Autobauer

Volkswagen erhöht Margenziel

Volkswagen hat die Latte höher gelegt. Auf dem Weg zu einem softwaregetriebenen reinen Elektrofahrzeughersteller kündigte Vorstandschef Herbert Diess an, das mittelfristige Margenziel zu erhöhen.

Volkswagen erhöht Margenziel

sck München

– Zur Präsentation der Details seiner Strategie setzte der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess die mittelfristige Vorgabe für die operative Marge um 1 Prozentpunkt auf die Spanne von 8 bis 9% herauf. Er begründete diesen Schritt mit dem zunehmenden Tempo der Transformation. „Ein konsequenter Hochlauf der Elektromobilität, der durch Synergien aus niedrigeren Batterie-­ und Fabrikkosten sowie steigender Skalierung angetrieben wird, wird die Margen bei batterieelektrischen Fahrzeugen verbessern“, sagte Diess in einer Online-Veranstaltung.

Diese Entwicklung werde dadurch verstärkt, dass künftig die Abgasnormen und die Besteuerung von Fahrzeugen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren weltweit verschärft würden. Das belaste zunehmend die Margen im Geschäft mit Benzinern und Dieselautos. „Insgesamt ist davon auszugehen, dass sich die Margen dieser beiden Technologien innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre auf ähnlichem Niveau angleichen werden.“ Trotz der zugespitzten Diskussion um die Zukunft von Verbrennern hält der CEO zunächst für die Übergangsphase an dieser Antriebstechnologie fest, wenngleich deren Bedeutung fürs Neugeschäft sukzessive abnimmt.

Verbrenner liefern

Der herkömmliche Bereich bleibt für VW wichtig, um die hohen Investitionen in Zukunftstechnologien aus eigener Kraft zu stemmen. „Während dieses Übergangs wird unser robustes Geschäft mit Verbrennern dazu beitragen, die dafür nötigen Gewinne und Cash-flows zu generieren.“ Wie bei den Wettbewerbern BMW und Daimler sollen unter der Ägide von Diess die Aktivitäten mit Verbrennungsmotoren die Umstellung auf E-Mobilität finanzieren und beschleunigen.

Die Anleger reagierten auf das Strategiepaket indifferent. Die Vorzugsaktie notierte im Xetra-Handel auf Vortagesniveau. Nach Eröffnung der Börse in New York büßte der Titel zeitweise 1,6% auf 214,70 Euro ein.

Heute stellt die EU-Kommission ihr überarbeitetes Paket zum Klimaschutz vor. Aufgrund der Befürchtung, dass das ein absehbares Ende der Verbrenners impliziert, lief zuletzt der Verband der Automobilindustrie (VDA) dagegen Sturm (vgl. BZ vom 17. Juni und 7. Juli).

Derweil will Finanzvorstand Arno Antlitz die Materialkosten um weitere 7% reduzieren und das Geschäft mit Verbrennern „mit weniger Mo­dellen, einem reduzierten Antriebsportfolio und einem besseren Preismix optimieren“.

Mit vier einheitlichen Plattformen will unterdessen VW künftig über alle Marken hinweg die Größenvorteile mehr ausschöpfen. Diess zufolge wird sich das Prinzip gleicher Teile zum Einsatz in möglichst hohen Stückzahlen bald nicht mehr nur auf die bekannten Fahrzeug-Baukästen beschränken. Es erstrecke sich zunehmend auch auf Digitalisierung, Elektrifizierung und Dienstleistungen. Damit sollten „bisher unerreichte Synergien“ genutzt werden, erklärte er. Dabei sollen vier übergreifende Plattformen schrittweise aufgebaut werden: für die technische Grundarchitektur von Batteriefahrzeugen, für den zunehmenden Einsatz eigener Software in den Autos, für die interne Batteriezellfertigung sowie für neue Mobilitätsdienste. Das Fahrzeug-Basissystem „Scalable Systems Platform“ (SSP) soll für reine E-Fahrzeuge von 2026 an in der Produktion verwendet werden.

Klimaziele im Visier

Mit seinem skizzierten Kurs ist Diess davon überzeugt, die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen. „Im Vergleich zu 2018 plant der Konzern, gemäß dem Pariser Abkommen, seinen CO2-Fußabdruck pro Auto über den gesamten Lebenszyklus bis 2030 um 30% zu reduzieren. Im selben Zeitraum wird erwartet, dass der Anteil der Verkäufe von Elektrofahrzeugen auf rund 50% steigen wird.“ Bis 2040 sollen nahezu 100% der neuen Konzernfahrzeuge in den Hauptmärkten emissionsfrei sein. Spätestens im Jahr 2050 will VW vollständig klimaneutral sein.

Die Konzernführung kündigte zudem an, die in Salzgitter geplante Batteriezellfabrik zusammen mit dem chinesischen Partner Gotion High-Tech zu bauen. Dort soll 2025 die Produktion der Einheitszelle für das Volumensegment starten, von der sich Europas größter Autobauer deutliche Kostensenkungen verspricht. In Schweden plant Volkswagen zusammen mit dem Batteriezellspezialisten Northvolt die Produktion von Hochleistungszellen (vgl. BZ vom 22. Juni).

Als Standort für eine dritte große Batteriezellfabrik ist Spanien vorgesehen, bestätigte VW. Dort prüfe der Konzern zusammen mit einem strategischen Partner die Option für den Aufbau einer Gigafabrik mit einer Jahreskapazität von ebenfalls 40 Gigawattstunden.

Außerdem plant VW die Fertigung ihrer geplanten Elektro-Kleinwagenserie ab 2025 in Spanien. Eine konkrete Investitionsentscheidung hänge in diesem Fall unter anderem davon ab, ob es staatliche Unterstützung hierfür gebe. Barcelona ist der Sitz der zum Konzern gehörenden Marke Seat.