Ziele leicht angehoben

Neue Commerzbank-Prognosen lassen Anleger kalt

Die Commerzbank hebt die Ziele für 2025 nach starken Quartalszahlen leicht an. Der Aktienmarkt scheint das aber mit den jüngsten Kursgewinnen schon eingepreist zu haben.

Neue Commerzbank-Prognosen lassen Anleger kalt

Neue Commerzbank-Prognosen bereits eingepreist

Gewinnsprung der polnischen MBank treibt Gewinn der Konzernmutter – Andere Berechnungsweise des Risikoergebnisses führt zu Auflösungen

lee Frankfurt

Nach einem Rekordgewinn im ersten Halbjahr hat die Commerzbank die Ziele für 2025 nach oben justiert. Wie das Institut am Mittwoch mitteilte, rechnet es nun mit einem Nettoergebnis von rund 2,9 Mrd. Euro. Nach Abzug der anteiligen Kosten für den angekündigten Stellenabbau sollen davon rund 2,5 Mrd. Euro verbleiben. Bislang hatte Konzernchefin Bettina Orlopp 2,4 Mrd. Euro in Aussicht gestellt.

Konservativ geschätzt

Ausschlaggebend für die positive Entwicklung ist neben der starken Ergebnisentwicklung der polnischen Tochter MBank der Zinsüberschuss. Trotz vier Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank erwies dieser sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu stabil bei gut 2 Mrd. Euro. Dies nahm die Commerzbank zum Anlass, die Prognose für das Gesamtjahr zu erhöhen. Statt 7,8 Mrd. Euro rechnet sie nun mit 8,0 Mrd. Euro.

Nicht nur die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods hatten damit allerdings bereits gerechnet. Der Grund dafür ist die überaus konservative Schätzung der Commerzbank für das sogenannte Einlage-Beta bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal im Mai. Die Kennzahl gibt an, in welchem Ausmaß Banken Leitzinsveränderungen an die Kunden weitergeben können und ist daher maßgeblich für die Höhe des Zinsüberschusses.

Obwohl das Beta im ersten Quartal wie im Gesamtjahr 2024 bei 38% lag, hatte die Commerzbank für 2025 mit einem Anstieg auf 41% kalkuliert. Das schien vielen Analysten übertrieben, und zwar zu Recht, wie sich jetzt zeigte. Nach einem Anstieg auf lediglich 39% im ersten Halbjahr geht die Commerzbank inzwischen nur noch von einem Einlagen-Beta von 40% im gesamten Jahr aus, mit dem entsprechend positiven Effekt auf den Zinsüberschuss.

Rückläufiges Risikoergebnis

Trotz Rezession fiel auch das Risikoergebnis besser aus als erwartet. Die Analysten hatten hier mit einem geringfügigen Anstieg auf 202 Mill. Euro gerechnet, tatsächlich buchte die Commerzbank hier aber nur 176 Mill. Euro ein. Dies war allerdings zum Teil einer methodischen Veränderung geschuldet. So trennte sich die Commerzbank von dem während der Pandemie eingeführten Konzept der „Top Level Adjustments/TLA“, mit denen unvorhersehbare Risiken abgefedert werden sollten. Dies führte unter dem Strich zu einer Entlastung von 40 Mill. Euro. Die neue Methodik soll jedoch die Sensitivität für makroökonomische Effekte erhöhen, unterstrich Finanzvorstand Carsten Schmitt. Sie beinhalte etwa 90 Mill. Euro für die potenziellen Auswirkungen der US-Zölle. Der Anteil an faulen Krediten (Non-Performing-Loans/NPL) am gesamten Kreditportfolio betrug den Angaben zufolge 1,1%. Für das Gesamtjahr bleibt die Commerzbank bei der Prognose eines Risikoergebnisses von 850 Mill. Euro.

Kontogebühren generieren Erträge

Ebenfalls an der bisherigen Planung fest hielt sie beim Provisionsüberschuss, der sich mit plus 10% auf rund 1 Mrd. Euro besser entwickelte als erwartet. Analysten hatten dem Institut hier 985 Mill. Euro zugetraut. Diese Kennzahl ist bedeutsam, weil sie weniger von externen Faktoren abhängig ist und stabilisierend wirkt.

Um höhere Provisionseinnahmen zu erzielen, hat die Commerzbank angekündigt, Bankdienstleistungen teurer zu machen. Besonders sichtbar ist dies im Privatkundengeschäft, in dem sie über Jahrzehnte mit allen Mitteln um Neukunden buhlte. Mit der Einführung von Kontogebühren hat es in diesem Jahr eine drastische Kursänderung vollzogen. Kunden der Premiummarke Commerzbank zahlen 4,90 Euro im Monat. Die Mehrheit habe dem Preismodell zugestimmt, seit Juni gebe es zusätzliche Erträge.

Kostendisziplin gehalten

Das operative Ergebnis stieg den Angaben zufolge um 34% auf rund 1,17 Mill. Euro. Nach Steuern, Minderheiten und Restrukturierungsaufwendungen verbleibt davon ein Nettoergebnis von 462 Mill. Euro, nach 538 Mill. Euro im Vorjahr. Die Aufwands-Ertrags-Quote lag mit 56% wie von den Analysten erwartet unter dem internen Zielwert von 57%.

Ohne Restrukturierungskosten belief sich die Nettoeigenkapitalrendite (RoTE) im zweiten Quartal auf 10,7%, nach 7,3% im Vorjahreszeitraum. Im ersten Halbjahr lag sie bei 11,1%. Gut möglich also, dass die Commerzbank die für das Gesamtjahr in Aussicht gestellten 9,6% übertrifft.

Die Commerzbank stellt den Aktionären für 2025 einen höheren Gewinn in Aussicht, aber der Aktienkurs bewegt sich nur seitwärts. Nach einer ziemlich konservativen Schätzung im ersten Quartal hatten viele Analysten den stabilen Zinsüberschuss bereits erwartet.