US-Geldpolitik

US-Arbeitsmarkt bringt Fed in Bedrängnis

Das maue Stellenwachstum gepaart mit den steigenden Löhnen sorgt für neue Diskussionen über eine straffere US-Geldpolitik. Der Zeitplan des Tapering ist fraglich. Der Ökonom Wieland mahnt derweil im Interview zu einem raschen Zurückfahren der Anleihenkäufe.

US-Arbeitsmarkt bringt Fed in Bedrängnis

det/ms Washington/Frankfurt

Ein enttäuschender Arbeitsmarktbericht bedeutet neuen Diskussionsstoff für die US-Notenbank. Wie das Arbeitsministerium berichtete, entstanden im September außerhalb der Landwirtschaft nur 194000 neue Stellen. Erwartet hatten Volkswirte ein Plus von fast einer halben Million. Zwar gab die Erwerbslosenquote von 5,2 auf 4,8% nach. Doch das schwache Stellenwachstum könnte der Fed als Anlass dienen, die Drosselung ihrer Anleihekäufe (Tapering) aufzuschieben. Auf der anderen Seite verstärken die kräftig steigenden Löhne den Druck auf die Notenbank, das Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik einzuläuten. Die Löhne legten im Vorjahresvergleich um satte 4,6% zu.

Nach der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) im September hatte Notenbankchef Jerome Powell gesagt, dass wenn sich die Erholung am Arbeitsmarkt „wie erwartet fortsetzt“ und die Preise weiter steigen, das Zurückfahren der Anleihekäufe „bald angemessen sein könnte“. Die Märkte hatten dies als Signal gewertet, dass bei der FOMC-Sitzung im November ein Zeitplan verkündet werden und die Umsetzung dann im Dezember beginnen würde. Der jüngste Arbeitsmarktbericht hat nun aber einige Zweifel am Zeitpunkt des Tapering geweckt. Während einige Ökonomen von einem Ausreißer als Folge der Delta-Variante sprechen, vermuten andere, dass es sich bei dem schwachen Stellenaufbau um einen längerfristigen Trend handeln könnte.

Der Wirtschaftsweise und Geldpolitikexperte Volker Wieland spricht sich indes klar für das Tapering aus. „Die Anleihekäufe sollten deutlich gedrosselt werden“, sagt Wieland im Interview der Börsen-Zeitung. Den Leitzins müsse die Fed jetzt noch nicht anheben. Allerdings seien die bislang von den Fed-Notenbankern avisierten Zinserhöhungen in der Zukunft wohl zu vorsichtig bemessen. Wieland rät auch der Europäischen Zentralbank (EZB), beim Exit rascher voranzugehen. „Die EZB sollte die Normalisierung entschlossener vollziehen“, sagt er. EZB-Präsidentin Christine Lagarde untermauerte indes am Freitag, dass die EZB auf die hohe Inflation „nicht überreagieren“ dürfe.

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