Im DatenraumRegulatoren planen Lockerung

Amerikas Banken drohen leichtsinnig mit Kapital umzugehen

US-Regulatoren planen die umfangreichsten Senkungen der Kapitalvorgaben für Banken seit mindestens einem Jahrzehnt. Doch leichtsinnigeren Umgang mit ihren Eigenmitteln können sich die Geldhäuser nicht leisten.

Amerikas Banken drohen leichtsinnig mit Kapital umzugehen

Regulatoren planen Lockerung

US-Banken müssen Kapital zusammenhalten

xaw New York

Die Kapitalquoten von Amerikas Banken stehen unter so scharfer Beobachtung wie wohl seit mehr als einem Jahrzehnt nicht. Denn die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit führender Geldhäuser um J.P. Morgan herabgestuft, weil sie daran zweifelt, dass der Staat die Institute im Krisenfall stützen könnte. Zugleich peilen US-Behörden aber wohl die umfangreichsten Senkungen der Kapitalvorgaben seit dem Nachgang der Finanzkrise 2008 an.

Behörden mit scharfer Kurswende

Noch 2023 hatten die Federal Reserve, die Einlagensicherung FDIC und das für die Überwachung des nationalen Kreditwesens zuständige OCC im Zuge der Umsetzung des globalen Bankenpakets Basel III und unter dem Eindruck der Zusammenbrüche mehrerer regionaler Geldhäuser deutlich verschärfte Regeln vorgeschlagen. Nach heftigem Gegenwind aus der Branche bewegen sich die Regulatoren nun aber in die entgegengesetzte Richtung.

So wollen sie offenbar die Supplementary Leverage Ratio (SLR), die Anforderungen für das Tier-1-Kapital von Finanzinstituten im Verhältnis zu den Fremdmitteln auf und abseits der Bilanzen festlegt, deutlich aufweichen. Bei global systemisch wichtigen US-Instituten (GSIBs) lag sie zuletzt bei durchschnittlich 6,1% und damit nur knapp über dem von Regulatoren angepeilten Mindestwert von 6%.

Nun geht die Furcht davor um, dass eine abnehmende Kreditqualität die Banken hart trifft. Die GSIBs verfügten im ersten Quartal über ausreichend flüssige Qualitätsassets, um kurzfristige Zahlungsverpflichtungen und Einlagenabflüsse abzudecken. Doch das Volumen ihrer ausgestellten Kredite ist im Verhältnis zu den Depositen zuletzt wieder geklettert.

Neuer Liquiditätsdruck droht

Sind die Häuser wie während der Regionalbankenkrise 2023 plötzlich gezwungen, mehr Verluste aus ihren Kreditportfolios zu realisieren, dürfte dies das Vertrauen von Einlagenkunden laut Analysten ankratzen und neuen Liquiditätsdruck auslösen. Die geplante Lockerung der Kapitalquoten führt nach Einschätzung von Kritikern indes eher dazu, dass Banken leichtsinniger mit ihren Eigenmitteln umgehen bzw. auch Fremdkapital niedrigerer Qualität halten. Dann drohen aus kurzfristigem Cash-Mangel schnell Solvenzprobleme zu resultieren.

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