BPM wappnet sich gegen Unicredit-Offerte
Unruhe ins Italiens Bankenszene
Für Unicredit wird es bei BPM immer enger
Italiens Nummer 3 wartet mit Rekordzahlen auf – Mediobanca wirbt um Unterstützung
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Nach den Quartalszahlen von Italiens drittgrößter Bank BPM wird es für Unicredit noch schwieriger, an dem derzeitigen Übernahmeangebot für das Institut festzuhalten. CEO Giuseppe Castagna sieht die BPM auf Stand-alone-Basis stärker denn je. Und die Entwicklung des BPM-Aktienkurses macht die Annahme des seit Ende April laufenden Unicredit-Übernahmeangebots immer unattraktiver: Anleger würden damit draufzahlen. Beobachter rechnen damit, dass die HVB-Mutter ihre Offerte zurückzieht.
Die BPM hat im ersten Quartal 2025 ihren Nettogewinn um 37,9% auf den Rekordwert von 510,7 Mill. Euro gesteigert. Für das Gesamtjahr wurde die Gewinnprognose von 1,7 Mrd. auf 1,95 Mrd. Euro angehoben. Pro forma – inklusive Vermögensverwalter Anima, der ab dem zweiten Quartal integriert werden soll – kam die BPM auf einen Quartalsgewinn von 549 Mill. Euro. Die BPM sieht sich auf einem guten Weg, das für 2027 angepeilte Gewinnziel von 2,15 Mrd. Euro zu erreichen.
Unicredit vor Rückzug bei BPM?
Mit dem Vermögensverwalter Anima, den die BPM nun zu 90% kontrolliert, reduziert sich die Abhängigkeit der BPM vom Zinsüberschuss, der im Quartal um 5,5% auf 816,9 Mill. Euro zurückging, auf etwa 50%. Obwohl die Aufseher bei der Übernahme die Anwendung der eigenkapitalschonenden Danish-Compromise-Regelung abgelehnt haben, rechnet die BPM dadurch mit relativ geringen Auswirkungen auf die Kernkapitalquote. Diese gehe von 14,76% auf etwa 13% zurück.
Für Unicredit wird eine Übernahme auch deshalb schwieriger, weil Italiens Regierung im Rahmen der Golden-Power-Regelung dafür sehr harte Bedingungen stellt, die die Aufrechterhaltung des Vorhabens unattraktiv machen. Rom hat das Angebot genehmigt. Doch die Regierung verlangt von der HVB-Mutter bis Januar den vollständigen Rückzug aus Russland, ein Aufrechterhalten des Niveaus der Kreditvergabe und eine Verpflichtung, das Engagement in italienischen Staatsanleihen nicht zu reduzieren. Hinzu kommt, dass BPM-Aktionär Crédit Agricole seine Beteiligung auf 20% aufgestockt hat und eine Übernahme gegen dessen Widerstand schwer möglich ist.
Mediobanca-CEO bei Regierung
Unterdessen wirbt Mediobanca-CEO Alberto Nagel in der Regierung und bei Investoren um Unterstützung für sein Übernahmeangebot für die Banca Generali. Die Investmentbank will dafür mit ihrer 13-prozentigen Beteiligung an der Versicherung Generali bezahlen, die selbst 50,1% an der Banca Generali hält. Nagels Hauptargument ist die Schaffung eines großen nationalen Vermögensverwalters mit Assets under Management von 210 Mrd. Euro. Rom unterstützt ein Übernahmeangebot der Monte dei Paschi für die Mediobanca: Dieses Projekt wäre im Fall einer Übernahme der Banca Generali durch die Mediobanca schwerer zu realisieren. Denn der Mediobanca-Aktienkurs ist inzwischen deutlich über den Monte-dei-Paschi-Angebotspreis gestiegen.
BPER wirbt um Unterstützung
Italiens viertgrößte Bank BPER hat für das erste Quartal einen um 43% höheren bereinigten Nettogewinn von 443 Mill. Euro vorgelegt. CEO Gianni Franco Papa warb erneut um Zustimmung zu seinem Übernahmeangebot für die Volksbank von Sondrio, das diese ablehnt. Mit der Volksbank von Sondrio, die ihren Nettogewinn im Quartal um 19,3% auf 173,3 Mill. Euro steigerte, würde die BPER nach eigenen Angaben ihren Marktanteil in Italien von 8 auf 10% steigern und ihre Position in Norditalien deutlich verbessern.