7. Global Anti-Financial Crime Conference

Neue Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA weckt hohe Erwartungen

Die neue europäische Behörde zur Geldwäschebekämpfung, AMLA, könnte nach Expertenmeinung fundamentale Verbesserungen mit sich bringen. Zugleich war auf der 7. Global Anti-Financial Crime Conference in Frankfurt die Warnung vor zu hohen Erwartungen nicht zu überhören.

Neue Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA weckt hohe Erwartungen

Anti-Geldwäsche-Amt weckt Erwartungen

Experten sehen in AMLA zwar große Chancen, dämpfen aber zu hohe Hoffnungen

fir Frankfurt

Das 6. Anti-Geldwäsche-Paket der Europäischen Union, mit dem auch die Behörde Anti-Money Laundering Authority (AMLA) ins Leben gerufen wurde, hat nach Ansicht von Experten das Zeug zum großen Wurf. Es handele sich um einen entscheidenden Schritt voran, sagte etwa Daniel Thelesklaf, Leiter der deutschen Financial Intelligence Unit (FIU), am Donnerstag bei der 7. Global Anti-Financial Crime Conference in Frankfurt, veranstaltet vom International Bankers Forum. Aufgabe der FIU ist es, Geldwäscheverdachtsmeldungen von Banken und anderen Verpflichteten zu sichten und zu filtern.

Einige Leute halten das neue Anti-Geldwäsche-Paket für einen Wendepunkt. Ich bin mir da noch nicht so sicher, aber es kann sein.

Daniel Thelesklaf, Leiter der deutschen Financial Intelligence Unit

Thelesklaf, der in seiner Funktion als FIU-Chef dem entsprechenden Verwaltungsrat der AMLA angehört, berichtete aus erster Hand von regelrechter Aufbruchstimmung: „Bei unseren ersten Treffen herrschte große Begeisterung, so mein erster Eindruck. Das habe ich noch nicht erlebt.“ Frühere Vorstöße in der Geldwäschebekämpfung seien nicht gerade von Begeisterung geprägt gewesen, fügte er schmunzelnd an. Dennoch dämpfte er die Erwartungen. „Einige Leute halten das neue Anti-Geldwäsche-Paket für einen Wendepunkt. Ich bin mir da noch nicht so sicher, aber es kann sein.“ Zudem warb er um Geduld. „Es ist wichtig, genügend Zeit für die Umsetzung zu haben. Ich denke nicht, dass Schnelligkeit der einzige Maßstab ist, den wir haben sollten.“

Aufsicht beginnt 2028

Die im Aufbau begriffene AMLA wird erst am 1. Januar 2028 ihre operative Arbeit voll aufnehmen und nach eigenen Angaben mit 430 Beschäftigten ausgestattet sein. Ende dieses Jahres sollen es den Angaben zufolge etwa 80 sein. Als Leiterin der neuen Behörde wurde die Italienerin Bruna Szego auserkoren, als Sitz der Frankfurter Messeturm.

Führungsgremium ist der Exekutivausschuss, bestehend aus der Vorsitzenden und fünf weiteren Mitgliedern. Der Verwaltungsrat hat zwei unterschiedliche Zusammensetzungen. Zum einen bestehend aus den Leitern der für die Geldwäscheaufsicht zuständigen nationalen Behörden, zum anderen der FIUs.

Versagen des bisherigen Systems

FIU-Chef Thelesklaf verwies darauf, dass die Anti-Geldwäsche-Reform auf ein Versagen des bisherigen Systems zurückzuführen sei, was er nicht als Kritik an einzelnen Aufsichtsbehörden verstanden wissen will, sondern an den strukturellen Bedingungen. „Wie kann man einen Finanzmarkt beaufsichtigen, der sich auf nationale Institutionen stützt, die alle durch nationale Gesetze gebunden und begrenzt sind?“, führte er aus.

Das soll sich künftig ändern, bringt das neue Paket doch echte Neuerungen mit sich. So ist angedacht, einen integrierten Mechanismus zur Einbindung der nationalen Aufsichtsbehörden und Financial Intelligence Units zu schaffen. Es soll ein harmonisiertes Regelwerk gelten und die Geldwäschebekämpfung im Nichtfinanzsektor gestrafft und verbessert werden. Zudem wird die AMLA die direkte Aufsicht über rund 40 besonders risikobehaftete Institute in der EU übernehmen und sie notfalls auch über jedes andere an sich ziehen können.

Hoffnungen ruhen auf verbessertem Austausch

Thorsten Höche, Leiter Recht und Geldwäscheprävention beim Bankenverband, begrüßte das Aufsichtsmodell und sieht große Verbesserungsmöglichkeiten in der Geldwäschebekämpfung. Als besonders positiv hob er die Absicht hervor, den Informationsaustausch zu intensivieren. „Dies ist eine große Chance für die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor und kann Ergebnisse verbessern.“ Sein abschließendes Urteil über das Anti-Geldwäsche-Paket: „Es ist ein großer Schritt in der europäischen Gesetzgebung, wird aber nicht das Ende der Regulierung sein.“ Höche warnte aber ebenfalls vor Euphorie. Es werde Zeit bedürfen, um den Mechanismus umzusetzen – und nicht einfach sein.

Kosten drücken

Maren Adam vom Bundesverband der Geldwäsche-Beauftragten hofft, dass künftig Best Practices stärker Anwendung finden und durch das Anti-Geldwäsche-Paket geschaffene Effizienzen die Kosten der Geldwäsche-Compliance sinken. Diese seien aktuell so hoch, dass manche Unternehmen erwägten, in andere Staaten auszuweichen. Nun bestehe die Chance, die Ausgaben zu drücken.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.