Unicredit-Chef will bei Generali nicht aufstocken
Unicredit-Chef will bei Generali nicht aufstocken
Orcel reagiert auf Warnung von Intesa Sanpaolo
bl Mailand
In Italiens Bankenlandschaft wächst die Besorgnis über negative Folgen der mit sehr harten Bandagen ausgefochtenen Übernahmeschlachten. Nachdem sich nun Intesa-Sanpaolo-CEO Carlo Messina in die Debatte eingeschaltet hat, schloss Unicredit-CEO Andrea Orcel öffentlich eine weitere Aufstockung der Unicredit-Beteiligung von fast 7% an der Versicherung Generali aus.
Vor dem nationalen Kongress der Bankengewerkschaft Fabi antwortete Orcel auf Äußerungen Messinas, der Unicredit vor einer Erhöhung der Beteiligung gewarnt hatte: „Würde das passieren, riefe ich Andrea Orcel an und forderte ihn auf, damit aufzuhören, da er weitere Operationen laufen hat.“ Es sei klar, dass Orcel einige seiner Projekte aufgeben müsse. Es könnte vernünftiger sein, andere Wege einzuschlagen, meinte Messina, der selbst jegliches Interesse an Generali bestritt. Das sei schon aus kartellrechtlichen Gründen schwierig. Es hatte wiederholt Spekulationen gegeben, die Intesa Sanpaolo könnte bei der Generali eingreifen, um eine Übernahme durch Unicredit zu verhindern. Italiens größte Bank Intesa Sanpaolo ist das einzige größere Finanzinstitut des Landes, das nicht an einer der laufenden Übernahmeangebote beteiligt ist. In der Vergangenheit hatte die Bank Interesse an der Generali bekundet.
Große Verwirrung
Messina äußerte sich generell besorgt über die Vielzahl nicht abgeschlossener Übernahmevorhaben in Italiens Bankenwelt und beklagte eine Unfähigkeit des italienischen Systems diese Themen „auf elegante Weise“ zu lösen. Mit Blick auch auf Streitigkeiten etwa zwischen Unicredit und BPM, das umstrittene Angebot der Monte dei Paschi di Siena für die Investmentbank Mediobanca sowie die Einmischung auch der Regierung in diverse Vorhaben sprach Messina von großer Verwirrung. Das alles werfe kein gutes Bild auf Italien.
Derzeit laufen in Italien mehrere Übernahmevorhaben, die sich teilweise überschneiden. Unicredit hat außerdem eine vorübergehende Aussetzung des Übernahmeangebots für die drittgrößte italienische Bank BPM erwirkt. Die HVB-Mutter hofft, die Regierung überreden zu können, die Auflagen Roms für die geplante Übernahme der BPM zu lockern.
BPM-Chef Giuseppe Castagno sieht sich durch den von Unicredit erwirkten Aufschub in seinem Handeln stark eingeschränkt. Er halte die von Rom verlangten Garantien der Unicredit hinsichtlich der Kreditvergabe oder des Bestands italienischer Staatsanleihen "weder für abstrus noch für unerwartet“.
Markennamen behalten
Monte-dei-Paschi-CEO Luigi Lovaglio zeigt sich skeptisch, was das Übernahmeangebot der Mediobanca für die Generali-Tochter Banca Generali angeht. Es bleibe abzuwarten, welche ökonomischen Konsequenzen eine Übernahme habe. Während die Mediobanca den Namen Banca Generali verschwinden lassen wolle, habe er vor, nach einer Übernahme der Mediobanca deren Markennamen zu behalten.
Offene Fragen
Unterdessen prüft das Generali-Management die Offerte der Mediobanca. Es gibt eine Reihe von offenen Fragen, denn die Generali, die für ihre Tochter Generali-Aktien erhielt, die derzeit die Mediobanca hält, soll diese für eine Periode von einem Jahr nicht verkaufen können. Das wirft Fragen auf. Außerdem ist die Banca Generali ein wichtiger Distributionskanal für die Generali, steuert mehr als 400 Mill. Euro zum Jahresgewinn bei und hat 104 Mrd. Euro Assets under Management.
Die Gewerkschaft Fabi fürchtet wegen der zu erwartenden Konsolidierung im Bankensektor die Schließung weiterer Filialen sowie Arbeitsplatzverluste.