Konzernergebnis sinkt

Softwaregeschäft versetzt Siemens einen Dämpfer

Das Ergebnis im Industriegeschäft von Siemens verringert sich für das vergangene Quartal. Grund ist ein schwächeres Abschneiden der Softwaresparte. Dafür hat der Vorstand eine relativ einfache Erklärung.

Softwaregeschäft versetzt Siemens einen Dämpfer

Das Softwaregeschäft versetzt Siemens einen Dämpfer

Operatives Konzernergebnis sinkt im vergangenen Quartal – Dennoch auf Kurs zu Jahreszielen

jh München

Siemens präsentiert sich mit einer starken Auftragslage und steigert den Umsatz. Das Ergebnis im Industriegeschäft ist im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres allerdings gesunken. Den Rückgang um 7% auf 2,8 Mrd. Euro begründete Finanzvorstand Ralf Thomas in Telefonkonferenzen mit Analysten und Journalisten mit einem deutlich schwächeren Softwaregeschäft im Segment Digital Industries.

Da Siemens die Finanzmärkte darauf vorbereitet hatte, hielt sich der Kursabschlag von einem halben Prozent zu Beginn des Xetra-Handels am Donnerstag in Grenzen. Wenig später drehte die Aktie sogar deutlich ins Plus und erzielte gegen Mittag einen Tagesgewinn von 4,1%. Der Vorstand bekräftigte die Jahresprognose, wenn auch für Digital Industries in der unteren Hälfte der angepeilten Umsatz- und Margenspanne.

„Herausfordernde Vergleichsbasis“

Das Softwaregeschäft hatte von April bis Juni 2024 von sieben großen Aufträgen für Lizenzen profitiert. „Diese herausfordernde Vergleichsbasis spiegelt sich in allen Kennzahlen zum Geschäftsvolumen und zur Profitabilität von Digital Industries wider“, sagte Thomas. Der Umsatz des Geschäfts fiel um 30%. Die Ergebnismarge von Digital Industries sank auf 14,5 (i.V. 22,9)%.

Wie Thomas erläuterte, lag das auch an negativen Währungseffekten und den Akquisitionen der US-amerikanischen Softwareunternehmen Altair und Dotmatics. Der Personalabbau, vor allem im Automatisierungsgeschäft – der anderen Sparte von Digital Industries –, verursachte ebenfalls relativ hohe Kosten. Für das laufende Schlussquartal rechnet der Vorstand mit einem Aufwand von mehr als 200 Mill. Euro für die Restrukturierung. Rund 6.000 Stellen sollen gestrichen werden, davon 3.900 in Deutschland.

Erholung schwächer als erwartet

Im Automatisierungsgeschäft hat sich die Nachfrage weiter erholt. Der Auftragseingang nahm um 19% zu – „gegenüber einer niedrigen Vergleichsbasis“, wie der Finanzchef betonte. Von einem besonders niedrigen Niveau erholte sich der Auftragseingang in China um fast ein Drittel und ähnlich stark in den USA. Der Vorstandsvorsitzende Roland Busch relativierte diesen Erfolg jedoch: „Die Erholung der Auftragslage war weniger dynamisch als erwartet.“ Die Kunden seien wegen der Handelskonflikte und der Zölle weiterhin verunsichert. In mehreren für Siemens wichtigen Branchen wie der Autoindustrie und dem Maschinenbau verlängerten sich die Verkaufs- und Investitionszyklen.

Die Einigung mit der EU auf einen Zoll von 15% für Importe in die USA habe zwar Klarheit geschaffen, sagte Thomas. Manches werde aber noch nachverhandelt und er erwarte nicht, dass sich mit Blick auf die Investitionsbereitschaft nun ein großer Knoten löse.

Großaufträge für Verkehrstechnik

Dass der Konzern den Auftragseingang im dritten Quartal um 28% auf 24,7 Mrd. Euro steigerte, lag fast nur an der Verkehrstechnik. Das Segment Mobility hat den Bestellwert auf 7,9 Mrd. Euro mehr als verdreifacht. Als Grund nannte Busch Großaufträge in Ägypten und den USA sowie eine Reihe anderer großer Projekte.

Der Umsatz von Siemens nahm bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte um 5% auf 19,4 Mrd. Euro zu. Auch hier überragte Mobility mit einem Zuwachs von 19%. Smart Infrastructure erzielte ein Erlösplus von 9%, während der Umsatz von Digital Industries um ein Zehntel sank – in erster Linie wegen des Basiseffekts im Softwaregeschäft.

Starker Mittelzufluss

Der Konzerngewinn nach Steuern erhöhte sich – im selben Maß wie der Umsatz – um 5% auf 2,2 Mrd. Euro. Etwa 200 Mill. Euro trug der Verkauf eines Teils des Flughafenlogistikgeschäfts bei. Die Auswirkungen der Zölle hätten das Ergebnis je Aktie (2,61 Euro) mit etwa 10 Cent belastet, berichtete Thomas. Das entspreche insgesamt rund 135 Mill. Euro. Fürs gesamte Geschäftsjahr rechnet er mit einem negativen Einfluss von 20 Cent. Etwa zwei Drittel davon entfielen auf Siemens Healthineers, das andere Drittel auf die Siemens AG. An dem Medizintechnikkonzern ist die AG noch mit gut 71% beteiligt.

„Ganz besonders erfreut“ zeigte sich der Finanzvorstand über den freien Cashflow. Im Konzern stieg dieser Mittelzufluss auf 2,9 (2,1) Mrd. Euro. Siemens ist nach den Worten von Thomas auf einem guten Weg im sechsten Jahr in Folge einen freien Cashflow zu erreichen, der mindestens 10% vom Umsatz ausmacht. Im vergangenen Geschäftsjahr waren es 12,5%.

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