Quartalszahlen

Zinswende beflügelt europäische Banken

Das Ende der Negativzinsen tut den europäischen Banken gut. Nach der Deutschen Bank und Unicredit schnitten auch Barclays, BNP Paribas, BBVA und Intesa Sanpaolo im Quartal besser ab als erhofft.

Zinswende beflügelt europäische Banken

lee/jsc Frankfurt

Nach der Deutschen Bank, Unicredit und Banco Santander haben am Freitag weitere europäische Großbanken unerwartet starke Quartalszahlen vorgelegt. So übertrafen die französische BNP Paribas, die britische Standard Chartered und die spanische BBVA mit zum Teil kräftigen Gewinnzuwächsen die Erwartungen der Analysten. Die italienische Großbank Intesa Sanpaolo und die britische Natwest verdienten zwar wie erwartet weniger als binnen Jahresfrist, der Rückgang fiel jedoch geringer aus als angenommen.

Ein wesentlicher Grund für die starke Geschäftsentwicklung ist die Zinswende. Das Ende der Negativzinsen spülte nach Bloomberg-Berechnungen allein den fünf größten Geldhäusern in der Europäischen Union rund 3,7 Mrd. Euro in die Kassen. Auch die britischen Banken verdanken den Höhenflug vor allem der Bank of England, deren straffere Geldpolitik den Zinsüberschuss in die Höhe treibt.

In einigen Mitgliedstaaten, etwa in Spanien und Polen, versucht die Politik, die sprudelnden Gewinne teilweise abzuschöpfen. In Spanien führte etwa die von einem Linksbündnis und den spanischen Sozialdemokraten gebildete Regierungskoalition kurzerhand eine Sondersteuer ein, um einen Teil der Bank­gewinne abzuschöpfen. Die rechtspopulistische polnische Regierung erließ dagegen ein Gesetz, das es den Eigentümern von selbst genutztem Wohnraum erlaubt, die Ratenzahlungen für ihre Hypothekendarlehen bis Ende 2023 bis zu achtmal auszusetzen, ohne dafür wirtschaftliche Notlagen geltend machen zu müssen. Seit Freitag sind dafür Anträge möglich.

Obwohl die Aussichten der Banken angesichts der wachsenden Rezessionsgefahr infolge der hohen Ab­hängigkeit der europäischen Indus­trie von russischen Energieträgern mittelfristig nicht gerade rosig sind, reagierte der Aktienmarkt positiv. BNP Paribas schlossen 3%, Barclays 1,6% und die Deutsche Bank 2,2% fester. Der Branchenindex Eurostoxx Banks ging um 2,1% gestärkt ins Wochenende.

Berichte Seiten 2 und 3