M&A

Spanier rühren die Trommel

Die Erwartungen an eine neue Fusion im spanischen Telekommarkt sind gestiegen, nachdem die französische Orange ihr Interesse an einer Konsolidierung bekundet hat. Vodafone will auch mitmischen. Alle Blicke richten sich auf die Nummer 4 am Markt, Másmóvil.

Spanier rühren die Trommel

ths Madrid

In der Telekombranche dreht sich das M&A-Rad. Scharfer Wettbewerb und Druck auf die Gewinnmargen treiben die Bemühungen um eine Konsolidierung an, vor allem in Spanien, wo die Lage europaweit am weitesten zugespitzt erscheint. Dort wird seit einiger Zeit über neue Fusionen spekuliert. Laut einer Umfrage von Bloomberg Intelligence zwischen Anlegern und Managern der Branche erwarten 74 % der Befragten eine Fusion in Spanien, mehr als in Großbritannien (64 %), Italien (47 %) oder Frankreich (40 %). „Manchmal gibt es in der Telekombranche mehr Rauch als Feuer, aber die Situation in Spanien ist anders“, kommentierten die Analysten von Citi in einer neuen Studie.

„Wie ich schon mehrmals gesagt habe, besteht auf dem spanischen Markt der härteste Wettbewerb in der Eurozone und es bedarf einer Konsolidierung“, erklärte der Spanien-Chef der französischen Orange, Jean-Françoise Fallacher, im Dezember. Um dem Kostendruck gerecht zu werden, haben Orange, Telefónica und Vodafone in jüngster Zeit im Land Stellen abgebaut.

Der frühere Staatskonzern Telefónica dürfte als Marktführer eher nicht an einem Fusionskarussell beteiligt sein. Alle Blicke richten sich daher auf die drei großen Mitbewerber, die Töchter von Orange und Vodafone sowie Másmóvil, der durch Akquisitionen an die drei Großen herangerückt ist.

Vor Tagen brachte der scheidende CEO von Orange, Stéphane Richard, den Ball der Spekulationen neu ins Rollen. „Wir arbeiten aktiv daran, bei einer möglichen Konsolidierung in Spanien mitzumachen“, erklärte der Orange-Chef bei der Vorlage der Jahresbilanz letzte Woche. Für die Franzosen ist Spanien der zweitgrößte Markt. Doch im vergangenen Jahr sank der Umsatz um fast 5% auf 4,7 Mrd. Euro aufgrund des starken Konkurrenzkampfes. Ein Zusammenschluss von Orange mit Vodafone auf globaler Ebene war am Widerstand der französischen Regierung, Hauptaktionär von Orange, gescheitert.

Die Briten sind gerade dabei, ihre Geschäfte in Europa neu zu ordnen, was Fusionen und Verkäufe einschließt. „Wir wollen eine aktive Rolle bei der Konsolidierung der Telekommunikationsbranche in Spanien spielen. Der Status quo ist nicht aufrechtzuerhalten“, schrieb der CEO von Vodafone España, Colman Deegan, im Dezember in der Wirtschaftszeitung Expansión. Nun sind Gerüchte über einen Zusammenschluss von Vodafone mit Másmóvil wieder aufgeflammt. Doch auch Orange ist angeblich um eine Operation mit der Nummer 4 am Markt bemüht.

Másmóvil hatte nach mehreren Zukäufen kleinerer Mobilfunkanbieter im letzten Jahr den fünftgrößten Betreiber in Spanien Euskatel ge­schluckt. Die Finanzinvestoren KKR, Cinven und Providence hatten das vom österreichischen Unternehmer Meinrad Spenger gegründete Telekomunternehmen gekauft und 2020 von der Börse genommen. Másmóvil hat zuletzt reichlich Kunden hinzugewinnen können, zu Lasten der Großkonzerne. Auch der spanische Ableger der rumänischen Digi hat mit einem Low-Cost-Angebot zugelegt und ist mit fast drei Millionen Anschlüssen nun die Nummer 5 im spanischen Mobilfunkmarkt.

Das Rennen hat begonnen. Platzhirsch Telefónica würde in jedem Fall die Marktführerschaft verlieren, was die Zahl der Anschlüsse betrifft, nicht aber beim Umsatz, da der Konzern auf hochpreisige Angebote setzt. Der Reduzierung des Wettbewerberfeldes kann man jedoch auch bei Telefónica viel abgewinnen.