Vorrang für Privatwirtschaft

Amprion pocht auf Eigenständigkeit

Amprion-Chef Hans-Jürgen Brick plädiert im Interview für den Erhalt privatwirtschaftlicher Strukturen im Stromnetz. Der Staat sei den Beweis schuldig, dass er der bessere Infrastrukturbetreiber sei.

Amprion pocht auf Eigenständigkeit

Amprion beharrt auf Eigenständigkeit

CEO Brick: Staat nicht besserer Infrastrukturbetreiber – Kohleausstieg 2030 gefährdet

ab Dortmund

Von der Idee, die vier deutschen Übertragungsnetze in Staatshand zusammenzuführen, hält Amprion-Chef Hans-Jürgen Brick herzlich wenig. Die Netze seien sehr unterschiedlich. Unter energiewirtschaftlichen Gesichtspunkten habe sich die Struktur bewährt, sagt Brick im Interview. „Es gibt keinen Grund, davon abzuweichen.“

Wenngleich nachvollziehbar sei, dass der Staat in seiner Verantwortung für die Versorgungssicherheit in Einzelfällen eingreifen müsse, hält der Amprion-Chef privatwirtschaftliche Strukturen für die bessere Lösung. „Wir kennen den Zustand deutscher Autobahnen, Autobahnbrücken und des Schienennetzes. Der Staat hat noch nicht bewiesen, dass er der bessere Infrastrukturbetreiber ist“, argumentiert Brick und verweist darauf, dass die vier Übertragungsnetzbetreiber schon heute auf verschiedenen Ebenen eng zusammenarbeiteten.

Zu 100 Prozent in Privathand

Amprion ist unter den deutschen Betreibern der Stromautobahnen der einzige, der sich zu 100% in privaten Händen befindet. Knapp drei Viertel der Anteile hält die Beteiligungsgesellschaft M31, ein Konsortium von überwiegend deutschen institutionellen Investoren. RWE hält eine Sperrminorität. Wenngleich es zuletzt Spekulationen gab, dass sich einzelne der M31-Investoren zurückziehen wollten, spricht Brick von einer „stabilen Eigentümerstruktur“. Allerdings pochten „alle Investoren auf eine marktgerechte Verzinsung ihres Eigenkapitals“, erklärt er. Ohne höhere Verzinsung der Stromnetze suchten sich Investoren attraktivere Anlagen.

Mit Blick auf den Umbau des Energiesystems sorgt sich der Energieexperte vor allem um die Bezahlbarkeit. „Die Energiekosten in Deutschland sind zu hoch“, stellt er fest und wirbt für technologieoffene Ansätze. Bei der Ausgestaltung der Kraftwerksstrategie kommt es aus seiner Sicht nun vor allem auf Tempo an. Die Bundesnetzagentur halte den Zubau von 21 Gigawatt gesicherter Erzeugung bis 2030 für erforderlich. Dieser Ausbau müsse schnell erfolgen. „Ansonsten könnte es sein, dass im Jahr 2030 auch Braunkohlekraftwerke systemrelevant sind“, warnt der Amprion-Chef.

Interview Seite 12
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