Betrug mit Solaranleihen
Betrug mit Solaranleihen
Britische Kommune Thurrock verliert dreistelligen Millionenbetrag
hip London
Die britische Betrugsbekämpfungsbehörde SFO hat Finanzinstitute aufgefordert, ihr Informationen für ihre Ermittlungen gegen Rockfire Investment Finance zu liefern. Es geht um den Betrug mit Solaranleihen. Opfer ist die britische Kommune Thurrock, die dabei mehrere Millionen Pfund verlor. SFO-Direktor Nick Ephgrave sprach von einem „signifikanten Schritt“ für die Untersuchungen der Behörde.
Die Kommune hatte zwischen 2016 und 2020 von Rockfire Investment Finance Solaranleihen erworben, die 3% bis 6% Rendite versprachen. Das war im damaligen Nullzinsumfeld ein attraktiver Kupon, verbunden mit dem guten Gefühl, mit erneuerbaren Energien die Welt zu retten.
Luxuriöser Lifestyle
Rockfire Investment Finance gibt es nicht mehr. Thurrock Council zog deshalb im vergangenen Jahr gegen ihren ehemaligen Chef, Liam Kavanagh aus Dubai, und seine Rockfire Group vor den Londoner High Court. Die Kommune habe anfangs fast 270 Mill. Pfund investiert und aufgrund von „betrügerischen Falschdarstellungen“ des Geschäftsmanns und seiner Firma später nachgelegt, hieß es damals.
Zudem warf sie Kavanagh vor, 150 Mill. Pfund für persönliche Zwecke – eine Yacht, einen Privatjet und Immobilien – abgezweigt zu haben, Kavanagh wies die Vorwürfe energisch zurück. Wie die „Financial Times“ berichtet, vertritt ihn derzeit die Kanzlei Hogan Lovells. Rockfire steht HCR Legal zur Seite.
Schwache Erfolgsbilanz
Dem Serious Fraud Office (SFO) zufolge wurden die Anleihen auch von anderen Firmen der Rockfire Group verkauft. Das Satiremagazin „Private Eye“ nennt die in früheren Fällen meist erfolglose Behörde nur noch „Serious Farce Office“.
Verfahren gegen Tesco, die Nummer 1 des britischen Lebensmitteleinzelhandels, gegen frühere Manager des Outsourcing-Dienstleisters Serco und Ex-Barclays-Führungskräfte verliefen im Sande. Auch die jahrelangen Ermittlungen gegen den kasachischen Bergbaukonzern Eurasian Natural Resources Corp (ENRC) wurden schließlich eingestellt.
Auch Tories greifen mal daneben
Sinkende Einnahmen aus der Gewerbesteuer, die anhaltend hohe Teuerungsrate und steigende Kosten für die Altenpflege haben bereits eine Reihe von britischen Kommunen in die Pleite getrieben, darunter Großstädte wie Birmingham. Manche verhoben sich an Bauvorhaben und anderen Immobiliengeschäften.
Andere griffen mit ihren Investments daneben. Nottingham (Labour) hatte Millionen in den Energiehändler Robin Hood Energy gesteckt. Der wurde, wie viele kleinere Energieanbieter, vom rasanten Anstieg der Gaspreise nach der russischen Invasion der Ukraine auf dem falschen Fuß erwischt. Das Abenteuer kostete die Steuerzahler bis zu 38 Mill. Pfund, 230 Mitarbeiter verloren ihren Job.
Finanzchef von Thurrock abgestraft
Thurrock stach heraus, weil die Verwaltungseinheit am Nordufer der Themse von den Tories regiert wurde. Den Konservativen hatte man stets unterstellt, besser mit Geld umgehen zu können als Labour-Politiker. Die Kommune hatte einen Schuldenberg von 1,5 Mrd. Pfund aufgehäuft, als sie 2022 zahlungsunfähig wurde.
Ihr ehemaliger Finanzchef Sean Clark wurde letzten Monat von der unabhängigen Wirtschaftsprüferaufsicht FRC abgestraft. Der Financial Reporting Council empfahl, Clark für fünf Jahre aus der Association of Chartered Certified Accountants auszuschließen, was einem befristeten Berufsverbot gleichkommt. Zudem erhielt er eine scharfe Verwarnung.