Milliarden-Deal

Telekom kommt Mehrheit an T-Mobile US näher

Die Telekom nähert sich der Mehrheitsschwelle bei T-Mobile US. Um die rund 6 Mrd. Euro teure Transaktion zu finanzieren, gibt die Telekom neue Aktien aus und verkauft ihr Geschäft in den Niederlanden.

Telekom kommt Mehrheit an T-Mobile US näher

hei Frankfurt – Die Deutsche Telekom sichert sich in einer komplexen Transaktion im Volumen von umgerechnet 6 Mrd. Euro weitere 5,3% an ihrer wichtigsten Tochter T-Mobile US. Dabei übernimmt sie zunächst 45 Millionen T-Mobile-US-Aktien aus dem Besitz von Softbank für einen Durchschnittspreis von 118 Dollar je Aktie, davon 26 Millionen Stücke zur vereinbarten Festpreisoption von 101,46 Dollar sowie weitere 19 Millionen Anteile zum gewichteten 20-Tage-Durchschnittskurs der T-Mobile-US-Aktie von 140,60 Dollar. Diesen Teil bezahlt die Telekom mit 225 Millionen neuen Aktien, die sie zum Preis von 20 Euro je Stück an Softbank ausgibt. Der japanische Technologiekonzern zahlt damit eine Prämie von 12% auf den Schlusskurs der T-Aktie vom 3. September und steigt zum zweitgrößten Anteilseigner der Telekom nach dem Bund auf. Marcelo Claure, Chief Operating Officer von Softbank, soll einen Sitz im Telekom-Aufsichtsrat erhalten.

Telekom-Chef Tim Höttges unterstrich in einer Telefonkonferenz den strategischen Charakter der Kapitalverflechtung, die mit einer Lock-up-Vereinbarung bis 2024 unterlegt ist. Softbank und Telekom wollten bei der „Skalierung von und Investition in globale Konnektivitätsplatt­formen“ zusammenarbeiten, so Höttges. Die Partner sondieren zudem auch eine Investitionskooperation zwischen Softbank-Portfolio-Unternehmen und Deutsche Telekom Capital Partners (DTCP). Softbank steuert unter anderem 50 Mill. Dollar für den DTCP Growth Equity III des Telekom-Investmentvehikels bei.

Goldman Sachs und Morgan Stanley haben die Deutsche Telekom bei dieser Transaktion als Finanzberater unterstützt. Rechtsbeistand leisteten Cravath, Swaine & Moore und Freshfields Bruckhaus Deringer.

Zweiter Schritt

In einem zweiten Schritt will die Telekom einen Teil des Verkaufspreises ihrer holländischen Tochter T-MobileNL, für die der Bonner Konzern 3,8 Mrd. Euro in bar erhält – bei einem Gesamtunternehmenswert von 5,1 Mrd. Euro inklusive Schulden – ebenfalls in den Erwerb von T-Mobile-US-Aktien stecken. Reserviert sind dafür bis zu 2,4 Mrd. Dollar, für die dann weitere rund 20 Millionen Papiere der US-Tochter erworben werden sollen, davon 12 Millionen zum vereinbarten Festpreis. Insgesamt errechnet sich laut Telekom für das Paket von 65 Millionen T-Mobile-US-Anteilen dann ein Durchschnittspreis von 109 Dollar Aktie. Dies vergleicht sich mit dem aktuellen Aktienkurs des zweitgrößten US-Mobilfunkunternehmens von 136 Dollar – ein Abschlag von fast einem Fünftel. Der Aktienanteil von Softbank reduziert sich zunächst auf 3,3%.

Die Telekom bekräftigt im Zuge der Transaktion ihr mittelfristiges Ergebnisziel von 1,75 Euro je Aktie, das sie 2024 erreichen will. Das Ziel werde durch den höheren Gewinnanteil an T-Mobile US gestützt, der den Ergebnisanteil der niederländischen Tochter mehr als wettmachen dürfte. T-MobileNL steuerte auf zwölf Monate gerechnet zuletzt aus einem Jahresumsatz von 2 Mrd. Euro ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach Leasingkosten (EbitdaAL) von 585 Mill. Euro bei.

Überdies will die Telekom dem Verwässerungseffekt, der durch die Erhöhung des Kapitals um 225 Millionen neue Aktien entsteht, durch Aktienrückkäufe begegnen. Diese sind allerdings mittelfristig geplant, zwischen 2023 und 2025, „wenn wir die finanzielle Flexibilität dazu haben“, erklärte Höttges.

Finanzielle Flexibilität gewinnt die Telekom u.a. durch die Ergebnis- und Cash-flow-Dynamik der US-Tochter, die in den nächsten drei Jahren jeweils durchschnittlich um 41% bzw. 45% (CAGR) zulegen sollen. Denn damit sollte auch die Nettoverschuldung der Telekom gemessen am Ebitda sinken. Zusätzliche Spielräume dürften sich noch durch weitere Asset-Verkäufe auftun. Der Telekom-Vorstand verspricht, hier nicht mehr lange zu fackeln.

Als Nächstes rückt offenbar eine Transaktion für die Deutsche Funkturm näher. „Wir sind hier eine M&A-Execution-Maschine. Die Funktürme kommen als Nächstes dran“, so Höttges. Entweder noch in diesem Jahr oder zu Beginn 2022 soll es so weit sein. Thorsten Langheim, M&A-Architekt der Telekom und im Vorstand zuständig für das US-Geschäft, betonte, dass man „komplett flexibel“ sei, was die künftige Eigentümerstruktur der Mobilfunktürme angehe. Ein Mehrheits- oder auch ein Minderheitsanteil der Telekom sei am Ende denkbar. Tower-Assets gelte als echtes Tafelsilber der Telekomnetzbetreiber in Europa, da börsennotierte Gesellschaften hier mit deutlich höheren Ertrags-Multiples gehandelt werden als die Aktien der Netzbetreiber selbst.

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