Commerzbank hält an Vollausschüttungen fest
Commerzbank hält an Vollausschüttungen fest
Rückkäufe laut CFO kein Mittel im Abwehrkampf – 200 Mill. Euro Dividende für Bund
lee Frankfurt
Mit der Ankündigung, künftig mehr als 100 % des Nettoergebnisses auszuschütten und in Aktienrückkäufe zu investieren, hat die Commerzbank ihre Börsenbewertung in die Höhe katapultiert – und zumindest vorerst auch Unicredit-Chef Andrea Orcel zum Stillhalten gezwungen. Letzteres sei aber nur ein willkommener Nebeneffekt, gibt Finanzvorstand Carsten Schmitt im Interview der Börsen-Zeitung zu verstehen.
Kursanstieg von 38 Prozent seit Februar
Seit dem Kapitalmarkttag der Commerzbank im Februar hat die Aktie um 38 % zugelegt. Am Mittwoch schloss die Aktie nach Kursverlusten von mehr als 5,7 % bei 27,06 Euro. Analysten zufolge lohnt sich ein Kauf für Unicredit aber nur bis zu einem Kurs von etwa 21 Euro. In einem TV-Interview hatte Orcel kürzlich erklärt, Unicredit sei derzeit „weit entfernt“ von einem Übernahmeangebot. Als Reaktion auf die unerwünschten Avancen aus Mailand will der Commerzbank-CFO die ambitionierten Kapitalrückführungspläne trotzdem nicht verstanden wissen.
Geschäftserfolg und Strategie maßgeblich
Für die Höhe der Ausschüttungen sei ausschließlich relevant, was die Commerzbank im jeweiligen Geschäftsjahr im Einklang mit der Strategie und dem Geschäftserfolg an die Aktionäre zurückgeben könne. Schmitt: „Im Kern geht es darum, dass wir das von ihnen eingesetzte Kapital angemessen verzinsen.“
Rückkäufe stünden dabei nicht im Widerspruch zu Wachstum: „Wir haben uns über alle Segmente vorgenommen, jedes Jahr um 4% zu wachsen, und zwar aus eigener Kraft.“ Als Finanzvorstand hat Schmitt dabei noch einen weiteren Aspekt im Auge. „Im Endeffekt sind Vollausschüttungen des Gewinns in den kommenden Jahren auch sinnvoll, um unsere Kernkapitalquote von zuletzt 15,1% bis 2028 auf unsere Zielquote von 13,5% zu steuern“, sagt er. Damit sei die Commerzbank angemessen kapitalisiert. Auch der Bund, der gegenwärtig noch mit etwas weniger als 10 % an der Commerzbank beteiligt ist, profitiert von der aktionärsfreundlichen Dividendenpolitik. Insgesamt hat das Institut Schmitt zufolge für die Geschäftsjahre 2022, 2023 und 2024 etwa 200 Mill. Euro an den Bund ausgeschüttet. „Außerdem haben wir für rund 1,72 Mrd. Euro Aktien zurückgekauft. Das hat zu unserem sehr erfreulichen Aktienkursverlauf beigetragen, der den Wert der Beteiligung des Bundes deutlich erhöht hat.“
Interview Seite 5