Krypto-Crash

Binance bedauert geplatzte Rettung von FTX

Binance-Deutschlandchef Michael Wild hält das Ausmaß des aktuellen Krypto-Crashs derzeit für unklar. Allerdings breitet sich die Ansteckungswelle nach der Pleite der Kryptobörse FTX rasant aus.

Binance bedauert geplatzte Rettung von FTX

xaw Frankfurt

Binance-Deutschlandchef Michael Wild bedauert, dass eine Rettung der insolventen Kryptobörse FTX durch sein Unternehmen geplatzt ist. „Jedes Mal, wenn ein großer Akteur der Branche scheitert, leiden die Privatkunden“, sagt der Manager im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Spekulationen über das Ausmaß des Krypto-Crashs bezeichnet Wild als „reine Kaffeesatzleserei“ – allerdings breitet sich die Ansteckungswelle im Segment nach der FTX-Pleite rasant aus.

Nach der einst von FTX mit Krediten gestützten Lending-Plattform BlockFi, die zu Wochenbeginn sämtliche Auszahlungen stoppte, sind nun auch der Broker Genesis und die mit diesem kooperierende Kryptobörse Gemini in die Bredouille geraten. Ersterer ist mit Abhebungsanfragen konfrontiert, die sein Liquiditätslevel übersteigen, und hat deshalb Rückzahlungen und die Kreditvergabe eingestellt. Gemini pausierte darauf ebenfalls die Rückzahlungen auf ihrer Lending-Plattform, über die Investoren Zinsen auf den Verleih von Kryptowährungen erhalten können. Hinter Gemini stehen die Zwillingsbrüder Cameron und Tyler Winklevoss, die wie der in die Kritik geratene FTX-Gründer Sam Bankman-Fried zu den prominentesten Gesichtern der Kryptoszene zählen.

Bankman-Fried gab am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter zu, die Verschuldungsgrade innerhalb seines Geschäftsimperiums unterschätzt zu haben. FTX beantragte am Freitag Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts. Eine auf den Bahamas ansässige Einheit des Unternehmens erklärte in New York nun zudem Zahlungsunfähigkeit nach Chapter 15 – dieses bezieht sich auf Insolvenzen, die Assets und Gesellschaften in mehreren Ländern betreffen.

Bankman-Fried, der sich aktuell auf den Bahamas aufhält, muss möglicherweise zu Befragungen in die USA reisen. Dort untersuchen mehrere Behörden, darunter das Justizministerium, inwieweit der Gründer persönlich für die Liquiditätskrise auf seiner Plattform verantwortlich war.

Notenbanker und Aufseher weltweit betonen nach dem FTX-Crash die Notwendigkeit einer strengeren Krypto-Regulierung. Derweil sucht die Digital-Assets-Branche nach Auswegen aus ihrem Dilemma – Binance kündigte einen Erholungsfonds für den Sektor an. Allerdings ist die Marktführerin unter den Kryptobörsen, die sowohl den Spot- als auch den Terminhandel mit Cyberdevisen dominiert, laut Investoren selbst bedeutenden Risiken ausgesetzt. Im Oktober wurde sie Ziel einer groß angelegten Cyberattacke – zudem steht Binance in der Kritik, weil sie trotz bestehender US-Sanktionen milliardenschwere iranische Transaktionen abgewickelt haben soll.

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