftsjahr rechnet der Vorstand nun damit, dass die im zweiten Quartal erhöhte Prognose am oberen Ende der Zielkorridore erfüllt wird.
Dividende möglich
Für den Gewinn nach Steuern wird rund 1 Mrd. Euro erwartet. Hinzu komme ein positiver Effekt von einer halben Mrd. Euro wegen Indien, sagte CFO Ferraro. Da dieser nicht cash-wirksam sei, zähle er nicht zur Basis für eine Dividende. Strategie von Siemens Energy ist es, 40 bis 60% des auf die Aktionäre entfallenden Gewinns auszuschütten. Nachdem der Bundestag vor kurzem die Dividendenbeschränkung aufgehoben hat, kann das Unternehmen ein Jahr früher als vorgesehen für das laufende Geschäftsjahr eine Gewinnbeteiligung auszahlen. Die Entscheidung treffe die Hauptversammlung im Februar 2026, betonte Ferraro.
Siemens Energy hatte 2023 von der Bundesregierung eine Rückbürgschaft für die Garantielinie eines Bankenkonsortiums erhalten. Damit verbunden war ein Verzicht auf eine Dividende. Im Juni dieses Jahres löste das Unternehmen diese Garantie vorzeitig ab. Wegen der Bürgschaft sind vorübergehend auch Boni für den Vorstand nicht erlaubt. Dieses Verbot falle im kommenden Geschäftsjahr weg, kündigte Bruch an.
Der Aktienkurs von Siemens Energy lag am Mittwoch lange im Minus, schaffte aber zum Xetra-Schluss ein Plus von 1%. Seit Anfang dieses Jahres hat er mehr als 80% zugelegt.