Uniper kommt beim Verkauf von Datteln 4 voran
Bei Uniper rückt der Verkauf
von Datteln 4 näher
Transformation zieht sich länger hin – Prognose angepasst
ab Köln
Uniper kommt beim Abarbeiten der Verkaufsliste als Teil der EU-Auflagen im Nachgang zur staatlichen Rettung sichtlich voran. Nach dem Verkauf der Minderheitsbeteiligung an der lettischen AS Lativijas Gaze gab der Versorger vor wenigen Tagen die Abgabe des Fernwärmegeschäfts an Steag Iqony bekannt. Nun steht das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 im Fokus. „Ich gehe davon aus, dass wir in der zweiten Jahreshälfte dazu mehr Neuigkeiten teilen können“, sagte Finanzchefin Jutta Dönges vor der Presse.
Operativ ist der Versorger dagegen in schwierigeres Fahrwasser geraten. Daher werden die Investitions- und Dekarbonisierungspläne zurechtgestutzt. Hatte Vorstandschef Michael Lewis schon im Vorjahr angekündigt, dass sich der Investitionsplan zeitlich verzögere, steht jetzt fest: Statt der ursprünglich geplanten 8 Mrd. werden bis 2030 wohl nur 5 Mrd. Euro investiert. Der überwiegende Teil davon fließe in den Neubau und die Ertüchtigung von Gaskraftwerken in Deutschland und Großbritannien sowie in den Ausbau der Erneuerbaren Energien, heißt es.
Weniger grün im Portfolio
Abstriche macht Uniper auch beim Schwenk hin zu grüner Energie. Zwar bleibt es bei der Ursprungsplanung von einer bis 2030 installierten Kapazität von 15 bis 20 Gigwatt (GW). Doch der geplante Anteil an grünem Strom und Gas von mindestens 80% lässt sich nicht mehr halten. Stattdessen ist jetzt von einem Anteil an erneuerbarer, CO2-armer und dekarbonisierbarer Erzeugungskapazität von „mindestens 50%“ die Rede.
Ausdrücklich begrüßte Lewis die jüngsten Äußerungen von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU). Sie hatte gesagt, sich mit Brüssel auf den Zubau von mehr als der Hälfte der geplanten 20 GW bis 2030 geeinigt zu haben. Die genauen Modalitäten stehen aber ebenso aus wie der Zeitplan für die ersten Auktionen, mit denen Lewis Anfang 2026 rechnet.
Stellenabbau steht bevor
Da sich auch der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in die Länge zieht, „ziehen wir die Konsequenz, unser Portfolio bis 2030 strategisch noch stärker auf Aktivitäten und Projekte mit verlässlichem Ergebnisbeitrag zu fokussieren“, sagte Lewis. Das hat auch für die Belegschaft Konsequenzen: In einem ersten Schritt werden 400 Planstellen gestrichen.
Weitere Effizienzmaßnahmen sollen folgen. „Ein erheblicher Teil“ des Stellenabbaus soll über die Nichtbesetzung frei werdender Stellen erreicht werden, daneben sollen mit der Mitbestimmung Konditionen für Abfindungen erarbeitet werden.
Uniper präzisierte nach Ablauf des ersten Halbjahres die Prognose. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) wird im Gesamtjahr in einer Spanne von 1 bis 1,3 (zuvor: 0,9 bis 1,3) Mrd. Euro avisiert und das bereinigte Nettoergebnis zwischen 350 und 550 (250 bis 550) Mill. Euro. Im ersten Halbjahr erwirtschaftete Uniper ein bereinigtes Ebitda von 379 Mill. Euro und ein bereinigtes Nettoergebnis von 135 Mill. Euro. Beide Kennziffern liegen damit wie erwartet drastisch unter dem Vorjahr.