Genossenschaftsbanken

Berliner Volksbank hält sich wegen Ukraine-Krieg mit Ausblick bedeckt

Die Berliner Volksbank ist gut durch das zweite Coronajahr gekommen und traut sich auch 2022 zu, die eigenen Ziele zu erreichen. Konkretisieren will sie die Ziele wegen der Unsicherheiten rund um den Ukraine-Krieg noch nicht.

Berliner Volksbank hält sich wegen Ukraine-Krieg mit Ausblick bedeckt

sp Berlin

Die Berliner Volksbank ist gut durch das zweite Coronajahr gekommen und ordentlich in den neuen Turnus gestartet. Angesichts der ungewissen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs hält sich die Bank mit einem Ausblick für 2022 aber noch bedeckt. „Wir haben natürlich einen Plan, an dem wir uns orientieren, und in den ersten beiden Monaten ist das auch alles eingetreten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Carsten Jung. Wegen der jüngsten Zinsentwicklung und möglicher Belastungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine müsste die Planung aber noch einmal neu kalibriert werden, sagte der Chef des zweitgrößten Instituts der genossenschaftlichen Finanzgruppe mit einer Bilanzsumme von gut 17 Mrd. Euro.

Die Bank habe zwar kein direktes Exposure in der Ukraine oder in Russland, stellte Jung klar. Doch steigende Energiepreise und Störungen in den Lieferketten könnten sich auf das stark von Firmenkunden geprägte Kreditbuch der Bank auswirken. Noch habe man keine Risiken festgestellt, aber die besonders energieabhängigen Unternehmen im Kundenstamm identifiziert, mit denen die Bank jetzt das Gespräch suche. „Die spannende Frage wird sein, wie weit der Kunde diese Energiepreise überwälzen kann“, sagte Jung.

Eine Bank könne bei Liquiditätsproblemen immer helfen, bei Ertragsproblemen in der Regel dagegen nicht. „Deshalb fahren wir jetzt zu unseren Kunden und gehen in die erste Gesprächsrunde, um zu schauen, wie wir da Hilfestellungen leisten können“, sagte der Chef der Berliner Volksbank mit Blick auf die Unternehmerkunden, die die Folgen des Krieges besonders zu spüren bekommen könnten. Das lasse sich aber noch nicht so genau absehen und vermessen wie in der Corona-Pandemie. Einen seriösen Ausblick könne es deshalb noch nicht geben, sagte Jung. Er gehe aber weiterhin fest davon aus, dass die Bank die Ziele, die sie sich für 2022 vorgenommen habe, erreichen werde.

Im vergangenen Jahr schaffte die Bank beim Betriebsergebnis vor Bewertung einen Zuwachs von 5% auf gut 122 Mill. Euro. Dazu trug vor allem der um 9% gestiegene Provisionsüberschuss bei, der von einem starken Wertpapiergeschäft mit dem Verbundpartner Union Investment und Zuwächsen bei Kontoführungsgebühren profitierte. Der Zinsüberschuss entwickelte sich seitwärts.

Neukredite unter Vorjahr

Das Neukreditvolumen lag mit 3,1 Mrd. Euro – davon 1,3 Mrd. Euro in der gewerblichen Immobilienfinanzierung – etwas unter dem Vorjahr. Viele Kunden hätten Liquidität genutzt, um Kredite abzulösen, erklärte Jung. Im Vorjahr sei das Kreditgeschäft auch wegen der Ausreichung von Förderdarlehen im Zusammenhang mit Coronahilfen stark angestiegen. Der Verwaltungsaufwand war rückläufig, was mit Kosteneinsparungen im Zusammenhang mit der Pandemie zu tun hatte.

Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit liegt mit 113 Mill. Euro ein Drittel über dem Vorjahr. Denn nachdem die Bank 2020 allein 21 Mill. Euro im Zusammenhang mit der Teilanwendung des vom Bankenfachausschuss (BFA) des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) konkretisierten Vorgehens zur Ermittlung einer Risikovorsorge für vorhersehbare, noch nicht individuell konkretisierte Adressenausfallrisiken im Kreditgeschäft (BFA 7) zurückgestellt hatte, fällt die Risikovorsorge im Kreditgeschäft mit 4 (i.V. 32) Mill. Euro 2021 deutlich geringer aus. „Wir haben eine völlig unauffällige Risikovorsorge, die die Qualität des Geschäftes und die Struktur der Bank bestätigt“, sagte Jung. Den Spielraum nutzte die Bank, um den Fonds für allgemeine Bankrisiken um gut 65 (i.V. 42) Mill. Euro aufzustocken. „Wir haben das operative Ergebnis gesteigert, die Kosten im Griff gehabt und die Bank substanziell noch einmal stärken können“, sagte Jung.

Unter dem Strich steht ein um knapp 16% verbesserter Gewinn in Höhe von mehr als 19 Mill. Euro. Über die Verwendung des Gewinns entscheiden die Vertreter der Bank auf ihrer jährlichen Versammlung am 19. Mai 2022. Der Vorstand schlägt vor, eine Dividende von 2,0 (1,75)% auszuzahlen.

Die Zahl der Kunden sank 2021 auf 545000 (564000). Ihren Marktanteil im Privatkundengeschäft in Berlin beziffert die Bank auf 10%, im Firmenkundengeschäft liegt er bei 30%. Im neuen Turnus traut der Vorstandschef der Bank wieder einen Kundenzuwachs zu. Filialschließungen soll es keine geben, stattdessen habe die Berliner Volksbank ihre Standorte mit einem Shopkonzept umgebaut. „Wir haben einen guten Weg zwischen stationär und digital gefunden“, sagte Jung.

Keine Gebührenerhöhung

Trotz laufender Tarifverhandlungen und Preissteigerungen will das Institut 2022 keine Gebührenanpassungen vornehmen. Für die Anpassung der Kontomodelle vor dem AGB-Urteil des Bundesgerichtshofs hätten per Ende Dezember bereits 92% der Kunden ihre Zustimmung gegeben. Dem von der BaFin ab 2023 geforderten zusätzlichen Systemrisikopuffer für das Wohnimmobiliengeschäft sieht die Bank gelassen entgegen. „Das stellt uns auf der Kapitalseite nicht vor größere Herausforderungen, aber das wird die Preise leicht nach oben treiben“, sagte Vorstandsmitglied Daniel Keller.

Berliner Volksbank
Konzernzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss232230
Provisionsüberschuss127117
Verwaltungsaufwand228231
Sonst. betriebl. Ergebnis−9−0
Betriebsergebnis vor Bewertung      122      116
Netto-Risikovorsorge Kredit−4−32
Ergebnis normaler Geschäftstätigkeit      113       85
Betriebsergebnis nach Steuern      85      59
Zuführung in Fonds für allg. Bankrisiken       65       42
Jahresüberschuss1917
Börsen-Zeitung