Unicredit lässt nicht locker
Bankenkonsolidierung
Unicredit wird größter Commerzbank-Aktionär
Umwandlung von Derivaten – Brüssel rügt offenbar Italiens Regierung – „Außergewöhnliche Umstände“ sind strittig
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Unicredit lässt nicht locker. Die HVB-Mutter hat trotz des Widerstands der Bundesregierung gegen eine mögliche Übernahme der Commerzbank ihre Beteiligung an dem deutschen Institut auf inzwischen 20% erhöht. Gleichzeitig tut sich etwas in Sachen BPM: Unicredit hat Ende November 2024 ein Übernahmeangebot über rund 10 Mrd. Euro für die drittgrößte italienische Bank im Wege eines Aktientausches vorgelegt. EU und die Europäische Zentralbank haben die Übernahme genehmigt, doch die italienische Regierung hat dafür im Rahmen der Golden-Power-Regelung strenge Auflagen gemacht, die nach Auffassung der EU womöglich nicht zulässig sind. Die EU-Kommission verlangt von Rom Aufklärung darüber.
Orcels „Zwei-Fronten-Krieg“
Unicredit-CEO Andrea Orcel kämpft damit derzeit an zwei Fronten. Mit der Aufstockung der Anteile an der Commerzbank stößt er auf Widerstand der Geschäftsführung des deutschen Instituts selbst, der Gewerkschaften und der Bundesregierung. Und im Fall BPM könnte das Vorgehen der Bank auf einen Konflikt mit der italienischen Regierung hinauslaufen, die dem Vorhaben sehr kritisch gegenübersteht.
EU-Kommission hakt bei Auflagen für BPM-Übernahme nach
Die EU-Kommission hat bestätigt, dass sie Ende Mai einige Fragen an die italienische Regierung gerichtet hat. Die EU-Behörde verlangt Aufklärung darüber, warum Italien harte Auflagen angeordnet hat. Rom hat die Übernahme zwar genehmigt, im Rahmen der so genannten Golden-Power-Regelung aber erhebliche Zugeständnisse von Unicredit verlangt. Diese beziehen sich etwa auf die Höhe der Kreditvergabe und das Niveau der Staatsanleihen im Portfolio der Bank, das nicht reduziert werden soll. Außerdem soll sich Unicredit bis zum 18. Januar 2026 komplett aus Russland zurückziehen. Unicredit hat das Engagement dort zwar massiv reduziert, ist aber nach wie vor präsent.
Nicht zuständig
Die Unicredit-Pläne zur Übernahme der BPM sind sowohl von der Europäischen Union als auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) ohne nennenswerte Auflagen genehmigt worden. Aus Sicht Brüssels ist Rom in dieser Angelegenheit nicht zuständig. Italiens Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti dagegen ist der Auffassung, „im nationalen Interesse“ handeln zu müssen und betrachtet das Vorgehen als legitim. Europäische Zentralbank und EU hätten in diesen Fragen, die ihre Kompetenzen nicht beträfen, keine Mitsprache, meint der Minister.
Italien hat nach Angaben einer EU-Sprecherin mittlerweile Antworten auf die Brüsseler Fragen gesendet. Dabei geht es im Wesentlichen um die Klärung, ob „außergewöhnliche Umstände“ vorliegen, so dass sich ein Mitgliedstaat in eine fusionsrechtliche Prüfung einmischen darf. Nun werden die Antworten aus Rom in Brüssel geprüft, anschließend wird die EU-Kommission eine Entscheidung treffen, ob sie die „außerordentlichen Umstände“ anerkennt. Es gibt keine Zeitvorgabe für diese Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter. Allerdings, so räumt die EU-Sprecherin ein, hat die EU-Behörde „natürlich“ im Blick, dass die Übernahme eigentlich am 23. Juli vollzogen werden sollte.
Unicredit hat außerdem rechtliche Schritte gegen die Auflagen der italienischen Regierung eingeleitet. Eine Entscheidung des zuständigen Gerichts in der Region Lazium soll bis spätestens 16. Juli verkündet werden.
Aktien reagieren positiv
Die jüngste Entwicklung könnte die Chancen der Unicredit verbessern, bei der BPM doch zum Zuge zu kommen. Orcel hatte gedroht, die Übernahme wegen der strengen Auflagen abzublasen. Für die BPM-Aktionäre ist die Offerte jedoch derzeit unattraktiv, weil der BPM-Kurs seit der Vorlage des Übernahmeangebots deutlich stärker gestiegen ist als die Unicredit-Notierung. Es wird damit gerechnet, dass Unicredit die Offerte aufstocken würde, sollte Rom die Übernahme nun doch ohne größere Auflagen genehmigen. Die Aktien von BPM legten am Dienstag deutlich zu, die der Unicredit noch stärker, während Commerzbank-Papiere leicht nachgaben.
Unicredit bleibt am Ball. Sie hat ihre Beteiligung an der Commerzbank auf 20% aufgestockt. Auch bei der Bank BPM könnte sich etwas tun. Die EU-Kommission verlangt von Rom Aufklärung wegen der Auflagen für das Übernahmeangebot der Unicredit für die BPM. Auch ein Gericht in Italien befasst sich damit.